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WSG-Sportchef Köck: "Da zahle ich gerne ins Phrasenschwein"

Pünktlich zum Bundesliga-Wiederanpfiff stand Stefan Köck, Sportchef der WSG Tirol, im Gespräch mit LAOLA1 Rede und Antwort.

WSG-Sportchef Köck:

Das runde Leder rollt wieder in der heimischen Bundesliga!

Auch für die WSG Tirol, die sich im vergangenen Herbst auf Platz fünf schwang, kehrt der Liga-Alltag mit dem Gastspiel beim WAC (17 Uhr im LIVE-Ticker) zurück.

Eine Garantie, dass die Wattener bis zum Sommer in der Meistergruppe vertreten sind, ist aber keineswegs gegeben. Dessen ist sich auch Sportchef Stefan Köck bewusst.

Im Interview mit LAOLA1 verrät der 47-Jährige, wie die Wintervorbereitung gelaufen ist sowie die vorrangigen Pläne, die Ausrichtung und die nächsten Ziele der WSG. Außerdem geht der gebürtige Innsbrucker auf verheißungsvolle Talente der Tiroler ein. 

LAOLA1: Wie bewerten Sie die Herbstsaison der WSG - wurden die Erwartungen erfüllt oder gar übetroffen?

Stefan Köck: Sie wurden zumindest erfüllt. Ich würde meinen, sie wurden sogar übertroffen. Wir sind ja ein kleiner Klub, der jedes Jahr um den Klassenerhalt spielt. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Wenn man die Tabellenplatzierung und die erzielten Punkte betrachtet, war der Herbst daher äußerst erfolgreich.

LAOLA1: Das Momentum konnte man mit in die Vorbereitung nehmen, wie gut gewappnet ist Wattens für das Frühjahr?

Köck: Die Vorbereitung ist extrem schwer einzuschätzen. Natürlich sind Testspielerfolge ein wichtiges Fundament. Dennoch weiß man nicht, wo die Konkurrenz steht. Ich bin jedoch sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie das gesamte Team in der Vorbereitung gearbeitet hat. Bereits in Tirol, wo wir erstmalig sensationelle Bedingungen vorgefunden haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen 20 Jahren Anfang Jänner auf Naturrasen haben trainieren können. Das ist uns sehr entgegengekommen.

Stürmer-Hoffnung Justin Forst zeigte im Trainingslager auf Malta auf
Foto: © GEPA

LAOLA1: Einer der Gewinner der Testspiele ist Youngster Justin Forst. Wird das 19-jährige Tiroler Eigengewächs seine Einsatzchancen im Frühjahr erhalten und wie sieht die vertragliche Situation bei ihm aus?

Köck: Justin Forst ist vertraglich über den Sommer hinaus an uns gebunden. Wir sind sehr froh und glücklich, dass wir ihn haben. Er ist ein junger Tiroler Spieler, den ich persönlich seit der U7, U8 kenne, als er beim Sportverein Innsbruck begonnen hat und dort gut ausgebildet wurde, ehe er über die Akademie Tirol zur WSG kam. Das vergangene Jahr war sehr schwierig für ihn, weil er zeitgleich seine Matura absolviert hat. Er hat seine ersten Erfahrungen im Männerfußball gesammelt. Er hat im vergangenen Jahr in der Regionalliga aufgezeigt und einen sehr guten zweistelligen Torschnitt gehabt. Auch in den vergangenen Monaten hat er in der Bundesligamannschaft, sei es im ÖFB-Cup oder in Testspielen, gute Quoten erzielt. Justin ist ein richtiger Strafraumstürmer der alten Schule. Trotzdem muss er sich - wie jeder anderer Spieler - Tag für Tag beweisen, entwickeln und bereit sein, hart zu arbeiten. In der Vorbereitung hat er sehr gut performt. Mich freut es als Klubverantwortlicher, wenn junge Spieler den nächsten Schritt machen und näher an die erste Elf heranrücken.

