news

Schmidt: In fünf Jahren bei Champions-League-Klub

SKN-Stürmer über hohe Ziele, eintöniges Wolfsberg und fehlende Perspektive bei RBS.

Schmidt: In fünf Jahren bei Champions-League-Klub Foto: © GEPA

Bei der Suche nach dem Shooting Star der laufenden Bundesliga-Saison wird man auch beim SKN St. Pölten fündig. Der 23-jährige Alexander Schmidt liegt in der Torschützenliste mit zehn Treffern gleichauf mit Rapid-Senkrechtstarter Ercan Kara hinter dem Salzburger Spitzenduo Patson Daka (17) und Sekou Koita (14).

Bemerkenswert, hat der Stürmer - einhergehend mit dem Formabschwung der Niederösterreicher – doch seit fünf Spelen nicht mehr getroffen. Dennoch kann die Saison des Wieners aus persönlicher Betrachtung sicherlich als Erfolg gewertet werden.

"Ich bin körperlich auf einem ganz anderen Level", führt Schmidt im Gespräch mit LAOLA1 einen Faktor seines Leistungsanstiegs an. "Ich habe auch das Vertrauen vom Trainer und Spielzeit bekommen. Dann ist mir gleich das erste Tor gelungen, das ist als Stürmer das Wichtigste. Wenn du anfängst zu treffen, geht es normalerweise immer weiter."

In fünf Jahren möchte der dreifache U21-Nationalspieler bei einem Team unter Vertrag stehen, das regelmäßig in der Champions League vertreten ist, verrät Schmidt. Darüberhinaus erklärt er den maßgeblichen Anteil von SKN-Trainer Robert Ibertsberger an seinem Erfolg und die Unterschiede zwischen dem Wolfsberger AC und seinem aktuellen Verein.

Ibertsberger gab gutes Gefühl

Die Transformation Schmidts von einem Stürmer ohne Torerfolg zu einem der treffsichersten Angreifer der Liga ging beinahe von heute auf morgen vonstatten. In der Saison 2019/20 wurde Schmidt, der damals bei Red Bull Salzburg unter Vertrag stand, zum Wolfsberger AC verliehen. In 25 Pflichtspielen - erst unter Gerhard Stuber, in weiterer Folge unter Ferdinand Feldhofer - gelang dem Angreifer kein einziger Treffer.

Dennoch sicherte sich der LASK die Dienste Schmidts im Sommer 2020 und verlieh ihn prompt an den SKN St. Pölten weiter.

Trainer Robert Ibertsberger war ein großer Faktor für den leihweisen Wechsel in die niederösterreichische Landeshauptstadt. "Er hat mir schon ein gutes Gefühl gegeben, bevor ich zum SKN gekommen bin", so Schmidt.

Darüberhinaus wirkt das Spiel des Tabellenneunten dem 23-Jährigen wie auf den Leib geschneidert: "Das System von St. Pölten liegt mir sehr gut. Ich bin der vorderste Mann, die Anspielstation. Die Angriffe laufen meistens über mich, ich habe aber trotzdem viele Freiheiten und kann mich fallen lassen, wenn es sein muss. Ich muss nicht immer an der letzten Linie kleben."

Sturmpartner Dor Hugi, der vor der Saison von Maccabi Petah Tikva zu den "Wölfen" wechselte, sei laut Schmidt zwar ein "zurückhaltender Typ" abseits des Rasens, aber ein Spieler mit dem der 23-Jährige gerne zusammenspiele: "Wir haben oft die selben Ideen, können gut kombinieren. Er kann auch diesen letzten entscheidenden Pass in die Schnittstellen spielen."

Gezerre um Leih-Ende

Die Zukunft Schmidts war schon im Winter ein heiß diskutiertes Thema. Durch die schwere Verletzung von Marko Raguz einerseits und die starken Leistungen Schmidts andererseits, stand ein vorzeitiges Leih-Ende im Raum. SKN-Sportdirektor Georg Zellhofer konnte sich gegen ein solches erfolgreich wehren und den Stürmer im Sommer per Kaufoption sogar fest verpflichten. Der LASK hat sich allerdings eine Rückkaufoption gesichert, weswegen Schmidt letztendlich trotzdem wieder in Pasching aufschlagen könnte.

