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Lasst es gut sein!

Die Fanszene des SK Rapid sollte sich ein Beispiel an FAK-Fanclub Inferno Wien nehmen.

Lasst es gut sein!

Ein junger Mann, der es bisher auf zwölf Spielminuten in der Bundesliga gebracht hat, ist das bestimmende Thema der bisherigen Saison. Am ersten Spieltag ist die aktive Fanszene des SK Rapid auf Konfrontationskurs mit Neuzugang Maximilian Entrup gegangen und hat diesen seither auch nicht mehr verlassen.

Die Vereinsführung der Hütteldorfer wirkt mit der Situation ein wenig überfordert, weiß offenbar nicht so recht, wie sie damit umgehen soll – und vor allem nicht, wie sie aus der Sache wieder rauskommt. Eingebrockt hat sich Rapid die Sache selbst. Ein gründlicherer Hintergrund-Check des Ex-Veilchen Entrup hätte dessen rund einjährige Mitgliedschaft bei Inferno Wien, einem ultraorientierten Fanclub der Wiener Austria, sicher zu Tage gebracht.

Dass nun die Ultra-Szene des SCR aufgebracht ist, ist nicht verwunderlich. Einen vergleichbaren Fall hat es noch nicht gegeben. Entrup ist nämlich nicht so wie Thomas Murg, Mario Tokic, Christian Prosenik und Co. einfach nur ein ehemaliger Spieler, der beim Erzrivalen angeheuert hat, er ist wesentlich mehr als das.

Wer den krassen Unterschied nicht verstehen kann, hat sich nie wirklich mit der Ultra-Kultur beschäftigt. Und das ist einer der großen Fehler, der – nicht nur hierzulande – in den vergangenen Jahren gemacht wurde. Die aktive Fanszene diverser Vereine wird nur zu gerne als „ein Haufen Chaoten“ abgetan. Tatsächlich sind die Ultras aber die erfolgreichste Jugendkultur Europas im vergangenen Jahrzehnt. Die Suche nach autonomen Räumen, die deutliche Abgrenzung von gängigen Konventionen, das Austesten von Grenzen und die Ablehnung gegenüber Autoritäten liegen in der Natur jeder Jugendkultur. Anders als die allermeisten Jugendkulturen wird die Ausübung jener der Ultras – zumindest dessen, was der Höhepunkt ihrer Woche ist – bestens dokumentiert und kann von der Öffentlichkeit jedes Wochenende im TV beobachtet werden.

Weitere öffentliche Anfeindungen sind unnötig, zumal sie augenscheinlich Trittbrettfahrer wie den Böllerwerfer nach dem EL-Quali-Spiel auf den Plan rufen

Entrup war Teil dieser Jugendkultur, er hat sich bewusst und aktiv dafür entschieden, das zu sein. Entsprechend gehen die anderen Ultras auch mit ihm um. Fakt ist aber auch, dass Entrup vor rund zwei Jahren ausgestiegen ist, sich auf seine sportliche Karriere konzentriert und deswegen seine Mitgliedschaft bei Inferno Wien zurückgelegt hat. Diesem Umstand sollten die Rapid-Fans Rechnung tragen. Der Stürmer ist ja nicht der erste Ultra, der irgendwann keine Lust mehr hat. Aktive Mitglieder kommen und gehen bei allen ultraorientierten Fanclubs. Und für gewöhnlich werden sie von den Fanclubs anderer Vereine danach auch nicht mehr behelligt.

Die SCR-Fans haben ihren Standpunkt in den vergangenen Tagen deutlich dargelegt, damit sollte die Sache nun aber auch erledigt sein. Wenn Entrup – wie es aktuell der Fall ist – weiterhin verboten wird, nach den Spielen vor dem Fanblock zu feiern, soll dem so sein, er wird es verkraften. Weitere öffentliche Anfeindungen sind allerdings unnötig, zumal sie augenscheinlich Trittbrettfahrer wie den Böllerwerfer nach dem EL-Quali-Spiel auf den Plan rufen.

Auch wenn es unüblich ist, könnten sich die Rapid-Fans in diesem Fall ein Beispiel an Inferno Wien selbst nehmen. Der Austria-Fanclub müsste Entrup nach dessen Unterschrift bei Rapid mit nicht weniger Antipathie gegenüberstehen als die Rapid-Fans, ist er doch immerhin ein Verräter ihrer Ideale. Mit einer sehr sachlichen schriftlichen Stellungnahme hat Inferno Wien die Causa für sich aber abgehandelt und für beendet erklärt. Nun ist die grün-weiße Seite dran, es endlich gut sein zu lassen.



Rapid feiert Traustason:


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