Der SK Sturm hat den ersten Matchball im Rennen um den Meistertitel vergeben. Gegen Rapid setzte es für die Grazer eine 1:3-Auswärtsniederlage (Zum Spielbericht>>>).
So kommt es am letzten Spieltag einer verrückten Saison zu einer verrückten Situation.
In der 32. Runde der ADMIRAL Bundesliga können noch drei Teams Meister werden.
Scherpen kritisiert vertane Chance: "Nicht gut genug"
Bevor die "Blackies" aber an das Meisterschafts-Fotofinish denken, ärgern sie sich über die verpasste Chance, sich den Meistertitel schon vorab zu sichern. Beim 2,05 Meter großen Kjell Scherpen sitzt die Enttäuschung nach dem Spiel tief. Der Torhüter sieht den Knackpunkt der Niederlage in der ersten Halbzeit:
"Das war nicht gut genug. Am Anfang waren wir noch okay. Aber danach, wenn es 1:0 steht, machen wir uns selbst nicht einfach. trotzdem haben wir noch eine große Chance gehabt. Aber am Ende haben wir in der zweiten Halbzeit das Tor gemacht. Aber das war zu spät."
Ähnlich sieht es sein Teamkollege Otar Kiteishvili. Der Georgier spricht von einem auf und ab, bei dem Rapid das bessere Ende gefunden hat:
"Es ging nicht wie geplant, es war ein Up-and-Down. Sie hatten wahrscheinlich einen besseren Start, eine bessere Energie. Ich würde sagen, es war schwierig, den Moment zu finden, in der wir sie gepresst haben. Sie waren besser in den zweiten Bällen. Deshalb haben sie das erste Tor und dann das zweite gemacht."
Doch auch nach dem 0:2 kommt Sturm noch einmal ran, für mehr soll es gegen Rapid aber nicht reichen. Auch wenn Trainer Jürgen Säumel die 1:3-Niederlage ärgert, ist der Blick des Chefcoachs bereits nach vorne gerichtet:
"Es ist nichts passiert. Wir sind nach wie vor drei Punkte vorne und haben jetzt am Samstag die Möglichkeit, vor eigenem Publikum alles klar zu machen."
Säumel will auf Sieg spielen
Auch ein Punkt gegen die Wolfsberger würde den Grazern zum fünften Meistertitel in der Vereinsgeschichte reichen. Mit einem Unentschieden will sich Säumel aber nicht abfinden. Er möchte seine Mannschaft auf Sieg spielen sehen:
"Wir sind eine Mannschaft, die prinzipiell auf Sieg spielt. Wir werden uns bestmöglich vorbereiten, das Spiel analysieren, so wie in jeder anderen Woche auch. Ich glaube, wie gesagt, dass nicht alles schlecht war, sondern dass viele positive Dinge auch dabei waren."
Der 40-Jährige hebt im Lob seiner Mannschaft aber auch die negativen Dinge im Spiel gegen Rapid hervor:
"Wie gesagt, an der Effizienz hat es auch ein bisschen gemangelt im letzten Drittel. Die Zielstrebigkeit, vielleicht die Genauigkeit auch. Wie gesagt, es ist jetzt nichts passiert. Wir werden das Spiel abhalten, analysieren und uns auf den WAC vorbereiten."
Wie trainiert man Nervenstärke?
Doch wie macht man das? Gegen die Wolfsberger sind die Grazer in dieser Saison bisher noch ohne Sieg, im letzten Aufeinandertreffen gab es ein Unentschieden.
Säumel: "Wir alle haben mitbekommen, dass sie (Die Sturm-Mannschaft, Anm.) mit Rückschlägen sehr gut umgegangen ist in der Vergangenheit, dass sie immer wieder aufgestanden ist. Sei es nach roten Karten oder auch nach Verletzungen, immer alles am Platz hat lassen. Wir werden uns sehr gut vorbereiten am Samstag und wie gesagt, vor eigenem Publikum, versuchen alles klar zu machen."
Die Grazer stehen wie letzte Saison vor der Aufgabe, im letzten Heimspiel alles klar machen zu müssen. Eine Erfahrung, die laut Jürgen Säumel in diesem Jahr einen Vorteil bringen könnte:
"Ich glaube, dass es sicherlich ein kleiner Vorteil ist, weil die Mannschaft sehr viel Erfahrung verfügt, internationale Erfahrung auch mit der Situation. Sie hat schon bewiesen, dass sie damit umgehen kann."
Kiteishvili liebt den Druck: "Die beste Position"
Im Saisonfinish letztes Jahr noch gelbgesperrt, kann Otar Kiteishvili dieses Jahr im letzten Spiel mitwirken. Druck verspürt der 29-Jährige keinen, ganz im Gegenteil:
"Ich denke, wir müssen nicht zu viel Druck auf uns selbst legen. Denn das ist der Moment, den wir für uns genießen müssen. Ich glaube, alle Fußballer lieben es, in unserer Position zu sein. Alles in der eigenen Hand zu haben, das letzte Spiel mit unseren Fans zu spielen und den Titel zu gewinnen. Das ist die beste Position, die wir haben können."
Ob die Grazer zum zweiten Mal in Folge die Meisterschale in den Grazer Nachthimmel strecken können, wird im allerletzten Spiel entschieden. Trotz der Niederlage im Westen Wiens ist der Glaube bei Sturm da, im Fotofinish als Erster über die Ziellinie zu laufen.
So auch bei Kjell Scherpen: "Am Ende habe ich volles Vertrauen, dass wir mit dem Teller (dem Meisterteller, Anm.) dastehen. Das ist unser Ziel. Jede Niederlage macht uns auch stärker. Das haben wir in den letzten Spielen bewiesen. Wir sind alle bereit für ein super Spiel am Samstag und um am Ende mit dem Teller dazustehen."