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Maximilian Wöber: Welche Liga perfekt passen würde

Nach zwei Jahren wollte Salzburg ihn verkaufen. Wie schaut es aus? LAOLA1-Talk:

Wenn man in Entwicklungsschritten denkt, haben Maximilian Wöber die bisherigen zwei Saisonen beim FC Red Bull Salzburg gut getan.

Der Innenverteidiger, der nach einer guten Phase bei Ajax Amsterdam beim Zwischenstopp in Sevilla nicht glücklich wurde, brach sein Auslands-Abenteuer ab, um in der Heimat zu einem Führungsspieler zu reifen.

Der damalige Plan der "Bullen", die bei diesem viel diskutierten Transfer 10,5 Millionen Euro an Ablöse hinblätterten? Ihn nach zwei Jahren gewinnbringend verkaufen.

Wenn man in Entwicklungsschritten denkt, hat Wöber im ÖFB-Team noch einige Steps vor sich. Beim WM-Quali-Auftakt in Schottland sollten die Chancen gut stehen, Verantwortung übernehmen zu dürfen.

Mit 19 hätte der Wiener sogar Mittelstürmer gespielt, nur um im A-Team dabei zu sein. So richtig zündete die ÖFB-Karriere bislang nicht, stattdessen entwickelte sich ein ewiges Hin und Her mit der U21.

Und wenn man in Entwicklungsschritten denkt, hat sich die Dichte in der österreichischen Bundesliga in den vergangenen Jahren durchaus positiv entwickelt. Aufgrund der Salzburger Vorbildwirkung?

Alles Themen, zu denen Wöber vor dem Schlager LASK gegen Salzburg (Samstag, 17 Uhr im LIVE-Ticker) im LAOLA1-Interview Einblicke in seine Gedankenwelt gibt.

LAOLA1: Noch drei Mal in der Bundesliga, zudem im ÖFB-Cup-Finale: Ihr werdet den LASK in den kommenden Wochen öfter sehen. Wie schwer ist dieser Gegner zu bespielen?

Maximilian Wöber: Man hat in den letzten Jahren gesehen, wie schwer wir uns immer wieder getan haben. Ein sehr unangenehmer Gegner, der stark presst und im Umschaltspiel irrsinnig gut ist. Sie haben in den letzten zwei, drei Jahren ein starkes Team aufgebaut, allgemein eine super Philosophie im Verein und auch schon in Europa für Furore gesorgt. Der LASK ist auf jeden Fall ein sehr ernstzunehmender Gegner. Im Kampf um den Titel ist es ein wichtiges Spiel für uns.

LAOLA1: Inwieweit hatte Salzburg Vorbildwirkung auf andere Bundesligisten, dass es eben Sinn macht, eine eigene Philosophie zu entwickeln?

Wöber: Ich denke, dass sich einige Vereine in den letzten Jahren etwas von Salzburg abgeschaut haben. Aus der Red-Bull-Philosophie heraus schaffen nicht nur bei uns viele den nächsten Schritt zu Bundesliga-Vereinen. Was sie hier lernen, nehmen sie dorthin mit. Der LASK hat sein eigenes Ding daraus gemacht. Sie spielen jede Partie gleich – mit Fünferkette und pressen extrem hoch. Das zeichnet sie aus und macht jedes Spiel extrem unangenehm.

"Es kommen immer mehr junge Spieler aus Österreich in die ersten Mannschaften und behaupten sich dort. Vor ein paar Jahren hat man vielleicht noch gesagt, man muss mit 16 oder 17 sofort ins Ausland, um erfolgreich zu werden."

Maximilian Wöber

LAOLA1: Wie viel ist in der Bundesliga-Phase während deiner Legionärs-Jahre in Amsterdam und Sevilla qualitativ weitergegangen?

