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Rapids alte Chancen-Leier

Torschüsse en masse, aber (fast) keine Tore der Hütteldorfer.

Die Doppelchance in der Schlussminute war bezeichnend. Zunächst scheitere Christoph Knasmüllner per Kopf an der Latte, anschließend musste Austria-Keeper Patrick Pentz all sein Können aufbieten, um aus kurzer Distanz mit dem Fuß den Schuss von Ercan Kara zu parieren.

Es gibt diese Spiele, in denen man das Gefühl hat, die dominierende Mannschaft könnte noch stundenlang spielen, ohne den Ball im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Das torlose Remis im 332. Wiener Derby war aus Sicht Rapids so ein Spiel.

"In der zweiten Hälfte hatten wir das Spiel komplett in der Hand, haben nur auf ein Tor gespielt. Aber wir haben uns leider nicht belohnt", ärgert sich SCR-Coach Didi Kühbauer.

Wieder Torschüsse en masse

Rapids Probleme mit der Chancenauswertung sind inzwischen eine alte Leier. 22:6 lautete die Torschuss-Bilanz nach dem Derby. Ein Treffer gelang aber keinem der beiden Teams. Beim 1:0 gegen Ried schoss Rapid 24 Mal aufs Tor, die Innviertler nur sechs Mal. Und bei der Nullnummer gegen Altach stand es in Sachen Torschüsse nach 90 Minuten sogar 21:1.

Nur vier Tore hat Rapid in den vergangenen fünf Meisterschaftsspielen gemacht, zwei davon beim 2:4 gegen Salzburg. Für die Ansprüche, erster "Bullen-Jäger" zu sein, ist das zu wenig.

"Wenn ich es jede Woche sage, wird es fad sein", leitet Kühbauer sein Statement dazu mit einem gequälten Lächeln ein, "grundsätzlich ist es ein gutes Zeichen, wenn wir zu Chancen kommen. Aber es ist zu wenig, wir müssen effizienter werden. Wir müssen uns selbst an der Nase nehmen. Wir haben uns um den Sieg gebracht."

"Wir haben gezeigt, dass wir im Moment besser sind als die Austria, aber wir haben sie leider wieder am Leben gelassen"

Didi Kühbauer

Die Hütteldorfer fühlten sich zurecht an das erste Saisonduell mit den Veilchen erinnert. Damals endete die Partie 1:1, die Torschussbilanz fiel mit 35:6 noch deutlicher aus als diesmal. Insgesamt haben es die Grün-Weißen in den beiden Spielen gegen ihren Erzrivalen bei 57 Versuchen nur einmal geschafft, Pentz zu bezwingen.

"Wir haben gezeigt, dass wir im Moment besser sind als die Austria, aber wir haben sie leider wieder am Leben gelassen. Wir hätten ein Tor machen müssen, es waren zwei verlorene Punkte", so Kühbauer. Auch Dejan Ljubicic war bei "Sky" ratlos: "Wir waren klar die bessere Mannschaft. Hinten haben wir's gut gemacht, aber vorne müssen wir die Chancen nützen."

Ein klein wenig entschuldigte der Coach seine Offensivleute diesmal aber: "Der Platz war schwer zu bespielen, er war sehr rutschig, sehr seifig. Da ist der erste Ballkontakt entscheidend, der Platz lässt keine Fehler zu."

"Lasst Demir doch mal in Ruhe!"

SCR-Juwel Yusuf Demir durfte diesmal von Start weg ran, lieferte mit 61 Ballkontakten, einem Torschuss, drei Torschussvorlagen und einer Passquote von starken 92,3 Prozent in statistischer Hinsicht zwar eine gute Leistung ab, ließ sich im Mittelfeld aber immer wieder den Ball abluchsen.

Kühbauer bescheinigte dem Youngster eine "brave, ordentliche" Leistung, wollte das Thema aber gar nicht groß besprechen: "Lasst den Jungen doch mal in Ruhe! Der ist 17 Jahre alt. Ich will ihn mit meinem Trainerteam schützen."

Und letztendlich war es zwar das dritte Derby, in dem nur ein Punkt herausschaute, wieder eine Partie mit vielen vergebenen Chancen, aber passiert ist aus Sicht des SCR freilich nichts.

So sieht es auch der Trainer: "Die Jungs kommen zu Chancen, sie belohnen sich nur nicht. Es wäre schlimmer, wenn wir Spiele gehabt hätten, wo wir zu keinen Chancen kommen."

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