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Liga-Reform: Die Sorgen der Spieler

Admira-Kapitän Thomas Ebner über Millionen-Geschäft und Sorgen bei Reform:

Liga-Reform: Die Sorgen der Spieler Foto: © GEPA

Die Liga-Reform ist in Fußball-Österreich eines der bestimmendsten Themen der vergangenen Monate.

In etwas mehr als einem halben Jahr ist es soweit, zur Saison 2018/19 wird der neue Modus eingeführt. Viele Seiten wurden bereits beleuchtet, doch wie denken eigentlich Spieler über die Neuerungen?

Im LAOLA1-Interview klärt Admira-Kapitän Thomas Ebner darüber auf und äußert zudem Kritik am Millionen-Geschäft Fußball, berichtet über die aktuelle Situation der Südstädter und die großen Unterschiede in Österreich:

LAOLA1: 1:6 gegen Sturm Graz – ein Ausrutscher oder besorgniserregend?

Thomas Ebner: Ich denke nicht, dass es Grund zur Sorge gibt. In den letzten Wochen hat man ja gesehen, dass wir eine starke Mannschaft sind. In diesem Spiel hat man aber gesehen, dass es gegen jeden Gegner schwer wird, wenn man nicht als Einheit auftritt. Auswärts gegen Sturm Graz ist es umso schwerer, wenn man nicht kompakt agiert.

LAOLA1: Vor zwei Wochen wurde Christoph Knasmüllner auf die Bank gesetzt, Trainer Ernst Baumeister hat gemeint, einige Spieler glauben, es gehe auch mit weniger als hundert Prozent. Hast du das Gefühl, dass nicht alle Spieler alles geben?

Ebner: Bei Knasi gab es auch das Problem, dass er unter der Woche angeschlagen war und daher erst spät ins Training eingestiegen ist. Dann entscheidet der Trainer, ob er spielen kann und soll. Ich bin überzeugt, dass bei uns jeder einzelne Spieler alles gibt. Dafür stehen wir als Admira ja auch.

LAOLA1: Viele Verträge laufen aus, bei manchen Spielern gibt es Transfer-Gerüchte – denken ein paar vielleicht zu viel nach?

Ebner: Bei manchen könnte das schon im Hinterkopf sein, aber in den letzten Wochen sind diese Spieler trotzdem gut aufgetreten. Einen Leistungsabfall kann ich nicht erkennen, auch im Training geben diese Spieler wie alle anderen Vollgas. Da wird von den Medien vielleicht etwas zu viel hineininterpretiert.

LAOLA1: In der Liga tut sich einiges, in etwas mehr als einem halben Jahr tritt die Reform in Kraft. Wie denkst du bzw. wie denken Spieler generell darüber?

Ebner: Es wird auf jeden Fall interessant, keiner weiß im Endeffekt ganz genau, was auf einen zukommt und wie es final wird. Vielleicht ist genau diese Ungewissheit aber gut, weil das Spannung bringt. Nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei den Fans. Ob es gut oder schlecht ist, kann man jetzt noch nicht sagen.

LAOLA1: Einige Leute äußern bereits Sorgen bezüglich Attraktivität des unteren Playoffs. Wie siehst du das?

Ebner: Bedenken sind erlaubt, ich habe aktuell aber noch keine. Natürlich wird man dann versuchen, im oberen Playoff dabei zu sein. Dann ist es richtig toll, wenn man dann nochmal gegen die Top-Teams spielen kann. Auch der Weg nach Europa ist dann nicht mehr so weit, da ist dann einiges möglich. Ich halte aber nichts davon, jetzt schon im Vorfeld Kritik am neuen System zu üben, zumal wir noch ein halbes Jahr vor der Einführung stehen.

LAOLA1: Die Reform wurde bei einer Klubkonferenz beschlossen. Für die Details des neuen Spielmodus‘ wurden alle relevanten Stakeholder (Fans, Gewerkschaft, Trainer, Klubs, TV, Journalisten, Sponsoren, Legenden, ÖFB und Landesverbände) eingebunden. Hast du das Gefühl, dass die Spieler dabei zu wenig einbezogen wurden?

Ebner: Ich weiß nicht im Detail, in wie weit sich die Gewerkschaft mit Spielern auseinandergesetzt hat. Die Gewerkschaft sollte in dieser Runde die Vertretung der Spieler sein. Ich gehe davon aus, dass sie auch unsere Interessen vertreten haben, weil wir am Ende auf dem Platz stehen.

"Einige können sich nicht vorstellen, wie die zweite Liga mit 16 Klubs attraktiv sein soll - für Fans und Spieler. Das ist wahrscheinlich die größte Sorge vieler Spieler bei der Reform."

LAOLA1: Hat man als Spieler sonstige Sorgen wegen der Reform?