Wöber: In jener Phase, als ich noch mit Rapid in der Bundesliga war, war Red Bull Salzburg sportlich klar dominant, ansonsten hat es nur Sturm Graz, die Austria und Rapid gegeben, wobei wir mit Rapid damals eine ziemlich  schlechte Phase hatten. Inzwischen hat sich das Blatt ein bisschen gewendet. Die großen Vereine werden auch international immer stärker, dazu kommen Mannschaften wie der WAC, der es in den letzten Jahren unglaublich gemacht hat. Hartberg ist eine Überraschungsmannschaft, dieses Jahr spielt die WSG Tirol eine richtig gute Saison und kann es ins Meister-Playoff schaffen. Die Dichte an guten Mannschaften in Österreich ist viel größer geworden. Dadurch haben wir auch einen viel besseren  Namen in Fußball-Europa.

LAOLA1: Worauf führst du die größere Dichte zurück? Die gute Ausbildung? Oder auf besagte Philosophie, die bei vielen Vereinen Einzug gehalten hat?

Wöber: Wer über Jahre hinweg seinen  Weg durchzieht, wird irgendwann die Früchte der Arbeit ernten. Das gelingt im Moment etlichen  Vereinen. Finanziell kann man wahrscheinlich nur Red Bull Salzburg annähernd mit den anderen  Teams in Europa vergleichen, obwohl der Abstand zu den ganz großen Klubs weiterhin enorm ist. Wenn man es beispielsweise mit der holländischen Liga vergleicht, mit der ich uns sportlich mittlerweile schon ziemlich auf Augenhöhe sehe, ist der finanzielle Aspekt in Österreich noch ein wenig geringer. Trotzdem ziehen unsere Vereine ihren Weg durch. Es kommen immer mehr junge Spieler aus Österreich in die ersten Mannschaften und behaupten sich dort. Vor ein paar Jahren hat man vielleicht noch gesagt, man muss mit 16 oder 17 sofort ins Ausland, um erfolgreich zu werden. Mittlerweile sammeln viele österreichische Fußballer in der Bundesliga  ihre ersten Erfahrungen, stabilisieren sich dort und machen dann den nächsten Schritt.

LAOLA1: Auch in Salzburg drängt die "Next Generation" derzeit nach. Wie beurteilst du diese Phase?

Wöber: Es sind viele sehr interessante Spieler mit irrsinnig großem Potenzial bei uns in der Mannschaft. Angefangen von Karim Adeyemi über Luka Sucic, natürlich auch David Affengruber oder Nicolas Seiwald, der  ebenfalls schon Topleistungen bei uns gebracht hat. Die nächste Generation ist da, die Zukunft für Red Bull Salzburg gesichert. Die Jungs werden diesem Verein in den nächsten zwei, drei Jahren sehr viel Freude bereiten. Wichtig ist, dass sie sich nicht von Rückschlägen unterkriegen lassen. Als junger Fußball-Profi gehört es dazu, dass es mal nicht so gut läuft und man auch mal eine richtige „Schweins-Partie“ dabei hat - so wie es Karim gegen Sturm passiert ist, als er in der ersten Halbzeit ausgewechselt wurde. Das passiert jedem mal. Die Jungs, die bei uns dabei sind, genießen aber auch dann  vollstes Vertrauen.

LAOLA1: Du bist vor knapp zwei Jahren nach Österreich zurückgekehrt. Wenn du die 2019er-Version von dir mit jener aus 2021 vergleichst: Wie hast du dich weiterentwickelt?

Wöber: Ich habe diesen Schritt bewusst getätigt, damit ich wieder Spaß am Fußball finde, als Mensch gefestigt und wieder näher bei meiner Familie bin. Natürlich bin ich beim FC Red Bull Salzburg zu einem Klub  gekommen, bei dem es für mich als Verteidiger sehr viel um Pressing, Laufarbeit, Vorwärtsverteidigen geht. Für mich waren das neue Elemente, die ich so bei Sevilla oder Ajax nicht gekannt habe. Dort ist es eher um klassischen Ballbesitz-Fußball gegangen. Daher ging es zunächst einmal um körperliche Anpassung. Denn kicken kann ich – das weiß ich. Für mich ist es aber wichtig, zu 100 Prozent fit zu sein, um in internationalen Spielen gegen große Gegner und in Österreich in jedem Spiel Top-Leistungen zeigen zu können. Dafür arbeite ich hier, damit ich irgendwann vielleicht wieder ein Auslands-Abenteuer starten kann.

LAOLA1: Gibt es dafür schon eine Art Timetable oder Plan?