"Bei einem Verein, der regelmäßig in der Champions League spielt."

Alexander Schmidt auf die Frage, wo er sich in fünf Jahren sieht.

Wohin der nächste Schritt gehen soll, weiß Schmidt nicht, er habe sich schlicht noch keine Gedanken darüber gemacht: "So etwas entscheide ich nicht jetzt. Um so etwas kümmert man sich nach der Saison, weil da spielen viele Faktoren mit. Jetzt sind noch so viele Spiele bei St. Pölten, dass ich mir noch keine Gedanken gemacht habe."

Das heißt aber nicht, dass Schmidt nicht längerfristige Pläne und Träume hat. Wo der dreifache U21-Nationalspieler in fünf Jahren unter Vertrag stehen möchte? "Bei einem Verein, der regelmäßig in der Champions League spielt", so Schmidt. Vorzugsweise soll dieser Klub in einer der fünf großen Ligen Europas unterwegs sein.

Vor allem Deutschland und England haben es dem Youth-League-Sieger von 2017 angetan. Die Insel ist ein Ziel, weil dort Schmidts Lieblingsmannschaft beheimatet ist.

"Die Premier League war immer eine tolle Liga zum Zuschauen. Meine Lieblingsmannschaft war immer Chelsea, mein Lieblingsspieler Didier Drogba. Deswegen habe ich das viel verfolgt. Die Spielweise und das Tempo haben mir immer gefallen", erzählt Schmidt.

Von Bedingungen überrascht

In Schmidts Vergangenheit liegt ein erfolgloses Jahr beim Wolfsberger AC. In der Vorsaison konnte der Stürmer für die Lavanttaler kein einziges Mal anschreiben. Beim ersten Vergleich zwischen den beiden Mannschaften mit dem Wolf im Wappen konnten die Niederösterreicher gleich positiv auffallen.

"Was mich überrascht hat, ist, dass die Bedinungen, das ganze Rundherum, beim SKN um einiges besser ist. Was die Plätze betrifft, das Equipment und so weiter", erzählt Schmidt, der es auch genießt, wieder in seiner Heimatstadt zu leben.

"Das Umfeld ist auch anders. Das liegt auch daran, dass ich wieder in Wien bin", so der ehemalige Vienna-Jugendkicker, der eine ganz spezielle Bindung zum restlichen Wien-Kontingent des SKN spürt.

"In und um Wolfsberg ist nicht viel, es gibt nur Fußball. Was anderes kann man nicht machen."

Alexander Schmidt

"Wir fahren alle zusammen meistens mit dem Zug aus Wien zum Training. Wir sind jeden Tag noch mehr zusammen als mit dem restlichen Teil der Mannschaft, verstehen uns auch sehr gut."

Im Vergleich zwischen der Metropole Wien und Wolfsberg zieht die rund 25.000 Einwohner zählende Stadt laut Schmidt eindeutig den Kürzeren: "In und um Wolfsberg ist nicht viel, es gibt nur Fußball. Was anderes kann man nicht machen."

Keine Chance auf Einsätze in Salzburg

Mit 14 Jahren wechselte Schmidt von der Vienna in den Nachwuchs von Red Bull Salzburg. In den sieben Jahren bis zu seinem Leih-Abenteuer in Kärnten durchlief der Wiener sämtliche Nachwuchsmannschaften und ging auch für den FC Liefering in der 2. Liga auf Torejagd.

Ein Abgang aus der Mozartstadt schien alternativlos, wie Schmidt durchklingen lässt: "Für mich war es wichtig, Spielpraxis zu bekommen. Bei einem Trainer, der mich wirklich haben will, der sich wirklich um mich bemüht. Weil ich eben in Salzburg zum Großteil verletzt war, habe ich das Gefühl, dass ich viel aufzuholen habe, was Spielpraxis betrifft."

Aus dem Bullenstall weg zum LASK und in weiterer Folge nach St. Pölten zu wechseln, bezeichnet Schmidt als "richtigen Schritt", vor allem mit Blick auf Einsatzminuten in der Bundesliga, diese Perspektive beim Serienmeister bezeichnet Schmidt als "sehr unrealistisch".

