Nicht nur das Schicksal ihrer eigenen Mannschaft treibt die Trainer von Österreichs Bundesligisten vor der am Freitag beginnenden neuen Saison um.
Gerade die Flut an Spielen im nationalen und internationalen Fußball macht den Coaches auf Nachfrage der APA Kopfzerbrechen. U.a. verringerter Trainingsumfang und gesteigerte körperliche Belastung sorgen für Stirnrunzeln. Oder in den Worten von WAC-Trainer Dietmar Kühbauer: "Auch Spieler sind nur Menschen."
"Es sind sehr viele Spiele, auch mit dem Effekt, dass wenig trainiert und fast nur noch gespielt wird", monierte etwa Meistercoach Jürgen Säumel von Sturm Graz.
"Irgendwann wird der Ofen aus sein"
Dem konnte Thomas Letsch als Salzburger Übungsleiter grundsätzlich zustimmen. "Man muss aufpassen auf die Belastungen der Spieler. Die Nationaltrainer haben ihre Ansprüche und wollen logischerweise so viel Zeit wie möglich. Wir Vereinstrainer haben unsere Ideen, da müssen wir aufpassen", sagte der Deutsche, sah aber noch alles im Rahmen. "Grundsätzlich ist es immer noch die beste Sportart der Welt, dementsprechend habe ich nicht so richtig Sorgen."
Kühbauer ist jedenfalls überzeugt, dass "wir zu viel Fußball haben". Er fürchtet sowohl bei Spielern als auch Zuschauern eine "Übersättigung. Ich weiß schon, dass es um Geld geht und verstehe es auch irgendwie, aber die Spieler sind nur Menschen, und irgendwann wird der Ofen aus sein und die Verletzung ist da."
In die gleiche Kerbe schlug der neue Blau-Weiß-Trainer Mitja Mörec - gerade im Angesicht der jüngsten Club-WM. "Die Leute, die das entscheiden, müssen mehr auf die Menschen schauen, auf die Belastung der Spieler, dass die gesund bleiben, dass die auch ein bisschen abschalten können. Wenn das so weitergeht, werden wir noch viel mehr verletzte Spieler haben."
"Spielanzahl schon grenzwertig"
Auch Manfred Schmid vom TSV Hartberg ist es "wichtig, dass es nicht zu viel wird. Ich merke das schon bei mir als Trainer", betonte der Wiener, der sich diesbezüglich auch um den Anhang Gedanken macht. Man dürfe die Basis nicht verlieren, "den Fan, der finanziell vielleicht gar nicht die Möglichkeiten hat. Dass man da immer wieder Tickets oder Möglichkeiten schafft, damit die Fans dabei bleiben."
Für Rieds Maximilian Senft ist die Sache recht klar: "Auf allerhöchstem Niveau ist die Spielanzahl für die Profis aus gesundheitlicher Sicht schon grenzwertig."
Nicht nur die Masse an Spielen sorgt bei den Trainern für Stirnrunzeln. Ferdinand Feldhofer (GAK) wird nach wie vor nicht mit der Transferpolitik warm. "Da werden unglaubliche Summen bezahlt, wo ich mich schon frage, ob das jemals irgendwer wert sein kann", erklärte der Steirer.
Für seinen Landsmann Philipp Semlic (WSG Tirol) ist es wiederum die Thematik der Spielleiter, die ihn nachdenklich macht. Der VAR gehöre professionalisiert, die Unparteiischen ebenfalls. "Schiedsrichter müssen teilweise die ganze Woche in ihren Brotberufen arbeiten und dann am Wochenende in einem Bundesligaspiel pfeifen, wo es um Existenzen geht, und das passt für mich nicht ganz."
Sacramento kritisiert Dauer-Unterzahl
Zwei ganz spezielle Regelaspekte haben Fabio Ingolitsch (Altach) und Joao Sacramento (LASK) im Auge. Ingolitsch sei gespannt auf die neue Fünf-Sekunden-Regel für den Tormann, der spätestens nach Ablauf dieser Zeitspanne den Ball spielen muss. "Ich habe Bedenken, dass der Stressfaktor sehr groß wird, dass viel Hektik im Spielaufbau eintritt", erklärte der Salzburger.
Sacramento wiederum philosophierte über den Umgang mit Roten Karten. "Du kriegst eine Rote in den ersten Minuten, und - zack - ist es ein völlig anderes Spiel. In anderen Sportarten sind die Teams nach einer Roten eine Zeit lang in Unterzahl, bekommen danach aber einen Spieler zurück. Macht Fußball so mehr Sinn?", fragte der Portugiese.
Austria-Coach Stephan Helm beobachtete indes einen "Wandel in der Bewertung von Fußballspielen. Jeder schaut nur noch Champions League und Premier League und kurze, spektakuläre Highlight-Clips. Dadurch wird der realistische Blick auf ein spannendes, unterhaltsames Fußballspiel manchmal getrübt", befand der Burgenländer.
Einzig Peter Stöger gab sich gewohnt relaxt. "Ich habe nichts am Schirm, wo ich mir denke, das sollte uns zu große Sorgen machen", gab der Rapid-Trainer an.