Wöber: Gar nicht. Wenn ich in meiner bisherigen Karriere eines gelernt habe, dann dass man nie weiß, was im Fußball passiert. Von heute auf morgen kann sich alles ändern. Daher habe ich auch keinen Plan, den ich strikt verfolge, sondern schaue, dass ich Woche für Woche gute Leistungen zeige und nach meiner Verletzung vor allem fit bleibe. Dann wird man sehen, was sich ergibt. Harte Arbeit zahlt sich am Ende immer aus. Natürlich bin ich offen für neue Abenteuer, aber ich weiß auch ganz genau, was ich hier in Salzburg habe.

LAOLA1: Der Plan deiner Chefs war – wie in der Dokumentation JEDER.MANN wunderbar zu beobachten – dich nach zwei Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Es wäre soweit…

Wöber (grinst): Das war der Plan von Christoph und Stephan (Die RBS-Geschäftsführer Christoph Freund und Stephan Reiter, Anm.d.Red.). Dazu gibt es aktuell aber nichts Neues , denn wir haben hier noch drei Monate und über irgendwelche Zukunftsprojekte zu sprechen, macht im Moment wenig Sinn und lenkt nur ab.

"Ich glaube, für mich würde  die deutsche Liga perfekt passen. Für meine Karriere ist es auf alle Fälle ein Ziel, dort einmal bei einem richtig guten Verein zu spielen. Bis dahin ist es aber  noch ein langer und harter Weg."

Maximilian Wöber

LAOLA1: Ob in diesem Sommer oder irgendwann später: Was stellst du dir als nächsten Schritt vor? In Salzburg spielst du Champions League und um den Meistertitel. Muss es zumindest eine Topliga sein? Oder muss es gar ein Topverein in einer Topliga sein?

Wöber: Natürlich hat jeder Fußballer gewisse Ziele oder eine gewisse Liga im Blick, in der er unbedingt einmal spielen möchte. Ich glaube, für mich würde  die deutsche Liga perfekt passen. Für meine Karriere ist es auf alle Fälle ein Ziel, dort einmal bei einem richtig guten Verein zu spielen. Bis dahin ist es aber  noch ein langer und harter Weg. Wie schnell es passiert oder ob es überhaupt einmal passiert, kann ich nicht sagen und beschäftigt mich derzeit auch nicht wirklich. Das ist Zukunftsmusik. Für mich ist momentan nur wichtig, dass wir mit dem FC Red Bull Salzburg  erfolgreich sind.

LAOLA1: Du hast zumindest am Papier keinen Stress. Dein Vertrag läuft bis 2024. Verspürst du dadurch eine gewisse Absicherung?

Wöber: Natürlich, ein langfristiger Vertrag bedeutet als Fußballer immer Sicherheit. Ich habe keinen Stress, irgendwelche überschnellen Taten zu vollbringen oder irgendetwas zu erzwingen. Wie gesagt: Ich weiß, was ich hier habe, wie gut es mir hier geht, auf welchem Niveau ich hier Fußball spielen kann.

LAOLA1: Inwiefern bist du in Salzburg in die Rolle eines Führungsspielers gewachsen?

Wöber: Ich denke, dafür bin ich auch geholt worden, dass ich vom Charakter und der Persönlichkeit her allgemein sehr gut in diesen Verein passe. Es ist mein Naturell, dass ich mich in einer Führungsposition sehe. Ich möchte Verantwortung übernehmen, sowohl auf als auch abseits des Platzes. Wenn man neu zu einem Verein kommt, sagt man natürlich nicht gleich: "Hallo, ich bin jetzt hier und sage, wie es gemacht wird." Da muss man sich erst reinarbeiten und das vor allem mit Leistungen am Platz bestätigen. Das ist mir im ersten Jahr sehr gut gelungen. Ich glaube aber, es gibt noch viel Potenzial nach oben. Vor allem als Innenverteidiger ist es für mich aber eine sehr wichtige Komponente, dass ich ein Leadertyp bin.

Wöber bestritt die ersten beiden WM-Quali-Spiele von Beginn an
Foto: © GEPA

LAOLA1: Von wem stammt folgendes Zitat? "Wenn man die Chance hat, im Nationalteam zu spielen, spiele ich von mir aus auch Mittelstürmer."

