Endstand
1:2
0:1, 1:1
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Derby-Schiedsrichter: "Es gibt Grenzen!"

Referee Christopher Jäger äußerte sich nach dem Wiener Derby zur Aussendung der Bundesliga-Schiedsrichter - und verlangt Änderungen.

Derby-Schiedsrichter: Foto: © GEPA

Vor wenigen Tagen ließen die österreichischen Bundesliga-Schiedsrichter mit einer Aussendung aufhorchen. 

Rote Linien wären zuletzt "mehrfach überschritten" worden. Einzelne Personen wurden zur Zielscheibe von "Hass - oder Hetzkampagnen, die selbst deren Familien erreichen." Nach dem 346. Wiener Derby äußerte sich auch der Schiedsrichter der Partie, Christopher Jäger, zur Thematik und den Nachwehen der Aussendung:

"Die Wahrnehmung dieser Aussendung, wie wir sie hatten und auch die Öffentlichkeit, war gleich null." Die Bundesliga-Schiedsrichter fordern Bewusstsein und Respekt gegenüber ihren Entscheidungen ein: "Aber auch, dass sich diese Leute, die dort Handlungen gesetzt haben, auch bewusst sind, was sie damit auslösen können." 

"Es wird immer Professionalität von den Schiedsrichtern verlangt. Ich drehe es um und verlange Professionalität von den Personen, die dort handeln."

Christopher Jäger über den Umgang mit den Unparteiischen

Schon in der Schiedsrichter-Aussendung wurde Sturm-Präsident Christian Jauk indirekt angesprochen ("Wenn ein Klubpräsident und Bundesliga-Aufsichtsrat nach Schlusspfiff medienwirksam auf den Rasen stürmt, um den Schiedsrichter zur Rede zu stellen, so darf man sich über weitere Übergriffe nicht wundern."). 

Jäger nennt selbstverständlich ebenso keine Namen, betont allerdings: "Es wird immer Professionalität von den Schiedsrichtern verlangt. Ich dreh's um und verlange Professionalität von den Personen, die dort handeln. Denn die sind professionell in dem, was sie tun. Ich finde es wichtig, dass auch hier ein professionelles Verhalten nach dem Spiel gegenüber Schiedsrichtern stattfindet."

Allen voran nach der 0:1-Niederlage von Sturm gegen die Wiener Austria verstärkten die Anfeindungen gegen Schiedsrichter und insbesondere den Unparteiischen dieses Spiels, Sebastian Gishammer. 

"Gutes Beispiel, wie abhängig wir ..."

Jäger erklärt das Dilemma bei Spielen, wie jenem vom 27. April: "Es ist ein ganz gutes Beispiel, wie abhängig wir vom Glück - also Spielverlauf sind. Wenn Sturm den Ausgleich macht oder sogar noch gewinnt, dann ist wahrscheinlich das Echo Richtung Schiedsrichter ganz anders."

Genau diese Tatsache störe ihn: "Was mich dabei persönlich enttäuscht, ist, dass das Echo Richtung Schiedsrichter davon abhängt, ob das Spiel glücklich verläuft oder nicht."

Wie sehr die Sache schließlich aus dem Ruder gelaufen ist, dafür habe der 40-jährige Referee kein Verständnis: "Hart in der Sache, aber weich zu Menschen - auch im Fußball. Da gibt es einfach Grenzen, und die enden außerhalb des Spielfelds. Das geht einfach nicht."

So bewertete Jäger die Elfmeter-Szene

Beim Derby gelang es dem 40-Jährigen, nicht im Mittelpunkt zu stehen. "Das ist das Ziel, das wir Schiedsrichter grundsätzlich immer haben." Die Partie war zwar Zweikampf-intensiv, "aber wirklich fair von beiden Teams geführt" worden. 

Einzig beim Handspiel von Ahoussou musste sich der VAR einschalten. Jäger erklärte die Situation: "Ich sah, dass der Ball abgefälscht worden ist, konnte nur die Handhaltung an sich nicht feststellen am Feld. Ich hab‘ sofort kommuniziert: ‚Bitte Allan schau dir das an.‘ Er schaut es sich sowieso an, weil es eine Strafraumsituation ist, also unabhängig davon, ob ich was sage."

Weshalb der Unparteiische nicht sofort auf Strafstoß entschied? "Ich hatte ein Gefühl, habe es aber nicht genau gesehen. Ich entscheide aber nicht auf Strafstoß, wenn ich es nicht sehe. Es war nur ein kurzer Blick auf den Bildschirm. Ein Loop hat gereicht, und dann war klar, was die richtige Entscheidung ist." Genau für Situationen, wie diese, sei der VAR da, betont Jäger. 

Schmerzhafter Zusammenprall mit Jansson

Eine skurrile Aktion gab es trotzdem noch beim Derby: Und dabei stand Jäger, ohne jedoch etwas dafür zu tun, im Mittelpunkt. Isak Jansson krachte mit dem Referee zusammen. "Auf einmal hat es auf österreichisch 'getuscht' und ich hab' nur mehr 'Sterndln' gesehen", erinnert sich Jäger: 

"Es sind sofort Vereinsbetreuer von beiden Seiten gekommen, die haben mich gecheckt – da hat dann Gott sei Dank alles funktioniert, ein bisschen Kopfweh hab‘ ich noch gehabt."

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