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Marco Grüll: Didi Kühbauers goldenes Landei

Der Rapid-Trainer ist voll des Lobes für den explosiven Offensivspieler.

Marco Grüll: Didi Kühbauers goldenes Landei Foto: © GEPA

Neuzugang Marco Grüll hat dem Rapid-Spiel in den ersten 13 absolvierten Partien wie kein Zweiter seinen Stempel aufgedrückt. Mit seinem Treffer zum Ausgleich beim 1:1-Remis im 333. Derby gegen die Wiener Austria hält der Pongauer bei sieben Toren in 13 Spielen.

Die Torserie des Linksaußen umfasst nun fünf Spiele. Für Rapid-Trainer Didi Kühbauer Grund genug, um seinen Schützling nach dem Derby zu loben.

"Er hat ab der ersten Minute funktionieren müssen und er funktioniert unglaublich gut", so der Burgenländer bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Das ist, weil er ein intelligenter Kerl ist, weil er dermaßen am Boden bleibt, was ihm garantiert hilft."

Von St. Johann zu Rapid im Eiltempo

Der Weg des 23-Jährigen zu den Hütteldofern ist einer, der immer seltener beschritten wird. Grüll setzte nie einen Fuß in eine Akademie, im Juli 2015 wechselte der damals 17-Jährige von Pfarrwerfen zum Regionalliga-West-Klub TSV St. Johann im Pongau.

Nach dreieinhalb Jahren bei den Salzburgern geht es im Jänner 2019 zur SV Ried in die 2. Liga. Im Innviertel funktioniert der Offensivspieler auf Anhieb. In sieben seiner ersten neun Spiele kann Grüll einen Scorer-Punkt erzielen. Sechs Tore und sechs Assists sind die beeindruckende Ausbeute.

In seiner ersten kompletten Saison, der Spielzeit 2019/20 soll es genauso weitergehen. Grüll erzielte in 29 Zweitligaspielen 13 Tore und steuerte 13 Assists bei. In der Scorer-Wertung muss er nur Ex-Rapidler Stefan Nutz den Vortritt lassen, der seinen sechs Treffern gleich 22 Vorlagen hinzufügen kann.

Der Schritt in die Bundesliga hat der Torgefährlichkeit Grülls keinen Abbruch getan. In 31 Spielen markierte er immer noch elf Tore. Mit insgesamt 15 Scorer-Punkten war der Salzburger Rieds Top-Scorer der Vorsaison. In seinen zweieinhalb Jahren bei der SV Ried nahm Grüll sofort eine tragende Rolle ein.

Keine Selbstüberschätzung bei Grüll

Nun spielt der Salzburger seine offensive Klasse bei Rapid aus. Die größere Bühne, auf der sich Grüll nun beweisen muss, erschreckt ihn scheinbar nicht. "Der kommt von Ried zu Rapid, grundsätzlich sage ich, dass solche Spieler Anlaufzeit brauchen", so Kühbauer. Grüll sorgt hier für die Ausnahme, den Grund sieht der Rapid-Cheftrainer in der mentalen Stärke seines Schützlings.

"Bis jetzt habe ich noch nicht bei ihm bemerkt, dass er sich aufgrund seiner Tore oder seiner Bekanntheit verändert. Er hat noch nie ein Anzeichen gezeigt, dass er glaubt, er fängt zu fliegen an, was in Österreich ja auch oftmals der Fall ist, wenn einer dreimal den Ball trifft. Er ist so weit weg davon", lobt Kühbauer den Salzburger.

Grüll bewertet sein Tor im Derby ganz nüchtern. "Ich bin jetzt kein Kopfballungeheuer, aber ich den ganz gut ins Eck gelegt", sagt der Offensivspieler bei "Sky". Tatsächlich gelang dem Angreifer gegen die Austria das erste Kopfball-Tor auf Profi-Ebene.

Es scheint also, als würde dem Linksaußen in dieser Phase seiner Rapid-Karriere alles gelingen. Auch wenn Grüll nicht trifft, spielt er als offensiver Freigeist seine Stärken im Angriff des Vizemeisters aus. Der 23-Jährige verleiht dem Spiel der Hütteldorfer einen Schuss Explosivität.

Kühbauer: "Weil er ein Landei ist"

Dass es bei Rapid aber auch ganz schnell in die andere Richtung gehen kann, weiß sein Trainer nur zu gut. Erz-Rapidler Didi Kühbauer kennt den Verein und das Umfeld wie kein Zweiter.

"Dass er trifft, ist wunderschön, das ist gut. Das war auch heute gut. Aber es wird eine Phase kommen, wo man über den selben Grülli sagt, wenn er nicht trifft: 'Ist ihm irgendwas zu Kopf gestiegen?' Das kann ich heute schon beantworten: Nein!", sagt Kühbauer mit Nachdruck.

Den Grund dafür sieht Kühbauer im Charakter des Salzburgers: "Das wird nicht auch passieren, weil er einfach zu erdig ist. Weil er ein Landei ist, und das meine ich nicht abwertend".

Die Rapid-Karriere von Marco Grüll ist noch nicht sonderlich lang, der erste Eindruck, denn der Angreifer hinterlassen hat, ist durchwegs positiv. Neben dem Neuzugang haben noch fünf andere Spieler alle Saisonspiele der Grün-Weißen absolviert, nur Ercan Kara hat mehr Minuten abgespult.

Einen Aufstieg aus der Regionalliga zu einem Top-Klub der österreichischen Bundesliga in fünfeinhalb Jahren vollziehen nicht viele Spieler. Der zuvor genannte Kara ist einer dieser seltenen Spezies, beide spielen für Rapid.

Grüll beim ÖFB-Team auf Abruf

Während sich der Mittelstürmer auch schon zweimal über eine Einberufung in das Nationalteam von Franco Foda freuen durfte, kommt das für Grüll noch ein wenig zu früh. Immerhin findet sich der 23-Jährige auf der Abrufliste von Teamchef Franco Foda. Ein Indiz, dass auch der Teamchef Notiz von der Entwicklung des Salzburgers nimmt.

"Er weiß, dass er eine Chance bekommen hat, für Rapid zu spielen. Diese nutzt er im Moment unglaublich gut. Er wird uns weiterhin viel Freude machen", prophezeit Kühbauer.

Den Aufstieg vom Regionalliga-Kicker zum Rapid-Profi hat Grüll schon einmal vollzogen. Geht die Entwicklung des Offensivspielers so weiter wie sie in den letzten Jahren vonstattenging, werden die Hütteldorfer nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein und Grüll von der Abrufliste auf die Kader-Liste von Franco Foda rutschen.

Aber das ist vielleicht noch ein bisschen weit gedacht, für einen Spieler, der aktuell 13 Partien für Rapid in den Beinen hat.

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