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"Dass Gludovatz nachtritt, zeugt nicht von Größe"

Thomas Murg im LAOLA1-Interview: Über Rieds Nachtreten, FAK-Vergangenheit und Vaterfreuden.

Mit gerade einmal 21 Jahren hat Thomas Murg schon einiges erlebt.

Schon seit Jugend-Tagen beim GAK hatte ihn der SK Rapid auf dem Radar, doch der Offensiv-Allrounder wählte vorerst den Weg mit Förderer Peter Stöger zur Austria.

Der wahre Durchbruch blieb ihm dort aber noch verwehrt. Nach eineinhalb guten Jahren bei der SV Ried dann die überraschende Transfermeldung Ende Jänner: Murg wechselt zu Rapid!

Ein Transfer, der sinnbildlich für die grün-weiße Philosophie ist. "Murg passt sehr gut zu uns, ich erwarte mir sehr viel von ihm", merkte Trainer Zoran Barisic zum ÖFB-Nachwuchsteamspieler an.

Trotz FAK-Vergangenheit, trotz schlechten Rufs aufgrund eines Vorfalls im U21-Camp, trotz Ärger bei der SV Ried - Murg ist davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen haben und verspricht: "Ich werde mir für Rapid den Arsch aufreißen."

LAOLA1: Willkommen bei Rapid! Wie groß war tatsächlich dein Wunsch, die SV Ried so kurzfristig noch im Winter zu verlassen?

Thomas Murg: Der war schon groß. Ich glaube, dass es legitim ist, den Wechsel machen zu wollen, wenn man von Rapid ein Angebot kriegt. Ich habe das Ried mitgeteilt und bin froh, dass Manager Stefan Reiter zugestimmt hat und sich die Vereine geeinigt haben. Ich freue mich jetzt irrsinnig, dass ich da bin.



LAOLA1: Ried war nicht so begeistert von deinem Abgang. Trainer Paul Gludovatz sprach bei uns im Interview sogar von „aggressiven Forderungen“. Wie groß war wirklich dein Drang nach Veränderung?

Murg: Von „aggressiven Forderungen“ würde ich überhaupt nicht sprechen. Ich habe dem Trainer und Sportdirektor gesagt, dass ich das unbedingt machen will, wenn Rapid anklopft. Dass Gludovatz im Nachhinein ein bisschen nachhaut und nachtritt, zeugt nicht gerade von Stärke und taugt mir persönlich nicht. Aber damit setze ich mich nicht mehr auseinander. Ich bin froh, dass es geklappt hat und ich jetzt Rapid-Spieler bin.

LAOLA1: Oft wird vergessen, dass du erst 21 Jahre alt bist, da du schon 59 Bundesliga-Spiele (8 Tore) auf dem Buckel hast. Warum war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, mit Rapid den nächsten Schritt in deiner Entwicklung zu setzen?

Murg: Weil man über die letzten zwei, drei Jahre gesehen hat, dass Rapid eine unglaubliche Entwicklung genommen hat. Sie entwickeln viele junge Spieler weiter. Als Gegner habe ich leider oft genug merken müssen, dass sie meiner Meinung nach in Österreich mit Abstand den besten Fußball spielen. Sie haben ein irrsinnig gutes Kurzpassspiel, schalten sehr schnell um und wenden Gegenpressing an – eigentlich alles, was modernen Fußball ausmacht. Deswegen war es für mich der perfekte nächste Schritt.

LAOLA1: Wien ist dir nicht unbekannt. Du hast eine Vergangenheit beim Erzrivalen Austria und hast angekündigt, noch eine offene Rechnung zu haben. Wie gehst du mit diesem Thema um?

Murg: Obwohl ich das gesagt habe, gehört dieses Kapitel der Vergangenheit an. Ich trage in Zukunft das grün-weiße Trikot, bin Spieler von Rapid und freue mich unglaublich, dass ich da bin. Ich werde in jedem Spiel alles für den Verein und die Fans geben. Ich werde mir den Arsch aufreißen, dass auch meine Leistungen im Training und im Match passen.

LAOLA1: War es im Unterbewusstsein möglicherweise auch eine Flucht vor der allgegenwärtigen Abstiegsgefahr in Ried?

Murg: Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe es auch in Ried so klargestellt. Auch wenn wir jetzt Fünfter gewesen wären und noch Chancen auf die Europa League gehabt hätten, hätte ich mich trotzdem für Rapid entschieden. Der sportliche Reiz und vor diesen Fans spielen zu können, war ausschlaggebend. Das hätte ich in jeder Situation machen wollen.

LAOLA1: Es hätte auch schon ein Wechsel ins Ausland werden können. Vor allem die Young Boys Bern mit Trainer Adi Hütter sollen Interesse gezeigt haben. Was war dran, warum hat es nicht geklappt und warum war Rapid doch die beste Lösung?

