Was für eine Talentprobe von John Mellberg!
Der 18-jährige Schwede kam im für den FC Red Bull Salzburg extrem entscheidenden Top-Spiel der 29. Runde der ADMIRAL Bundesliga gegen die Wiener Austria recht überraschend zu seinem ersten Einsatz "oben" seit September 2024. Am Ende stand ein enorm wichtiger 2:0-Sieg der "Bullen" (Spielbericht>>>) und eine Top-Leistung Mellbergs.
Eine Kopfball-Quote von 82 Prozent, 75 Prozent gewonnene Zweikämpfe und eine Passgenauigkeit von 87 Prozent sorgen unter anderem dafür, dass der Innenverteidiger zum laut "sofascore" statistisch besten Spieler am Feld avancierte.
"Es war aber eine Team-Performance!", winkt der Teenager mit dem Umstand konfrontiert, der beste Salzburger gewesen zu sein, ab.
"Absolut gute Leistung von ihm"
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Sonderlob gibt es dafür von allen Außenstehenden. So prognostiziert Goalie Alex Schlager Mellberg und seinem ebenfalls erst 18-jährigen Innenverteidiger-Partner Joane Gadou eine "Riesen-Karriere".
Trainer Thomas Letsch schwärmt indes: "Er war von Anfang an drinnen, hat gefühlt jedes Kopfballduell gewonnen, war im Spielaufbau gut und auch sonst sehr cool und souverän. Es war eine absolut gute Leistung von ihm."
Am Tag vor dem Spiel teilte der Deutsche Mellberg mit, dass er gegen den FAK starten würde. "Ich war sehr glücklich, die Chance zu bekommen", strahlt der Jungspund.
Die Spielpraxis war entscheidend
Indem er Mellberg diese Chance gab, ging Letsch durchaus ein gewisses Risiko ein. Immerhin hätte er den gelb-rot-gesperrten Samson Baidoo auch mit Routinier Maximiliano Caufriez oder dem immerhin 20-jährigen Hendry Blank ersetzen können.
Die Wahl fiel schlussendlich auf Mellberg, "weil er im im Rhythmus war und das im Training auch gezeigt hat", so Letsch.
Anders als Blank (und logischerweise auch Caufriez) ist der Schwede nämlich als Kooperationsspieler beim FC Liefering gemeldet und aufgrund seines Alters auch in der Youth League noch einsatzberechtigt. In der ADMIRAL 2. Liga lieferte Mellberg zuletzt Woche für Woche gute Leistungen ab. In der Youth League erzielte er bei der 1:2-Halbfinal-Pleite gegen Trabzonspor das einzige Salzburger Tor.
"Ich fühle mich gut in Form", so Mellberg.
Abgang stand im Raum! "Wollte immer hier bleiben"
Nun sei "genau das entstanden, worüber wir im Winter mit ihm sprachen", spielt Salzburg-Sportchef Rouven Schröder darauf an, dass Mellberg Anfang dieses Jahres den Verein beinahe verließ. Der norwegische Klub Molde FK soll ein konkretes Angebot vorgelegt haben, Salzburg lehnte schlussendlich aber ab.
Mellberg spielte zu diesem Zeitpunkt keine wirkliche Rolle beim FC Red Bull Salzburg, nachdem er zu Saisonbeginn - damals noch unter Pep Lijnders - einige Chancen als Linksverteidiger bekam.
"John ist ruhig geblieben, John hat abgeliefert"
"Da muss ein Spieler auch Vertrauen ins Trainerteam und in den Verein haben. John ist ruhig geblieben, John hat abgeliefert", meint Schröder zum geplatzten Transfer.
Mellberg selbst hatte ohnehin nie den Plan, die Mozartstadt nur eineinhalb Jahre nach seinem Wechsel aus Schweden wieder zu verlassen: "Ich wollte immer hierbleiben. Es gab interessierte Klubs, aber ich wollte auf meine Chance hier warten. Deswegen bin ich heute sehr glücklich."
Glücklich ist freilich auch Schröder, der seit seinem Amtsantritt stets betonte, wie wichtig es sei, wieder mehr Spieler aus dem Youth-League-Team einzubauen.
18-jähriges Abwehrbollwerk gemeinsam mit Gadou
"John ist ein Spieler, der unglaubliche Qualitäten besitzt. Er hat großes Potenzial, ist Linksfuß, großgewachsen und mit einer Top-Einstellung ausgestattet. Er hat uns heute richtig gut getan, mit seiner Frische, mit seinem Selbstvertrauen", schwärmt Schröder.
Nicht ohne Stolz fügt der Deutsche an: "Mellberg/Gadou war erst vor wenigen Wochen unser Innenverteidiger-Duo in der Youth League gegen Celtic."
Bei ihrem starken Auftritt gegen die Wiener Austria am Sonntag war das Duo Mellberg/Gadou im Durchschnitt gerade einmal 18 Jahre und 192,5 Tage alt. Nur einmal war ein Salzburger Innenverteidiger-Pärchen jünger: Dayot Upamecano und Duje Caleta-Car waren beim Bundesliga-Spiel gegen den SV Mattersburg im März 2016 durchschnittlich 18 Jahre und 163 Tage jung.
Auch abseits des Spielfelds harmonieren Mellberg und Gadou gut: "Wir sind sehr eng. Wir kennen uns jetzt schon fast ein Jahr und haben eine gute Beziehung."
Sohn einer schwedischen Verteidiger-Legende

Die Partie gegen die "Veilchen" war für den schwedischen U19-Teamspieler ein weiterer Schritt in äußerst großen Fußstapfen.
Vater Olof Mellberg lief 117 Mal für die schwedische Nationalmannschaft auf und spielte auf Klubebene unter anderem für den FC Villarreal, Juventus Turin und Aston Villa. Während letzterer Station wurde Mellberg junior in Birmingham geboren.
Optisch gibt es zwischen dem bärtigen Wikinger, der mittlerweile als Trainer in der MLS tätig ist, und dem langhaarigen Sohnemann mit dem Babyface wenig Ähnlichkeiten. Und auch die Spielanlage wirkt auf den ersten Blick unterschiedlich.
Der Papa hat es immer gewusst
Während der Papa als kompromissloser Abwehrrecke gefürchtet war, gilt John Mellberg als eher moderner Innenverteidiger mit ausgefeilter Technik und gutem progressiven Passspiel. "Wir haben ein unterschiedliches Erscheinungsbild am Feld, aber ich bin auch ein echter Kämpfer!", hält Mellberg junior dagegen.
Womöglich erklären sich die unterschiedlichen Spielweisen auch darin, dass der 18-Jährige ursprünglich gar kein Verteidiger werden wollte: "Als ich jünger war, war ich für längere Zeit ein Mittelfeldspieler und sogar ein Rechtsaußen. Aber mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich schlussendlich ein Verteidiger sein werde."
Und wer weiß, vielleicht wird John eines Tages sogar ein so großer Verteidiger wie Olof Mellberg sein. Die Anlagen dafür wären vorhanden.