Wir haben mit Cem Üstündag, Kilian Bauernfeind, David Jaunegg und Florian Tipotsch aber auch weitere Talente, die im Trainingslager auf Malta gegen gute Testspielgegner wie Slovan Liberec, AS Trencin und dem SV Sandhausen mit absolut überzeugenden Leistungen aufgezeigt haben.

"Thomas Silberberger ist ein Statistikfreak. Die gute Punkteausbeute im abgelaufenen Jahr war mir nicht genau bewusst. Er hat mir das Ergebnis vorgelegt. Das macht mich sehr stolz, aber im Sport ist es wie im Leben, man muss sich immer aufs Neue beweisen."

Stefan Köck (WSG-Sportdirektor)

LAOLA1: Die WSG Tirol hat aktuell den drittjüngsten Bundesliga-Kader hinter Austria Lustenau und Red Bull Salzburg. Bleibt der Fokus auch zukünftig auf jungen hungrigen Talenten? 

Köck: Als Verein ist es wichtig, dass man den Fokus auch auf die nächsten Jahre setzt. Diese jungen Spieler sind unser Kapital und wichtige Bestandteile des Klubs. Das Ziel ist es, sie vernünftig zu entwickeln. Stand heute bin ich mit ihrem Werdegang sehr zufrieden. Sie haben einen großen Sprung gemacht und eine noch größere Akzeptanz innerhalb des Teams erlangt. Im Profifußball geht es immer um Leistung. Wenn ein Spieler 30 Jahre alt ist und Leistung zeigt, ist mir das auch recht. Wenn aber ein 20-Jähriger die gleichen guten Leistungen zeigt, werden wir auf den jüngeren Spieler setzen.

Faktum ist, dass im ersten Bundesligajahr, in dem wir sportlich abgestiegen wären, aber von der Causa Mattersburg profitiert haben, ein Umdenken stattgefunden hat. Wir haben unsere Fehler analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass wir unsere Spielweise ändern wollen. Wir wollen für junge österreichische und speziell für Tiroler Spieler eine gute Plattform sein, bei der sie auf genügend Einsatzminuten kommen. Wir verfallen aber jetzt nicht komplett dem Jugendwahn.

Giacomo Vrioni wurde Liga-Torschützenkönig 2022
Foto: © GEPA

LAOLA1: In der jüngeren Vergangenheit hat die WSG vor allem mit Leihspielern aus Italien positive Erfahrungen gemacht. Will man weiterhin beim großen Nachbarn nach jungen entwickelbaren Spielern Ausschau halten? 

Köck: Wir legen den Fokus auf alle Märkte. Für uns ist die zweite österreichische Liga genauso spannend wie die heimischen Großklubs, weil bei diesen Vereinen gut ausgebildete Spieler im Kader stehen, die aufgrund der größeren Kaderqualität nicht immer die Chance bekommen. Die Verbindungen nach Italien, wie zum Beispiel zu Juventus, haben wir aufgrund der guten Kontakte unserer Präsidentin Diana Langes aufgebaut. Mit Baden Frederiksen und Vrioni haben wir in der Vergangenheit zwei absolute Glücksgriffe getätigt. Mit deren guter Entwicklung haben wir uns auch einen Namen machen können. Im Sommer hat sich mit Juventus allerdings nichts ergeben, auch aufgrund der Ausländerregelung. Wir hätten gerne einen Stürmer von diesem Klub geholt. Es bestand in diesem Fall aber keine Möglichkeit.

Wir definieren uns aber nicht nur über den italienischen Markt, wir haben auch mit slowenischen und dänischen Spielern gute Erfahrungen gemacht. Als kleiner Klub müssen wir noch mehr die Augen offen halten und abwägen, was in unser Gehalts- und Mannschaftsgefüge passt. Wir sind - und das möchte ich betonen - kein Klub, der viele Leihen anstrebt. Sollte sich jedoch die Möglichkeit auftun, einen Spieler leihweise zu verpflichten, der uns zum Erfolg verhelfen könnte, werden wir uns auch nicht sträuben.

