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"Bullen"-Fans erklären ihren Frust

Die Fanklubs von Red Bull Salzburg erklären ihren Frust in einem offenen Brief.

Die organsierte Fanszene des FC Red Bull Salzburg bringt in einem offenen Brief ihren Unmut über die aktuelle Situation ihres Vereins zum Ausdruck.

Die Kritik reicht von der Transferpolitik über die Meisterstern-Causa bis hin zur Kommunikation des Klubs und richtet sich direkt an die Geschäftsführung und Dietrich Mateschitz.

"Eingespielte Mannschaften werden (fast schon 'traditionell') ständig zerrissen, was unsere Elf ständig an höheren sportlichen Erfolgen scheitern lässt", ist u.a. zu lesen.

Der gesamte, ungekürzte Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Mateschitz,

sehr geehrte Herren Sauer, Jandrasits, Theierl, Rauch und Resch!

Die Vertreter der organisierten Fanszene des FC Red Bull Salzburg erlauben sich wie folgt zu den Vorkommnissen in den letzten Wochen und Monaten Stellung zu beziehen:

Meisterstern

Der Meisterstern ist wohl für Fußballer und deren Fans die höchste, permanent sichtbare Auszeichnung, die es in dieser Sportart gibt. Dieser Stern symbolisiert nicht nur die gewonnenen Meisterschaften, sondern erfüllt jeden Anhänger mit Stolz. Stolz, den er gerne zur Schau trägt. Umso schmerzhafter war es erfahren zu müssen, dass unser geliebter Verein diesen Meisterstern nicht führen möchte. Den Stern, auf den viele von uns schon viele Jahre warten und der den Spielern und uns langjährigen Fans zusteht. Auch wenn es keine niedergeschriebenen Regularien in Österreich gibt, kann hier das Gewohnheitsrecht Anwendung finden. Rapid Wien, Austria Wien und Wacker Innsbruck leben dies vor.

Mit Beharrlichkeit und allem nötigen Respekt versuchten wir bei Ihnen unser Anliegen zu platzieren: Ob Petition, Spruchbänder oder Gesänge - keine von uns gewählte Aktionen führte zu einem positiven Ausgang. Warum sträubt sich unser Verein so sehr gegen den Meisterstern, der für Fans und Spieler doch eine Auszeichnung für die sportlichen Erfolge darstellt?

Transferpolitik

Seit der Gründung von RB Leipzig wurde den FC Red Bull Salzburg Anhängern eine Art „Familiensituation“ vorgegaukelt, die viele positive Effekte auch für den Salzburger Verein hätte bringen sollen. Zwar wurden viele interessante Spieler in die Mozartstadt geholt, diese konnten aber leider nicht lange gehalten werden. Wir haben völliges Verständnis für Spieler, die den nächsten Schritt wagen möchten und sich zu höheren Aufgaben berufen fühlen, als in der heimischen Ausbildungsliga ihr Dasein zu fristen. Kein Verständnis hingegen haben wir für die Politik eines „Selbstbedienungsladens Salzburg“, so wie wir es in der (jüngeren) Vergangenheit erleben mussten. Es kann nicht angehen, dass den Salzburgern wichtige Spieler abhandenkommen, weil Leipzig und ein Herr Rangnick einfach „Bedarf“ haben - oder auch nicht, wie die Causa Bernardo zeigte! Uns wurde ein wichtiger Spieler genommen, der in Deutschland - begründet durch die Verpflichtung von Kyriakos Papadopoulos - wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen wird.

Seit Bestand von RB Leipzig wanderte eine komplette Kampfmannschaft plus Ersatzkeeper nach Leipzig ab, teilweise zu sehr unglücklichen Zeitpunkten. So wurde uns versprochen mit einem Naby Keita in die Champions League-Qualifikation zu gehen. Wir sind überzeugt, dass die Kreativität gerade dieses

Spielers uns Salzburgern den Einzug in die Gruppenphase ermöglicht hätte. Das selbe Procedere mussten wir nun mit Bernardo vor Beginn der Europa League Gruppenphase erneut erleben.

Wir fordern eine ganz klare Trennung dieser beiden Vereine, die über das geschriebene bzw. kolportierte Wort  hinaus geht! Man kann bei Spielern, die für ein sportliches Fortkommen essentiell sind, auch auf Vertragseinhaltung drängen, wie das beispielsweise in der deutschen Bundesliga Gang und Gebe ist. Beispiele hierzu gibt es zu Hauf.

Kommunikation

Bei der internen und externen Kommunikation kann man zeitweise nur mehr den Kopf schütteln. Während Christoph Freund sich einem Interview stellt und die Transfersumme von Bernardo als „in Österreich nicht üblicher Höhe“ bezeichnet, hört man gleichzeitig von Ralf Rangnick aus Leipzig, dass dies „noch zu besprechen“ sein wird.

