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Rapids Bilanz nach zweijährigem Happel-Gastspiel

2 Jahre Happel: Was übrig blieb, was gut, was schlecht war und welche Herausforderung wartet.

Rapids Bilanz nach zweijährigem Happel-Gastspiel

Es ist vorbei!

Rapids zweijähriger "Ausflug" ins Ernst-Happel-Stadion wurde mit dem 1:1 gegen den SCR Altach endgültig beendet.

Tschüss mit "ü", Tschau mit "au" - nachweinen wird dem ungeliebten Prater-Oval keiner so richtig. Es war viel mehr eine Zweckbeziehung, denn eine, in der die große Liebe entfachte.

Große Rundung, Laufbahn, weit entfernte Fans - das war allen Beteiligten schon bei der Übersiedlung im Juli 2014 ein Dorn im Auge.

"Das ist nicht unsere Heimstätte, wir gehören nach Hütteldorf"

Trainer Zoran Barisic ließ schon beim rührenden Abschied von "St. Hanappi" wissen,  dass das Happel-Stadion Rapid mindestens fünf bis zehn Punkte kosten wird.

Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Im Vergleich zum letzten Jahr auf heimischem Hütteldorfer Boden 2013/14 konnten in dieser Saison gleich viele Punkte daheim eingefahren werden. 2014/15 waren es auch nur drei weniger.

"Wir haben die zwei Jahre hier angenommen. Teilweise lief es gut, teilweise nicht so gut. Das ist aber nicht unsere Heimstätte, wir gehören nach Hütteldorf! Jetzt freuen sich aber alle, dass unsere neue Heimstätte fertig ist", wird Abwehrchef Mario Sonnleitner die Ausweichstätte nicht sonderlich vermissen.

Auch Louis Schaub fiebert der neuen Ära im Allianz-Stadion entgegen: "Wir freuen uns schon alle sehr auf das neue Stadion. Das wird sicher richtig leiwand, auch das Eröffnungsspiel. Wir freuen uns schon riesig."

Saison Bewerb Spiele Siege Remis Niederlagen Punkte
2014/15 Bundesliga 18 10 5 3 35
ÖFB-Cup 1 1 - - -
EL-Quali 1 - 1 - -
2015/16 Bundesliga 18 12 2 4 38
ÖFB-Cup 2 1 - 1 -
CL-Quali 2 - 1 1 -
Europa League 4 3 - 1 -
GESAMT: 46 27 9 10 73

Europacup-Schlachten als absolute Highlights

Davor ist es aber noch an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Denn nicht alles an den zwei Saisonen im zweiten Wiener Gemeindebezirk war aus grün-weißer Sicht schlecht.

Unvergessen werden die Champions-League-Krimis gegen Ajax Amsterdam und Shakhtar Donetsk vor 43.200 bzw. 46.000 Zuschauern bleiben.

Doch auch die Europa-League-Schlachten waren legendär. In der Gruppenphase blieb man nicht nur gegen den späteren Semifinalisten Villarreal sondern auch Viktoria Pilsen und Dinamo Minsk siegreich. Umso bitterer war die abschließende Abfuhr gegen Valencia.

Und der ÖFB-Cup? Dieser bleibt für Rapid weiter das Stiefkind. Seit 1995 warten die Hütteldorfer auf einen weiteren Triumph, insgesamt gab es in den vergangenen zwei Saisonen nur drei Spiele im Happel-Oval.

2,03 Bundesliga-Punkte im Schnitt

46 Spiele, 27 Siege, 9 Remis und 10 Niederlagen - so lauten die nackten, bewerbsübergreifenden Zahlen.

Nicht die schlechteste Ausbeute, in der Bundesliga kassierte man gar nur sieben Niederlagen in zwei Saisonen. Im nationalen Liga-Betrieb weist man einen Punkteschnitt von 2,03 auf.

Und trotzdem erwarten sich alle mehr. Das "Jahrhundert-Projekt" soll mithelfen, dass man nicht nur wie zuletzt zwei Mal Vizemeister wird, sondern endlich wieder nach einem Titel greift.

Noch dazu soll die Übersiedlung ins Allianz-Stadion allein von der Kulisse, der Atmosphäre und dem neuen Wohlfühl-Faktor her laut grün-weißer Einschätzung vier bis sechs Punkte zusätzlich einbringen.

Saison Bewerb Zuschauer Schnitt
2014/15 Bundesliga 304.900 16.939
ÖFB-Cup 7.800 7.800
EL-Quali 21.100 21.100
2015/16 Bundesliga 309.700 17.206
ÖFB-Cup 14.900 7.450
CL-Quali 89.200 44.600
Europa League 150.200 37.550
GESAMT: 897.800 19.517

Zuschaueransturm auch im ungeliebten Happel-Stadion

Auch in puncto Zuschauer übersteigt der Abo-Verkauf jegliche Vorstellungskraft. Inklusive VIPs nähert man sich hier den 15.000 an, rund 12.500 davon sind Public-Abos (bei 15.000 Public-Abos sollen keine Jahreskarten mehr vergeben werden).

Doch auch das Happel-Stadion entpuppte sich als Fan-Magnet, bereits zu Beginn wurden Bestmarken aus den 50er Jahren pulverisiert. Nach zwei Jahren liegt der Schnitt in der Bundesliga bei 17.072 Zuschauern pro Spiel.

Damit hätte man fast in jeder Partie ein ausverkauftes Hanappi-Stadion gehabt, das früher 17.500 Besuchern Platz bot. Positive Ausreißer sind dabei natürlich das Wiener Derby sowie Duelle mit RB Salzburg. Zum ersten Happel-Derby 2015 pilgerten 32.200 Fans.

Und international? Da zählte Rapid ohnehin zu den Top-Klubs - was die Zuschauerwerte betraf. Ein Schnitt von 44.600 in der CL-Quali und 37.550 in der EL-Gruppenphase sind aller Ehren wert.

Herausforderungen durch Umzug ins Allianz-Stadion

Das Zuschauer-Interesse wird im am 16. Juli eröffneten Allianz-Stadion keinen Abbruch nehmen. Trotzdem müssen sich die Fans zumindest zu Beginn auf die eine oder andere Herausforderung einstellen.

Nicht wirklich im Rapid-Konzept eingeplant war die Sperre der U-Bahnlinie U4 zwischen Hietzing und Hütteldorf - die Hauptanreiseroute in Richtung der neuen Wirkungsstätte des Rekordmeisters. Obwohl die Pläne dafür um einiges länger bekannt sind als jene des neuen Rapid-Schmuckkästchens.

Wer den ersten Spielen beiwohnen will, muss sich zumindest bis September auf Ausweichrouten begeben. Und wer weiß, vielleicht ist das Thema Happel-Stadion ja doch noch nicht ganz ad acta zu legen.

Nur ein kleines Fragezeichen gibt es in dieser Angelegenheit noch: Sollte die Admira den ÖFB-Cup gewinnen und fällt Rapids erstes Europacup-Heimspiel nach der Auslosung noch vor den Termin der Stadioneröffnung am 16. Juli, müsste noch ein letztes Mal ins Happel-Stadion ausgewichen werden.

Ansonsten ist es weiterhin der Plan, künftig alle Spiele - auch international - im Westen Wiens auszutragen. Während Rapid die Umzugskartons packt, steht Erzrivale Austria vor dem Umzug - für die kommenden zwei Jahre.

Rapid wird die Kultstätte im Wiener Prater aber sicher nicht vermissen.


Alexander Karper

 


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