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Das hat Stephan Reiter bei RB Salzburg vor

Der Nachfolger von Jochen Sauer bei Red Bull Salzburg will andere Wege gehen:

Das hat Stephan Reiter bei RB Salzburg vor

Seit 1. Februar amtiert Stephan Reiter bei Red Bull Salzburg als Geschäftsführer Commercial.

Schon die Funktionsbezeichnung des 45-Jährigen zeigt, dass er nicht als 1:1-Nachfolger des ehemaligen Generalmanagers Jochen Sauer zu sehen ist. Im Vergleich zu seinem fußballaffinen Vorgänger will der Mann aus der Konsumgüterindustrie vor allem eines: "Das Profil des Vereins schärfen."

"Die Verantwortlichkeiten sind etwas anders aufgeteilt", meinte Reiter im Hinblick auf Sauer.

Auch Reiter wird freilich mit Sportdirektor Christoph Freund ein Duo bilden, seine Expertise soll sich aber primär auf das Kommerzielle beziehen: "Ich werde mir nicht anmaßen, mich in sportliche Details einzumischen", sagte Reiter, dem die Verantwortung für das Gesamtbudget obliegt, gegenüber der APA.

"Klub in eine neue Ära führen"

Gut elf Jahre hat Reiter bei Coca Cola zugebracht, zuletzt firmierte er drei Jahre für den finnischen Sportartikelhersteller Amer (u.a. Salomon, Atomic, Wilson, Mavic) als Geschäftsführer für Österreich, Slowenien, Ungarn und Kroatien. Die Aufgabe bei den " Bullen" sei für den verheirateten Vater einer elfjährigen Tochter "als Pongauer, der in Salzburg lebt, extrem reizvoll". Gemeinsam mit Freund will er den Klub "in eine neue Ära" führen.

Eine neue Zeitrechnung ist für den Verein durch den Rückzug Red Bulls als Eigentümer - dessen Sonderrechte wurden auch im Hinblick auf das Financial Fairplay im Sommer 2015 zurückgefahren - angebrochen. "Die wirtschaftliche Ausrichtung wird da natürlich wichtiger. Man hat bewusst jemanden gesucht, der nicht aus dem Fußballbereich kommt, der neue Sichtweisen einbringt. Da müssen wir uns breiter aufstellen, das ist ganz klar der Auftrag dahinter", meinte Reiter. Er werde sich stark um Marketing, Merchandising, Hospitality und Kommunikation kümmern, wolle "erklären, für was wir stehen: Innovation, Leidenschaft und Begeisterung, neue Wege zu gehen."



Die Strukturreform im Verein und der verschärfte wirtschaftliche Wettbewerb verlangten, in dieser Hinsicht "noch aktiver zu sein. Man muss sich ein Stück neu erfinden, um in der Vorreiterrolle zu bleiben", betonte Reiter. "Sportlich gibt es in der Bundesliga insgesamt neun Konkurrenten, aber kommerziell müssen wir uns in einem deutlich größeren Umfeld behaupten." Zuletzt hatte Salzburg ja erstmals in der Red-Bull-Ära ein Geschäftsjahr (2015/16) mit einem finanziellen Minus (1,7 Mio. Euro) abgeschlossen. Das frühe Europacup-Aus in Kombination mit der Strukturreform brachte die Premiere.

Luft nach oben puncto Fanzuspruch

Ein Blick auf die Einnahmen durch Spielerverkäufe wie jenen von Dayot Upamecano, der im Winter für kolportierte 12 Millionen Euro nach Leipzig gewechselt war, darf ihn freilich beruhigen. "Transfererlöse sind eine ganz wichtige Säule in unserem Finanzierungsmodell", meinte Reiter. Das Thema Traditionsfußball vs. Kommerz wollte er nicht weiter kommentieren. Klar sei aber: "Kommerzialisierung ist für jeden Verein unerlässlich, sonst kannst du nicht im Profibereich Fußball spielen. Zudem haben wir ja in Salzburg auch eine wirtschaftliche und soziale Verantwortung, die man nicht unterschätzen darf."

In puncto Fanzuspruch sieht er Luft nach oben. Im Herbst etwa waren die Zuschauerzahlen in der Red-Bull-Arena im Vergleich zum Jahr davor um 15 Prozent gesunken. "Wir waren sportlich in der letzten Zeit sehr erfolgreich, in der öffentlichen Wahrnehmung aber weniger. Diese Lücke müssen wir füllen", stellte Reiter fest. Schnellschüsse dürfe man sich von ihm trotz denkbar hoher Motivation nicht erwarten. "Es heißt, man soll in den ersten 90 Tagen keine wesentlichen Entscheidungen treffen", meinte Reiter. Das werde zwar nicht ganz möglich sein. "Aber mit großen Entscheidungen möchte ich mir schon ein bisschen Zeit lassen."

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