Thomas Sabitzer kehrt im Sommer zum LASK zurück
Foto: © GEPA

LAOLA1: >Die Leihverträge von Thomas Sabitzer und Tim Prica laufen im kommenden Sommer aus. Gibt es die Möglichkeit, diese Spieler weiterhin an die WSG zu binden?

Köck: Wir sind dem LASK sehr dankbar, dass wir Thomas im vergangenen Sommer ein weiteres Mal ausleihen konnten. Aber man muss realistisch sein, so gerne wir ihn bei uns halten wollen, mit unseren budgetären Möglichkeiten ist eine Festverpflichtung leider nicht möglich. Für Prica dürfte das Gleiche gelten, wenn er im Frühjahr nochmal fünf bis sieben Tore erzielt und sich dadurch in die Auslage stellt.

LAOLA1: Auch der Kontrakt von Flügelspieler Zan Rogelj ist nur noch bis Ende Juni dieses Jahres datiert. Arbeitet die WSG an einer Vertragsverlängerung?

Köck: Es hat bereits Gespräche über eine mögliche weitere Zusammenarbeit gegeben. Diese werden auch zeitnah fortgesetzt. Zan Rogelj hat bei uns eine tolle Entwicklung genommen. Er ist als slowenischer U21-Nationalspieler zu uns gekommen und hat mittlerweile drei Einsätze für das A-Team absolviert. Aber ein Spieler von seiner Qualität hat mit Sicherheit auch andere Optionen. Wir werden sehen, ob es möglich ist, ihn zu halten.

LAOLA1: Die WSG Tirol hatte die fünftbeste Punkteausbeute aller Bundesligisten im Jahr 2022 (Punkteteilung nicht einberechnet). War Ihnen diese beachtliche Statistik bewusst?

Köck: Thomas Silberberger ist ein "Statistikfreak" (lacht). Die gute Punkteausbeute im abgelaufenen Jahr war mir nicht genau bewusst. Er hat mir das Ergebnis vorgelegt. Das macht mich sehr stolz, aber im Sport ist es wie im Leben, man muss sich immer aufs Neue beweisen.

LAOLA1: Mit den anstehenden Aufgaben (u.a. Spiele gegen WAC, Salzburg, LASK, Sturm, Rapid) wartet ein echtes Mammutprogramm auf die WSG. Wie optimistisch gehen Sie ins Bundesliga-Frühjahr?

Köck: Die Punkte vom Herbst kann uns keiner mehr nehmen, aber wir haben in den kommenden sechs Runden zum Frühjahrsauftakt ein schweres Programm. Wenn die Mannschaft ihre Leistungen wieder auf den Rasen bringt, ist sicherlich einiges möglich. Aber Fakt ist auch, dass es in die eine oder andere Richtung gehen kann. Ich freue mich auf das Frühjahr, ich weiß aber auch, dass einiges passieren kann, wenn man die Punktehalbierung und die Auslosung berücksichtigt. Wir sind sehr geerdet und wissen, dass wir nicht als Favorit in die kommenden Spiele gehen.

LAOLA1: Aktuell ist man Teil der Meistergruppe in der Bundesliga. Hat sich die WSG das Ziel gesetzt, in der oberen Tabellenhälfte zu bleiben?

Köck: Sich in der Meistergruppe zu etablieren, ist nicht der Anspruch der WSG. Es steht und fällt alles mit dem Budget, das wir zur Verfügung haben. Wenn die österreichischen Top-Klubs gut performen, bleiben wenige obere Tabellenplätze übrig. Sollte dies nicht der Fall sein, dann kann es passieren, dass ein kleinerer Klub wie wir auch weiter oben mitmischt. Aber für die WSG ist es vermessen zu sagen, dass wir den Anspruch haben ganz oben mitzuspielen. Wir schauen von Spiel zu Spiel - und dabei zahle ich gerne ins Phrasenschwein ein.

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