Dieser Umstand ist schlicht und ergreifend untragbar! Auch wenn seit Anfang August „Die Trennung von Leipzig formal vollzogen wurde“ (APA Meldung vom 3.8.2016), so hat man den Eindruck - gerade im Hinblick auf die oben angeführten Transfers zwischen Salzburg und Leipzig -, dass dies sich lediglich auf die „Financial Fairplay“ Richtlinien der UEFA bezieht. Unser geschätzter Geschäftsführer Jochen Sauer meinte im Interview: „Es gibt in den Integritätsregeln Bestimmungen, dass eine Person oder ein Unternehmen auf zwei Vereine nicht entscheidenden Einfluss haben darf.“.

Dies darf gerade im Hinblick auf die Person Ralf Rangnick angezweifelt werden, wie auch der Ex-Salzburg-Spieler Martin Hinteregger im Interview vom 1.9.2016 mit laola1.at bestätigt: „Ich finde das schade, denn im Endeffekt sind es zwei verschiedene Vereine, aber es wird alles aus Leipzig regiert, alles nur zu Leipziger Gunsten. Salzburg wird komplett links liegen gelassen. Ralf Rangnick hat auch in Salzburg noch das Sagen. Er hat hier etwas aufgebaut aber lässt jetzt alles den Bach runtergehen.“

Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Wir empfinden ebenso. Wie kann es sein, dass ein Herr Rangnick immer noch so einen Einfluss hat, obwohl es eine klare Trennung der beiden Vereine gibt?

Dieser Vorfall reiht sich nur in die Schlange der verunglückten Kommunikationsbeispiele ein. Der Meisterstern - selber als Ziel des FC Red Bull Salzburg vorgegeben und in diversen sozialen Netzwerken sogar visuell kommuniziert - war beim Erreichen auf einmal kein Thema mehr.

Ziele

Im Interview mit dem „Standard“ im Jahr 2010 betonte Herr Mateschitz „…Salzburg zur Sporthauptstadt Österreichs zu machen, wobei neben Eishockey natürlich auch Fußball dazugehört…“. Von einer „Sporthauptstadt“ sind wir meilenweit entfernt. Seit der Übernahme der Austria Salzburg im Jahr 2005 wurden die Ziele unseres Vereins ständig nach unten geschraubt. Zuerst Champions League, nach mehrfachem Scheitern, war nur mehr die „Teilnahme an einem europäischen Bewerb“ das Ziel, mittlerweile sind wir in Salzburg bei zwei reinen Ausbildungsmannschaften („Liefering A und Liefering B“, Oscar Garcia vor dem Spiel gegen Rapid in der 6. Runde der Saison 2016/17) angelangt. Der stolze FC Red Bull Salzburg zum Farmteam des sächsischen Ablegers degradiert! Sogar die Meisterschaft und weitere Titel (Cup?) sind nicht mehr im Fokus: „Man kann jedoch nicht davon ausgehen, dass man immer Meister wird und alle Titel gewinnt.“ (Christoph Freund, ebenso im Rahmen des Spiels gegen Rapid).

Scheinbar hatte man bei der Vertragsverlängerung mit Oscar Garcia auch noch andere Ziele im Blickfeld, darauf lässt seine Aussage bei der Pressekonferenz gegen Rapid schließen. Für seine Aussage, dass „er die Spieler, die nicht nach Leipzig gegangen sind, nicht im Stich lassen wird“ gebührt ihm unser höchster Respekt!

Wir zählen zu den treuesten Fans der Salzburger. Wir sind diejenigen, die „Regen und Wind, Sturm und Schnee“ (Auszug aus einem unserer Gesänge) trotzen und unsere Mannschaft in guten und schlechten Zeiten unterstützen. Doch woran sollen wir noch glauben? Hinter wem sollen wir stehen? Eingespielte Mannschaften werden (fast schon „traditionell“) ständig zerrissen, was unsere Elf ständig an höheren sportlichen Erfolgen scheitern lässt. Den verdienten Meisterstern erhalten wir ebenso wenig, wie klare Antworten. Auch für nicht organisierte Fans sind diese Umstände mittlerweile untragbar.

Sehr geehrte Herren! Wir sind unserem finanziellen Gönner, Herrn Mateschitz, für sein Engagement und seinen Einsatz bei der Rettung des Salzburger Spitzenfußballs wohl ewig dankbar. Die Umstände lassen uns allerdings an allem zweifeln, an das wir glauben. Sehr geehrter Herr Mateschitz, vergessen Sie

Ihre Heimat nicht, denn Sie haben die Möglichkeit eine Änderung herbeizuführen und den FC Red Bull Salzburg wieder zu dem zu machen, was er schon einmal war: eine Top-Adresse in Europa!

Aktuell sind wir lediglich die Lachnummer im Klubfußball. Nicht nur der Verein, sondern auch wir Anhänger sind ohnedies permanentem Bashing durch den Rest der Fußballwelt ausgesetzt, damit haben wir leben gelernt. Doch mit oben angeführten Punkten können wir nicht mehr leben!

Auf Ihre Antworten zu den oben gestellte Fragen und Punkten würden wir uns sehr freuen und stehen auch für ein persönliches Gespräch gerne und jederzeit zur Verfügung!

Die Hoffnung stirbt zuletzt! Forza Salzburg!

 

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