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"Haben eben nicht die großen Superstars"

Grödig in akuter Abstiegsgefahr, Schöttel unter Zugzwang. Der Wiener im LAOLA1-Interview:

2 von möglichen 27 Punkten aus den letzten neun Spielen.

So lautet die katastrophale Ausbeute der SV Grödig im dritten Viertel der Bundesliga.

Die Konsequenz daraus: Die Salzburger sind ans Tabellenende abgedriftet, drei Punkte beträgt der Rückstand auf Platz neun.  

Dabei lag die Schöttel-Elf zur Hälfte der Meisterschaft mit 23 Punkten am sechsten Rang und hatte sieben Zähler Vorsprung auf das damalige Schlusslicht WAC.

Doch während die Konkurrenz regelmäßig anfing zu punkten, sprangen für den Klub unterhalb des Untersbergs nur mehr Unentschieden gegen Ried und die Admira heraus.

Die Situation spitzt sich zu – auch für den Trainer. Im LAOLA1-Interview spricht Peter Schöttel über die Grödiger Unserie, die Gründe dafür und erklärt, was fehlt.

LAOLA1: Herr Schöttel, Anfang der Woche gab es ein Treffen mit Manager Christian Haas. Ging es dabei auch um Ihren Job?

Peter Schöttel: Wir treffen uns jeden Montag zu Mittag, um über das Wochenende zu sprechen. Es war eine ganz normale Analyse der letzten Partie. Wir haben uns dabei überlegt, was wir gegen Altach verändern, bzw. wie die Vorbereitung auf dieses wichtige Spiel aussieht.

LAOLA1: Ist das Altach-Match ein Schicksalsspiel für Sie, das über Ihre Zukunft in Grödig entscheidet?

Schöttel: Das weiß ich nicht. Es wurden keine Szenarien besprochen. Doch wenn die Ergebnisse nicht stimmen, so wie es im Frühjahr bisher der Fall ist, und die Tabellensituation dementsprechend aussieht, dann ist es normal, dass sich die Vereinsführung Gedanken macht, was das Beste für den Klub ist. Mir gegenüber hat Herr Haas aber nichts erwähnt.

LAOLA1: Im letzten Viertel oder anderes formuliert, in den letzten neun Begegnungen konnten nur zwei Punkte gesammelt werden. Wie schwer ist es, Gründe dafür zu finden? Nur am Venuto-Abgang kann es wahrscheinlich nicht liegen, oder?

Schöttel: Wir reden vom dritten Viertel, da sind auch die zwei Niederlagen vor der Winterpause daheim gegen Altach und auswärts gegen Sturm dabei. Doch das ist schon ziemlich weit weg. Kommen wir zu den sieben Runden im Frühjahr: Ich glaube nicht, dass wahnsinnig viel anders ist, als im Herbst. Einzig die Tatsache, dass wir im letzten Jahr recht häufig recht einfach in Führung gegangen sind. Jetzt, ich nehme das Spiel gegen die Austria her, treffen wir nicht. Rasner steht  nach zehn Minuten alleine vor dem Tor  und  in der Nachspielzeit vergeben wir zwei Sitzer.  Im Sommer gab es dafür viele Partien, in denen wir in Führung gegangen sind, das Match aber nicht in Siege ummünzen konnten.  Sonst wären wir jetzt nicht in unserer Situation. Außer gegen Salzburg hatten wir in jedem Spiel unsere Möglichkeiten und die Chance auf Punkte oder zu gewinnen – da denke ich speziell an die Rapid-Partie, wo wir bis zur 85. Minute geführt haben und nicht einmal einen Punkt mitnehmen. Je weniger du gewinnst, desto unsicherer wirst du. Wir haben nicht mehr das Selbstvertrauen aus dem Herbst. Obwohl es in Grödig relativ ruhig ist, kommt dann schon Unruhe in die Mannschaft, weil keiner gerne absteigen will. Im Herbst waren wir vielleicht ein wenig über unseren Verhältnissen. Und jetzt haben die Teams, die hinter uns gelegen sind, angefangen regelmäßig zu punkten.

LAOLA1: Hat man sich durch den starken Herbst ein wenig blenden lassen?

Schöttel: Bei uns liegt das Leistungsniveau der Mannschaft sehr eng beisammen. Wir haben nicht die ganz großen Superstars, aber niemanden, der abfällt. Es ist eine richtig ehrliche, homogene Truppe. Ich habe aber bereits im Sommer vor den Nachlässigkeiten gewarnt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir nur deswegen in die jetzige Situation gekommen sind, weil wie im Herbst nicht konsequent waren. Wir haben drei Mal 2:0 geführt, aber kein einziges Mal gewonnen und teilweise sogar verloren. Mit sieben, acht Punkten mehr könnten wir ganz anders Fußball spielen. Wir haben sie nicht und sind nach hinten durchgereiht worden. Für viele im Kader ist der Abstiegskampf eine neue Situation. Andere wiederum spielen ihre erste Saison in der Bundesliga.

LAOLA1: Grödig hat 25 Punkte am Konto. So viele Zähler hatte zuletzt kaum ein Schlusslicht vor dem letzten Viertel.

Schöttel: Ja, das kommt dazu. Heuer ist keine Mannschaft wirklich weggebrochen. In der Vergangenheit hat sich immer eine Team herauskristallisiert, wo der Abstieg absehbar war. Im letzten Meisterschafts-Viertel waren wir die eindeutig schlechteste Mannschaft. Aber wir haben im Herbst gezeigt, dass wir es auch anders können. Da haben wir Rapid und Sturm geschlagen, gegen Austria und Salzburg jeweils ein Remis geholt. Es gab im ganzen Jahr keine Partie, in der wir untergangen sind.

LAOLA1: Wie bereits erwähnt, Grödig spielt nicht ja nicht schlecht, das Manko ist die Punkteausbeute. Was kann man da als Trainer machen?

Schöttel: Das Team macht leider genug Fehler. Mich stimmt optimistisch, dass die Moral stimmt. Man sieht, dass wir uns bis zum Schluss wehren, uns nicht mit einer Niederlage abfinden wollen. Wir müssen einfach besser und selbstbewusster Fußball spielen. Doch das ist natürlich schwierig, wenn es wochenlang kein Erfolgserlebnis gibt. Hoffentlich platzt uns gegen Altach der Knoten und uns gelingt endlich wieder ein Sieg.

LAOLA1: Für Grödig geht es um die Existenz. War für Sie als Trainer der Druck bei Rapid dennoch größer?

Schöttel: Druck ist Druck. Bei Rapid waren damals die Umstände ganz anders, nicht vergleichbar mit den letzten Jahren in Hütteldorf. In Wien musste einfach jedes Spiel gewonnen werden, sonst hat es Probleme gegeben. Hier in Grödig ist es schon ruhiger. Dennoch ist die Situation unangenehm. Es geht ja um die wöchentliche Arbeit. Wenn du mit der Mannschaft das vergangene Spiel aufarbeitest und die Jungs motiverst und aufrichtest, ist es schön und gut, aber es zählt das Ergebnis. Das bestimmt alles.

LAOLA1: Was sagen Sie zu der Aussage, dass Sie zu nett für den Abstiegskampf sind?

Schöttel: Davon halte ich gar nichts. Jeder ist, wie er ist. Respektvoll und korrekt zu seinen Spielern zu sein, schließt nicht aus, dass man die notwendige Härte besitzt.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl



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