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Fassungslosigkeit bei der Austria nach Horrorstart

Nie gab es nach zwölf Runden so viele Niederlagen für die Veilchen:

8.040 Zuschauer verirrten sich zum Auftakt der Rückrunde des Grunddurchgangs in die Generali Arena in Wien-Favoriten. Wer es nicht punktlich ins Stadion geschafft hatte, der musste beim Betreten der Arena wohl zweimal auf die Anzeigentafel schauen.

Denn die Austria startete desolat, lag bereits nach fünf Minuten mit 0:2 gegen die WSG Tirol zurück. Am Ende verließen die Veilchen nach der 2:3-Pleite (Spielbericht >>>) mit hängenden Köpfen den Rasen.

Was auf violetter Seite bleibt sind viele offene Fragen, wie es zu diesem Horrorstart in die Partie kommen konnte.

"Wenn man sich viel vornimmt und dann so startet, dann ist das ein Wahnsinn. Der schlechteste Start, den man sich vorstellen kann", zieht FAK-Abwehrboss Michael Madl am "Sky"-Mikrofon ein ernüchterndes Fazit.

"Muss sich Frage gefallen lassen, ob man es nicht behirnt hat"

Den Defensivspieler ärgern die vielen Fehler im Abwehrverhalten, die seiner Meinung nach den Ausschlag für den historisch schlechten Start geben. Noch nie kassierte eine Austria-Mannschaft aus den ersten zwölf Saisonspielen sechs Niederlagen. "Es sind halt viele falsche Entscheidungen die wir treffen, oder zu leichtsinniges Abwehrverhalten, die uns dann die Punkte kosten", so Madl weiter.

Sein Kapitän Alexander Grünwald zeigt sich resigniert nach dem erneuten Rückschlag. "Wenn man in den ersten vier Minuten zwei Gegentore bekommt, muss man sich die Frage gefallen lassen, ob man es nicht behirnt hat." Man habe das Spiel in den ersten fünf Minuten weggeworfen, so der Kärntner weiter.

Einen schlechteren Start in die Partie würde es fast nicht geben, stellt Grünwald klar. "Wenn man so katastrophal auftritt wie wir in den ersten fünf Minuten, dann wird es mit Siegen ganz schwer", so der FAK-Spielführer.

Coach Christian Ilzer bezeichnet die vierte Minute als "Knackpunkt". Es habe sich dann ein anderes Spiel entwickelt, als man sich vorgestellt habe. Auch er sieht den Schlüssel zum Weg aus der Krise in einer stabilen Defensive: "Wir haben noch zehn Spiele, bis der Grunddurchgang zu Ende ist. Wir haben die letzten beiden Heimspiele zuvor zu Null gespielt und gewonnen. Das ist die Basis."


Kein schönes Leben

Ilzer will aber verhindern, dass ein Keil zwischen ihn und die Mannschaft getrieben wird. "Wenn wir uns jetzt in der Kabine auseinander dividieren lassen, dann ist der Punkt wo ich sage, dass man gleich zusperren kann. Wir müssen jetzt zusammenstehen. Wir werden den Weg aus dieser Krise gemeinsam finden", so der Steirer.

Auch Grünwald nimmt den Trainer in Schutz, sagt: "Es ist einfach nicht genug, was wir auf den Platz bringen, aber da kann niemand von außen etwas dafür, da kann der Trainer nichts dafür, das müssen wir Spieler uns ankreiden lassen."

Vorwürfe, die Spieler der Wiener Austria hätten den Ernst der Lage nicht verstanden, lassen beim Kapitän den Kragen platzen: "Was soll ich darauf sagen? Unsere Situation ist uns sicher nicht egal, auch wenn viele von außen das immer glauben. Unser Leben ist momentan nicht schön. Es ist ja nicht so, dass ich heimgehe und mit meiner Frau Karten spiele, weil es so schön ist. Wenn man von den eigenen Fans vielleicht sogar verhöhnt wird, dann ist das nicht schön, das können sie mir glauben."

Aber man würde alles dafür tun, um aus der Situation herauszukommen. "Und irgendwann wird auch über Favoriten wieder die Sonne scheinen", verspricht der Mittelfeldspieler.

Fragiles Gebilde

Zwar hatte die Austria nach dem frühen Schock eigentlich genug Zeit, um gegen den Aufsteiger noch etwas Zählbares zu holen, doch die Verunsicherung war in vielen Aktionen greifbar.

"Wir haben extrem lange gebraucht, bis wir uns von dem Schock erholt haben. Da hat man Verunsicherungen gespürt, uns ist kaum etwas gelungen. In der zweiten Halbzeit habe ich schon ein Aufbäumen gespürt, aber das war viel zu wenig", erklärt Ilzer.

Es wäre halt im Moment kein Selbstvertrauen im Überfluss vorhanden, wie Madl sagt. "Wir hätten locker drei Tore schießen können", so Grünwald. Man habe sich zwar nicht sekündlich hundertprozentige Chancen herausgespielt, aber ein Sieg wäre möglich gewesen, so der FAK-Kapitän.

WSG-Trainer Thomas Silberberger sieht das etwas anders. "Erste Halbzeit waren wir brutal stark, da haben wir verdient 2:0 geführt. Gleich nach der Pause haben wir den Mega-Sitzer von Dedic in der 47. Minute, dann wäre der Deckel drauf gewesen", bilanziert der Tiroler.

Dass sein Team in diesem Herbst im dritten Aufeinandertreffen mit den Veilchen den dritten Sieg (auf dem dritten verschiedenen Platz) feiert, ist für Silberberger schon etwas Besonderes, auch wenn er nichts davon wissen will, dass die Austria der Lieblingsgegner der WSG ist.

"Jetzt sind wir glücklich, dass wir als Sieger vom Platz gegangen sind. Ich denke, wir sind der verdiente Sieger", so Silberberger.

Auf sein Gegenüber warten wieder ungemütliche Tage am Verteilerkreis. "Es ist keine einfache Situation, wenn man seit drei Monaten mit negativen Schlagzeilen zugeschüttet wird. Aber wir müssen einfach damit umgehen und das Beiseite schieben", gibt sich Ilzer kämpferisch.

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