"Es gab ja Gespräche mit Christoph Freund (Sportdirektor Red Bull Salzburg, Anm.), in denen ich schon gemerkt habe, dass es mit der Spielzeit nicht klappen wird. Ich brauche einfach bestenfalls 90 Minuten auf dem Platz, und das Woche für Woche."

Dass dies eine Liga unterhalb der Bundesliga passiert, war für Schmidt ausgeschlossen: "Für mich war das Kapitel Liefering vorbei".

2:8 gegen Salzburg "kein Knackpunkt"

Am Sonntag kommt es für Schmidt zum Wiedersehen mit den Bullen. Während sich die Mozartstäder naturgemäß um das Erreichen der Meistergruppe keine Gedanken mehr machen müssen, ist der Zug für die Niederösterreicher so gut wie abgefahen. Es sind wohl drei Siege aus den letzten drei Spielen gegen Salzburg, Altach und Hartberg nötig, um noch die Chance auf die obere Tabellenhälfte zu haben.

Alexander Schmidt und Patson Daka mit der Youth-League-Trophäe
Foto: © GEPA

Bevor die Kontrahenten vom Sonntag in der neunten Runde erstmals in der laufenden Spielzeit aufeinandertrafen, schwammen die "Wölfe" auf der Erfolgswelle. Mit elf Punkten lagen die Niederösterreicher auf Rang fünf, im Rennen um die Meistergruppe hielt man alle Trümpfe in der Hand.

Doch dann kam der Meister aus Salzburg in die NV Arena und holte den SKN St. Pölten mit einer 8:2-Demontage auf den Boden der Tatsachen zurück. Schmidts Treffer zum zwischenzeitlichen 2:5 war da wohl nur ein schwacher Trost.

"Ich habe das Gefühl, wir haben uns durch manche Ergebnisse, wie das Heimspiel gegen Red Bull, verunsichern lassen. Seitdem spielen wir nicht so mutig. Vor allem sind wir nicht mehr konsequent in der Defensive. Wir sind in vielen Situationen verunsichert", bilanziert Schmidt. Als Knackpunkt würde er die hohe Niederlage damals aber nicht bezeichnen.

"Wenn man das Spiel bewertet, hat man gesehen, dass wir uns von den acht Toren fünf oder sechs selber geschossen haben. Ich würde es nicht als Knackpunkt bezeichnen, weil es auch nur ein Spiel ist. Danach hatten wir genug Spiele, in denen wir lange geführt haben und dann doch unentschieden spielen. Oder es einfach nicht geschafft haben, einen draufzulegen oder mehr Tore zu schießen, um den Sack zuzumachen", so der Angreifer auch durchaus selbstkritisch.

Auffällig ist jedoch, dass St. Pölten in den acht Partien vor der Klatsche gegen Salzburg mehr Spiele gewonnen hat als in den elf Runden danach. Nach einem 4:0-Sieg in Altach direkt nach dem 2:8 folgten sieben Spiele ohne Sieg, darunter eine Serie von drei verlorenen Partien.

Druck in Wolfsberg höher

Verzagen angesichts der Tabellensituation muss man in der niederösterreichischen Landeshauptstadt allerdings nicht, im Gegenteil. Auch wenn die Meistergruppe wohl ohne Beteiligung der "Wölfe" aus St. Pölten stattfindet, war dies zu Saisonbeginn auch nicht die Erwartungshaltung der Verantwortlichen, anders als bei Schmidts vorheriger Station in Wolfsberg: "Der WAC muss unter den ersten sechs oder weiter vorne sein, das ist das klare Ziel. Das ist in St. Pölten logischerweise nicht so."

Zwar wird die Punkteteilung einen erheblichen Teil des Vorsprungs auf das Tabellenende rauben, allerdings wird der Abstand zum Europacup-Playoff ebenfalls um die Hälfte schmelzen. Zeigen sich die St. Pöltner dann wieder in der Form der ersten Runden, könnten die Niederösterreicher ein gewichtiges Wort um den erstmaligen Einzug in die Qualifikationsphase der neuen UEFA Conference League mitsprechen.

Kommentare