Ebner: Ich spreche mit Teamkollegen und auch mit anderen Fußballern über dieses Thema. Logischerweise macht man sich darüber Gedanken. Einige können sich nicht vorstellen, wie die zweite Liga mit 16 Klubs attraktiv sein soll - für Fans und Spieler. Das ist wahrscheinlich die größte Sorge vieler Spieler bei der Reform. Aber wie gesagt, sollten wir das auf uns zukommen lassen.

LAOLA1: Für Klubs und Spieler gibt es auch andere offene Fragen. Bleiben die Verträge gleich? Sind Punkteprämien für oberes und unteres Playoff gleich?

Ebner: Das sind Internas, die besprechen Spieler, Berater und Manager der Vereine miteinander. Über die Inhalte von anderen Spielern weiß ich ohnehin nichts. Mein Vertrag läuft im nächsten Sommer aus, intensive Gespräche wurden aber noch nicht geführt. Deshalb kann ich sowieso noch nicht viel dazu sagen – selbst wenn ich wollte. (lacht)

LAOLA1: Das heißt, eine Vertragsverlängerung ist nicht absehbar?

Ebner: Die ersten Gespräche wurden schon geführt, das ist ein laufender Prozess. Es war aber bislang eher ein kurzes Zusammensetzen, man tauscht sich aus, sagt was man sich vorstellt. Alles fair und vernünftig. Ich denke, dass die Verhandlungen erst im Jänner intensiver werden. Dann wird man absehen können, in welche Richtung es geht. Jetzt liegt der Fokus ohnehin auf der laufenden Spielzeit, da wollen wir noch ein paar Ausrufezeichen setzen.

LAOLA1: Sollte man generell mehr auf die Bedürfnisse der Spieler eingehen oder seid ihr "Produkte", die funktionieren müssen?

Ebner: Ich sehe mich nicht als Produkt, sondern als professioneller Sportler. So viele Punkte gibt es aber auch nicht, wo man die Spieler einbeziehen muss. Es ist schon so, dass unsere Aufgabe am Ende die Leistung auf dem Platz ist, da muss man nicht übertreiben und überall alle miteinbeziehen. Für alles, was außerhalb passiert, gibt es andere Leute, die zuständig sind und ihre Sache gut machen.

"In Österreich gibt es einen großen Spielraum – von Top-Verdienern bis hin zu Spielern, die finanziell ums Überleben kämpfen müssen. 'Der spielt in der Bundesliga, der muss reich sein!', hört man immer wieder. Das ist ein Irrglaube, so ist es nicht."

LAOLA1: Interviews werden von Klubs gesteuert, die Fußball-Welt wirkt oft steril. Fühlt man sich als Spieler nicht wie ein Erwachsener, der von seiner Mutter nach wie vor ins Bett gebracht wird?

Ebner: Na so schlimm ist es auch nicht. Es ist aber ein zweischneidiges Schwert. Kontrolle ist vorhanden, das ist auch irgendwie verständlich und vernünftig. Das ist ja nicht nur im Fußball so. Die Welt ist in den letzten Jahren viel schnelllebiger geworden, jeder ist irgendwie miteinander verbunden. Es ist ja auch in anderen Vereinen, Firmen oder Organisationen üblich, gewisse Dinge zu kontrollieren bzw. über gewisse Dinge Bescheid wissen zu wollen. So lange das nicht übertrieben wird, ist es ganz normal und vollkommen in Ordnung.

LAOLA1: Am Millionen-Geschäft Fußball keimt immer mehr Kritik auf. Wie sieht man das aus Spieler-Seite?

Ebner: Was international passiert, ist schon übertrieben. Wie viele Millionen hineingepumpt werden, ist unvorstellbar. Selbst für mich, weil wir in Österreich weit weg von solchen Summen sind. So gesehen sind wir ein kleines Rädchen in einem riesigen Konstrukt. Ich denke nicht, dass die Entwicklung so weitergehen kann. Die Ablösesummen können nicht immer weiter steigen.

LAOLA1: Das heißt, in Österreich ist alles im Rahmen?

Ebner: In Österreich gibt es einen großen Spielraum – von Top-Verdienern bis hin zu Spielern, die finanziell ums Überleben kämpfen müssen. „Der spielt in der Bundesliga, der muss reich sein!“, hört man immer wieder. Das ist ein Irrglaube, so ist es nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es als Profi-Fußballer in Österreich nicht immer und überall toll sein muss. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Profi-Karriere zeitlich begrenzt ist. Mit Anfang/Mitte 30 ist die Laufbahn realistisch betrachtet zu Ende. Dann musst du dich womöglich neu orientieren, ein Angestellter arbeitet dann vielleicht schon 10 bis 15 Jahre in einer Branche. Als Profi-Fußballer lebt man seinen Traum, man hat es geschafft, sein Hobby zum Beruf zu machen. Aber es gibt auch genügend andere Wege, um glücklich zu sein.

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