Wöber: Ich glaube, das kommt von mir.

LAOLA1: Richtig. Diesen Spruch hast du angesichts deiner erstmaligen A-Team-Berufung 2017 getätigt. Wie steht es um deine Stürmer-Qualitäten?

Wöber: Wenn man unlängst das Spiel gegen St. Pölten gesehen hat, bei dem ich aus fünf Metern leider nur einen Verteidiger angeschossen habe, sind sie mir ein bisschen abhandengekommen (lacht). Ich habe in der Jugend ja lange als Mittelstürmer oder Zehner gespielt. Die Qualitäten sollten also vorhanden sein, nur komme ich leider nicht mehr so oft in die Situation, dass ich einmal vor dem Tor abziehen kann. Es wird aber auf alle Fälle Zeit, dass ich mein erstes Bundesliga-Tor für Salzburg schieße.

LAOLA1: Du warst beim Mittelstürmer-Zitat 19. Natürlich lässt sich die große Motivation, für Österreich zu spielen, herauslesen. In den vergangenen Jahren bist du oft zwischen A-Team und U21 gependelt. Wie fällt deine Zwischenbilanz aus?

Wöber: Für mich ist es eine schwierige Zeit gewesen. Wenn ich zurückblicke, habe ich die ersten zwei Spiele in der EM-Qualifikation von Anfang an gespielt. Danach habe ich mich schwerer verletzt, war dann „nur“ bei der U21 oder bin nachberufen worden. Es war immer ein Hin und Her zwischen U21 und A-Team. Jetzt bin ich nicht mehr für die U21 spielberechtigt, also ist es natürlich das große Ziel, wieder bei der Nationalmannschaft dabei zu sein.

LAOLA1: Du bist – als Beispiel – nicht im Kader gewesen, als Martin Hinteregger in Polen ersetzt wurde. Es wäre womöglich aufgelegt gewesen, dass du spielst. So kam Stefan Posch erstmals zum Zug und hat seine Chance genutzt. Ist das Nationalteam in gewisser Weise auch Timing-Sache?

Wöber: Natürlich kann es immer sehr, sehr schnell gehen. Es braucht sich nur jemand verletzen, was man natürlich niemandem wünscht, man wird nachberufen und spielt auf einmal. So war es bei mir in der EM-Qualifikation in den ersten beiden Spielen. Zuerst war ich bei der U21, dann hat David Alaba abgesagt. Ich habe auf einmal beide Spiele gespielt, mich sehr gefreut aber irgendwie auch  die Welt nicht ganz verstanden. Ich bin nachberufen worden und spiele – das passt eigentlich gar nicht zusammen. Aber es muss eben auch passen. Wenn die Chance da ist, muss man sie nutzen. "Poschi" ist das beste Beispiel. Er hat gegen Polen das erste Mal anstelle von "Hinti" gespielt, eine super Partie gemacht, dann gegen Slowenien im Entscheidungsspiel wieder gespielt und sogar den Entscheidungstreffer gemacht. Jetzt ist er gesetzt, und das vollkommen zurecht. Wenn man vom Teamchef die Chance bekommt, sich zu präsentieren und dann abliefert, ist alles möglich.

LAOLA1: Man kann es durchaus paradox finden, dass ein Spieler, für den über zehn Millionen Ablöse gezahlt wurden, im ÖFB-Nationalteam noch nicht so richtig durchstarten konnte. Haderst du damit?

Wöber: Es hat mich schon eine gewisse Zeit beschäftigt. Vor allem dieses Hin und Her war für mich unangenehm. Man ist nicht wirklich Teil einer Mannschaft beziehungsweise immer nur kurzfristig dabei und kann sich nicht wirklich zu 100 Prozent in die Mannschaft integrieren. Jetzt gilt es, wirklich ein Teil der Mannschaft werden und zum nächsten Spieler, der reinkommt, heranzuwachsen. Mittlerweile mache ich mir aber nicht mehr so einen Stress. Ich weiß, dass ich die Qualitäten habe, um im Nationalteam zu spielen. Wenn es so weit ist, werde ich das hoffentlich zeigen.

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