Murg: Mit YB Bern hat es nie etwas Konkretes gegeben. Ich habe das auch über die Zeitungen und anderen Medien mitbekommen. Aber Rapid war die beste Lösung, weil ich meiner Meinung in Ried zuletzt eineinhalb Jahre gute Leistungen gezeigt habe. Nun komme ich zu einem Top-Klub in Österreich und muss auch dort erst einmal schauen, dass ich Stammspieler werde und meine Leistungen bestätige. Auch für meine Familie ist es nicht so schlecht, weil wir es nicht weit heim haben in die Steiermark. So können auch meine Eltern und die Mutter von meiner Freundin Lisa unsere Tochter Emma sehen können. Es war zurzeit einfach die beste Lösung. Ins Ausland kann man nach Rapid noch immer gehen.

LAOLA1: Du hast schon im sehr jungen Alter eine Familie gegründet. Inwieweit hat dich das als Mensch und auch auf dem Platz verändert?

Murg: Ich finde, dass ich mich schon in Ried enorm verändert habe, bin einfach im Kopf einen Schritt weitergekommen. Ich freue mich irrsinnig, dass ich eine Familie um mich herum habe. Es ist wunderschön, aber oft anstrengend und stressig. Aber die schönen Momente überwiegen eindeutig. Ich freue mich einfach, wie es gerade alles läuft. Ich werde mich aber nicht darauf ausruhen, will trotzdem noch mehr Gas geben, dass es auch so bleibt bzw. noch besser wird.

LAOLA1: Wünscht du dir somit, dass dieser Ruf, der dir seit deiner Suspendierung aus dem ÖFB-U21-Nationalteam (Anm.: Unerlaubtes Verlassen des Teamquartiers vor dem EM-Qualispiel gegen Albanien) nachhängt, endlich der Vergangenheit angehört?

Murg: Die Medien können im Endeffekt schreiben, was sie wollen. Es war ein einmaliger Fehler, der damals im Nationalteam passiert ist. Den habe ich hundert Mal erklärt und dafür bin ich auch gerade gestanden. Wenn man jemanden deshalb aber als schlechten Menschen oder schwer erziehbar abstempelt, weiß ich aber auch nicht mehr weiter. Dann brauche ich darüber nicht mehr viel sagen.

LAOLA1: Zurück zu Rapid. Was ist dir sofort aufgefallen, was bei deinem neuen Verein anders oder möglicherweise besser ist?

Murg: Die unglaubliche Qualität! Das ist nichts gegen Ried, auch dort gibt es sehr gute Spieler. Aber bei Rapid ist die Qualität um vieles höher. Es ist das schnelle Passspiel, das Tempo – es geht hin und her. Aber das ist genau das, was mir gefällt. Es taugt mir, wenn man viel Ballbesitz hat. Daran muss ich mich erst gewöhnen.

LAOLA1: Die Konkurrenz ist groß. Wo siehst du deine Rolle in der Mannschaft und in welcher Funktion glaubst du, Rapid am meisten weiterhelfen zu können?

Murg: Ich habe jetzt keine Lieblingsposition, es sollte nur offensiv sein – wenn es geht. Die Konkurrenz ist bei Rapid natürlich schon sehr groß, da gibt es überragende Einzelspieler im vorderen Bereich. Aber genau das macht den Reiz im Fußball aus, dass man sich mit den Besten in Österreich messen kann, im Training Gas gibt und sich gegenseitig anspornt. Mein Ziel ist aber trotzdem klar: Ich will Stammspieler werden, und dafür werde ich alles geben.



LAOLA1: Du wurdest vorgestellt, Kapitän Steffen Hofmann hat verlängert und geht im Sommer in sein 15. Jahr bei Rapid. Inwieweit ist er für dich ein Vorbild und ein Spieler, an dem man sich orientieren kann?

Murg: Das ist er auf jeden Fall! Ich habe mit ihm schon ein Gespräch über den Verein und Wien geführt. Er hat mir auch angeboten, mir zu helfen, wenn es etwas gibt und ich irgendetwas brauche. Das ist für einen jungen Spieler, von denen wir einige im Verein haben, sehr wichtig. Er ist bei Rapid eine absolute Legende und hat sich das auch verdient. Er ist für mich ein überragender Spieler, der eine Übersicht wie kaum ein Zweiter in Österreich hat und schon sehr viel für den Klub geleistet hat. Ich freue mich persönlich sehr, mit ihm mindestens noch eineinhalb Jahre zusammenspielen zu können.

LAOLA1: Welche Vorbilder gibt es für dich grenzüberschreitend, die dir besonders imponieren?

Murg: Das ist eindeutig Mario Götze. Er hat bei Dortmund vielleicht noch mehr als beim FC Bayern München gezeigt. Aber nichtsdestotrotz hat dieser Spieler für mich alles, was ein moderner Spieler braucht. Deswegen ist er auch mein Vorbild.


Das Gespräch führte Alexander Karper

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