Keine Frage, das schwarz-weiße Drehbuch hatte eigentlich einen siegreichen Abschied für Franco Foda als Trainer des SK Sturm Graz vorgesehen.
Dieser war dem Neo-Teamchef nicht vergönnt. Seine dritte Amtszeit bei den "Blackies" endete mit einer 0:1-Niederlage bei Austria Wien.
Arm an Emotionen war der Ausstand als Sturm-Coach dennoch nicht. Als sich Foda von den Fans verabschiedete, flossen Tränen. Nach seinem letzten Heimspiel vor einer Woche hatte der Deutsche befürchtet, dass dieser Abschied der schlimmere werden würde. War es von den Emotionen her tatsächlich schlimmer?
"Ja, es war schlimmer. Ganz am Ende war es schlimm, als ich mich von den Fans und den Spielern verabschiedet habe."
Gute Momente, schlechte Momente
Nach dem Schlusspfiff sei "im Prinzip alles" in seinem Kopf vorgegangen - neben dem Ende seines aktuellsten Sturm-Kapitels ließ ihn naturgemäß auch das Ergebnis dieser Partie nicht los:
"Direkt nach dem Spiel habe ich mich über die Niederlage geärgert, weil wir auf jeden Fall einen Punkt verdient gehabt hätten. Aber Fußball ist kein Wunschkonzert. Letztendlich waren noch einmal Emotionen im Spiel, nachdem mich die Fans noch einmal gefordert hatten. Das war noch einmal ein schöner Abschluss. Am Weg zu den Fans lässt man noch einmal alles Revue passieren, was in den letzten zwei, drei Jahren passiert ist, seit ich zurückgekehrt bin."
Nicht nur seit der Rückkehr 2014 gab es für den Meistertrainer von 2011 denkwürdige Momente. In den letzten 20 Jahren haben sich einige erinnerungswürdige Szenen angesammelt. Allen voran natürlich die Titel als Trainer und Spieler, wie Foda betont: "Es gab viele gute Momente. Es gab aber auch schlechte Momente, wir haben einen Konkurs durchgemacht. Ansonsten überwiegt das Positive, ich war Gott sei Dank fast immer dabei, wenn es gut lief."
Vorgezogene Abschiedsparty
Das Ende der Zusammenarbeit ist nun ein relativ abruptes. Der Spind im Trainingszentrum in Messendorf ist zwar noch nicht ausgeräumt, von diversen Spielern hieß es jedoch noch in Wien Abschied zu nehmen.
"Meine Abschiedsparty fand schon letzten Sonntag nach dem Spiel gegen St. Pölten statt. Ich habe alle Spieler, das komplette Präsidium und alle Mitarbeiter der Geschäftsstelle eingeladen, weil ich weiß, wie es nach dem letzten Spiel ist: Die Spieler wollen schnell weg, der Urlaub steht vor der Tür, einige bleiben heute in Wien. Also haben wir das schon im Vorfeld erledigt. Einige Spieler fahren jetzt noch mit mir zurück nach Graz, dort werde ich mich dann von der restlichen Mannschaft verabschieden."
In den nächsten Tagen wird auch der Ärger über die Pleite zum Abschluss verrauchen. "Wir haben noch versucht, den Ausgleich zu erzielen, aber das ist uns am heutigen Tag nicht gelungen. Trotz allem muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat nie aufgegeben und bis zum Ende versucht, das Spiel zu drehen. Bis jetzt hat sie eine tolle Saison gespielt. Klar hätten wir gerne noch zumindest einen Punkt mitgenommen, aber uns war bewusst, dass die Austria eine Mannschaft mit guter Qualität hat. Das spiegelt der Tabellenplatz eigentlich nicht wider. Wenn alle Mann an Bord sind, haben sie eine gute Mannschaft."
Der Nachfolger muss in Ruhe arbeiten können
So gerne er den "Winterkönig" mit vier Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Red Bull Salzburg an seinen Nachfolger Heiko Vogel übergeben hätte, heißt es für Foda nun einen mentalen Schlussstrich unter seine Arbeit bei Sturm zu ziehen.
"Für mich gilt es nun, das was war, abzuhaken. Das ist nicht so einfach, wenn man so lange bei Sturm gearbeitet hat", weiß der 51-Jährige, der seiner Mannschaft mitgeteilt hat, wie stolz er auf die Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren ist:
"Wir haben es geschafft, eine sehr gute Mannschaft zusammenzustellen, die super Fußball spielt. Jetzt wünsche ich meinem Nachfolger Heiko Vogel alles Gute. Er hat im nächsten Jahr alle Möglichkeiten, sowohl in der Meisterschaft als auch im Cup."
Die endgültige Rangliste aller Sturm-Spieler unter Foda:
Bei der Frage, ob er Sturm in dieser Saison tatsächlich den Meistertitel zutraut, zögert der gebürtige Mainzer dann aber doch ein wenig: "Ich bin keiner, der seinen Nachfolger unter Druck setzt, im Gegenteil. Ich habe es immer so gehandhabt, auch in dieser Saison: Wir wollen keine Platzierungen als Ziel ausgeben. Wir haben vor der Saison gesagt, wir wollen im nächsten Jahr international spielen. Wenn das erreicht wird, wäre es positiv. Jetzt ist man Tabellenführer. Es gilt einfach, dass der neue Trainer die Mannschaft schnell kennenlernt, seine eigenen Ideen einbringt und die Mannschaft weiterentwickelt. Klar, im Fußball ist alles möglich. Man wird sehen. Aber wichtig ist, dass man auch den neuen Trainer in Ruhe arbeiten lässt."
Arnautovic und Co. müssen warten
Ruhe ist für die kommenden zwei Wochen auch das Zauberwort für Foda. Er verzichtet darauf, die England-Legionäre um Marko Arnautovic über Weihnachten vor Ort zu beobachten - aus gutem Grund, wie er schmunzelnd feststellt:
"Ich bin schon einer, der gerne arbeitet, der auch 24 Stunden am Tag für den Fußball da ist. Aber irgendwann muss man auch einmal mit der Familie abschalten. In diesem Jahr werde ich keine Spiele mehr besuchen. Am 1. Jänner beginnt der Job beim ÖFB, und der Jänner-Plan schaut schon gut aus, da sind wir komplett unterwegs. Aber jetzt gilt es einmal abzuschalten. Auch Trainer haben sich zwischendurch mal einen Urlaub verdient."
Ein gut ausgeruhter Teamchef ist sicherlich im Sinne von Fußball-Österreich.