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Was hat Martin Hinteregger vor?

Am Platz hat er noch Luft nach oben. Abseits hält er sich nur bedingt zurück:

Was hat Martin Hinteregger vor?

Er selbst sprach nach dem Spiel nicht, aber viel wurde über ihn gesprochen: Martin Hinteregger.

Der Innenverteidiger kehrte beim 3:1 von Red Bull Salzburg gegen Sturm Graz in die Startelf zurück, nachdem er zuletzt beim Gastspiel bei Tabellenführer Austria (1:1) nicht berücksichtigt wurde.

Wegen „mangelnder Konzentration“ im Training, wie Trainer Peter Zeidler vor rund zwei Wochen wissen ließ.

Hinteregger hatte sich allerdings auch zwei Tage vor dem Kracher auf einen nicht abgesprochenen Abstecher nach Köln (bzw. Mönchengladbach) begeben und sorgte damit freilich für Unmut.

Der Spieler und seine Selbstwahrnehmung

Nach seinem Nationalteam-Aufenthalt gab es vergangenen Mittwoch die angekündigte Aussprache mit Sportchef Christoph Freund und General Manager Jochen Sauer.

„Es gab nicht viel auszusprechen. Martin weiß auch selbst, dass er da nicht so trainiert hat, wie es sein muss, um gerechtfertigt im Kader zu stehen. Das muss man ganz klar sagen. Ein Spieler hat da naturgemäß aber eine eigene Selbstwahrnehmung“, sagt Sauer bei LAOLA1.

„Er war und ist noch nicht auf 100 Prozent und in der Bundesliga brauchst du aber diese 100 Prozent, vor allem, wenn man wie gegen die Austria beim Tabellenführer spielt. Da muss man auch vorher im Training seine Leistung bringen. Wenn das bei den Bayern nicht der Fall ist, spielt derjenige dann ja auch nicht.“

Für Sauer ist die Sache durch. „Es gab Dinge, die unprofessionell waren. Darüber haben wir gesprochen. Das war eine kurze Geschichte, Martin weiß, um was es da geht und hat auch selbst gesagt, dass er sich wieder zu 100 Prozent auf den Fußball konzentriert.“

Auch die köchelnden Wechselgerüchte lassen den Deutschen kalt: „Er hat Vertrag bis 2019, es gab nie eine Anfrage, deswegen stellt sich das Thema für uns überhaupt nicht.“

Hinteregger befeuert Gerüchte selbst

Dennoch hat man das Gefühl, dass dieses Thema nicht so schnell vom Tisch sein wird. Das liegt vor allem am Protagonisten selbst.

Denn Hinteregger selbst, der sich seine Vertragsverlängerung bis 2019 ohne Ausstiegsklausel alleine aushandelte, befeuerte am Freitag die Gerüchte und ließ Journalisten in Salzburg wissen, dass immer wieder Vereine auf ihn zukommen würden und er nicht alles auf die Seite schieben würde.

Zur Erinnerung: Im Februar (2015) schwor der Kärntner dem Verein die Treue, ließ wie folgt aufhorchen: „Wenn ich noch 10 oder 15 Jahre in Salzburg spiele, habe ich auch eine Topkarriere gehabt.“

Vor etwas mehr als einem Jahr, als andere Stars (Mane, Kampl, Alan, Ramalho) schon weg oder am Sprung waren, sagte Hinteregger nach dem 5:1 in der Europa League in Zagreb: „Red Bull fließt in mir.“

Noch Luft nach oben

Die Zeiten scheinen sich für den langjährigen Red-Bull-Kicker (seit 2006) geändert zu haben. Andere Optionen - wie eben Gladbach - rückten in seinen Fokus.

Aktuell hat der 23-Jährige aber vorrangig am Platz zu kämpfen.

Was Zeidler insofern bestätigt, ihn nicht gleich nach seiner Verletzung wieder gebracht zu haben.

Auch beim 1:2 Österreichs gegen die Schweiz, als Hinteregger wegen Sebastian Prödls Verletzung sehr früh und praktisch unaufgewärmt nach nur drei Minuten in die Partie musste, sah man ihn nicht in Top-Form.

Nach einer längeren Verletzung braucht es eben seine Zeit. Beim 3:1 gegen Sturm bot Hinteregger Licht und Schatten.

Am Ausschluss gerüttelt

„Mir ist etwa das Zuspiel auf Soriano vor dem 2:1 im Kopf, da hat er seine Passqualität mit einem Zuspiel durch die Linien unter Beweis gestellt. Er wird sicher noch besser in Rhythmus kommen“, sagt Zeidler, dessen Schützling eine überaus magere Zweikampfquote aufwies (28,57 Prozent). Vor allem für einen Abwehrspieler.

Sturm-Trainer Franco Foda sagte nach der Niederlage, dass Hinteregger für seine Aktion als letzter Mann gegen Bright Edomwonyi hätte Rot sehen müssen. Das sehen gewiss nicht alle so.

Bei einem sehr harten Einstieg gegen Thorsten Schick kam der passionierte Jäger aber viel zu spät und rüttelte später auch deswegen zumindest an Gelb-Rot.

Weder im Winter noch im Sommer haben wir großen Handlungsbedarf.

Jochen Sauer

Was hat Hinteregger vor?

Defensiv wusste Problemkind Paulo Miranda (75 Prozent) mehr zu überzeugen, der Brasilianer spielte bis auf einen groben Fehlpass eine seiner besten Partien als Salzburger. Die Abstimmung braucht noch.

Sauer zeigt Verständnis: „Martin war lange verletzt, die Innenverteidigung muss sich wieder abstimmen. Es war teilweise nicht schlecht, teilweise auch schwierig. Das ist eben auch normal. Wir haben lange Zeit in einer anderen Formation gespielt, das muss sich eben wieder einspielen."

Zeidler, der Duje Caleta-Car zugunsten Hintereggers auf der Bank ließ: „Wir haben aktuell drei gute Innenverteidiger, die fit sind, und man könnte alle drei miteinander spielen lassen.“

Kommenden Samstag in Grödig dürfte allerdings wieder dieses Duo an den Start gehen, im Normalfall auch die folgenden drei Spiele bis zur Winterpause. Die könnte dann ruhiger oder lauter verlaufen.

Das kommt wohl ganz auf Hinteregger, der freilich auch die EURO im Hinterkopf hat, an. Salzburg selbst will es ruhiger angehen.

Sauer: „Der Kader ist gut, ausgewogen und groß. Im Moment deutet sich nichts an, zumal wir auch den Prozess, den wir im Sommer angefangen haben, fortsetzen wollen. Weder im Winter noch im Sommer haben wir großen Handlungsbedarf. Wir versuchen eine Mannschaft zu formen, die sich immer besser einspielt, um im Sommer mit einer eingespielten Truppe in die neue Saison zu gehen.“

Das, was Hinteregger immer wollte, um auch international zu spielen.

Mittlerweile ist aber nicht mehr auszuschließen, dass der Verteidiger früher als später seinen Wunsch endgültig deponiert, den Verein verlassen zu wollen.

Bernhard Kastler

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