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"Bei jeder Reform gibt es Gewinner und Verlierer"

Salzburg und Admira – verschieden, aber in der Sache vereint. Was bei Liga-Reform zählt:

Unterschiedlicher als RB Salzburg und Admira können zwei Bundesligisten kaum sein.

Während sich die Südstädter Jahr für Jahr finanziell nach der Decke strecken müssen, sind in der Mozartstadt Möglichkeiten vorhanden, von denen andere nur träumen können.

In den Farben getrennt, in der Sache vereint – das offenbarte sich spätestens nach der Klub-Sitzung zur Bundesliga-Reform im Vorfeld des Cup-Finales in Klagenfurt.

Beide Teams treten für eine rasche Lösung ein, im Sinne des Gesamtproduktes und zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

„Wäre nicht gut, wenn das wieder versandet“

Während Jochen Sauer die Interessen Salzburgs als General Manager vertritt, war es bei der Admira bisher Alexander Friedl, der am Freitag seinen Wechsel zum LASK bekanntgab. An der Einstellung der Niederösterreicher zur bevorstehenden Liga-Reform wird sich aber auch unter dessen Nachfolger nichts ändern.

„Generell ist die Admira auf der Schiene der Mehrheit, dass man einfach wirklich versuchen soll, Dinge zu verbessern. Es wäre jetzt nicht gut, das aufzuschieben und es dann irgendwo wieder versandet. Wenn es möglich ist, in relativ kurzer Zeit, dann soll es auch umgesetzt werden“, bekräftigt Friedl im Gespräch mit LAOLA1 die Sichtweise der Admira.

Dem kann Sauer viel abgewinnen. Das Meeting am Wörthersee sei konstruktiv gewesen und habe die prinzipielle Einigkeit im Hinblick auf eine Veränderung untermauert.

„Wir sind uns, glaube ich, einig, dass etwas geschehen muss, wir uns ein bisschen neu aufstellen müssen, um das Produkt einfach zu verbessern.“

„12+16“ nicht auf Dauer in Stein gemeiselt

Dass sich das Modell „12+16“ als Favorit herausgestellt hat, überrascht beide Seiten wenig. Für die Südstädter ist es „aufgrund der Gegebenheiten im Unterbau die sinnvollste Variante.“

Für Salzburg wäre dies der richtige Start in eine neue Ära, allerdings müsse man sich Anpassungen in den Folgejahren offen halten, um auf Entwicklungen reagieren zu können.

„Ich glaube, dass wir uns alle einig sind, dass zwölf Profi-Mannschaften in der ersten Liga ein sehr hohes Niveau bieten können. Ich bin durchaus optimistisch, dass es auch mit 14 Mannschaften geht. Aber der Fußball entwickelt sich Monat für Monat, Jahr für Jahr. Da ist dann nicht das letzte Wort gesprochen. Wenn man nach zwei Jahren spürt, dass noch mehr geht, kann man auch mit 14 oder vielleicht irgendwann mit 16 spielen“, prescht Sauer vor, betont aber den Zeitfaktor:

„Wir dürfen einfach keine Zeit verlieren. Wir sehen, dass es im Moment Probleme gibt in der Ersten Liga, die struktureller Art sind. Die müssen wir einfach lösen, damit wir sowohl auf erster als auch auf zweiter Leistungsebene ein Top-Produkt anbieten können.“

„Geht darum, wie die Klubs dann abgesichert sind“

Wie Bundesliga-Vizepräsident und ÖFB-Präsidiumsmitglied Markus Kraetschmer bei LAOLA1 bestätigte, würde eine zeitnahe Grundsatzentscheidung auch ein Entgegenkommen des Finanzministeriums in Bezug auf Übergangsfristen bei der Ausgliederung des Profibetriebs mit sich ziehen.

Bisher sah der Wartungserlass vor, dass dies bis zum 1. Jänner 2017 geschehen muss. Bis zu einem Jahr könnte die Frist aufgeschoben werden, wenn in den kommenden Wochen zusammen ein Beschluss gefasst wird. Dabei soll aber keiner überrumpelt werden, wie Friedl betont:

„Wichtig ist natürlich, dass es eine zufriedenstellende Lösung gibt, vor allem auch für die Zweitligisten. Da geht es auch immer wieder um die finanziellen Dinge, wie die Klubs dort abgesichert sind. Wenn es diesbezüglich eine gute Lösung gibt, wird die Admira sicher dafür sein.“

Dass bei 20 Vereinen mit unterschiedlichen Strukturen und Background Eigeninteressen eine Rolle spielen, steht außer Frage. „Da ist es naturgemäß so, dass nicht alle einer Meinung sind“, weiß Sauer.

Ein gewisses Risiko ist immer vorhanden

Obwohl eine klare Tendenz zu erkennen ist, ist sich der Salzburg-GM bewusst, dass immer ein gewisses Risiko vorhanden ist, wenn man in neue Bahnen vorstößt.

„Wenn man etwas Neues vor hat, weiß man natürlich nicht so genau, wie die Konsequenzen aussehen: Wie wird so ein Produkt angenommen? Wie reagieren die Partner darauf? Natürlich erkundet man sich davor und kriegt auch positive Reaktionen. Aber es ist natürlich für jeden wichtig, dass er auch weiß, wie er hier sein Budget im entsprechenden Liga-Format aufstellen muss. Dazu müssen natürlich sehr viele Daten, Zahlen und Fakten auf den Tisch. Manche können im Moment noch nicht genau abgeschätzt werden.“

Friedl bringt es noch treffender auf den Punkt: „Aber wie bei jeder Reform wird es Gewinner und Verlierer sowie Klubs, die strikt dagegen sind, geben.“

Umso wichtiger ist es, dass Vereine über den Tellerrand hinausblicken – egal, ob dieser finanziell auf Rosen gebettet ist oder Jahr für Jahr um die Lizenz zittern muss.

„Müssen die Liga gemeinsam nach vorne bringen“

Das Ziel darf dabei nie aus den Augen verloren werden.

„Wir haben ein gemeinsames Produkt, eine gemeinsame Liga. Wir können ohne die anderen Vereine nicht spielen. Für Rapid gilt das Gleiche. Aber als RB Salzburg treten wir in diesen Diskussionen immer sehr solidarisch auf und wissen genau, dass wir gemeinsam die Liga nach vorne bringen müssen.“

Salzburg leistet laut Sauer seinen Beitrag durch gute Nachwuchsarbeit, die Österreich und insbesondere kleineren Vereinen zugute kommt, bei denen diese dann den nächsten Step machen und daraufhin gewinnbringend verkauft werden können. Dementsprechend würden die Bullen auch wieder Amateurteams von Rapid, Austria, aber auch Liefering in der zweithöchsten Spielklasse begrüßen.

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Liga-Reform steht am 31. Mai an. Bis dahin werden weitere Details gesammelt und vorgetragen, dann braucht es eine Zweidrittel-Mehrheit, um Nägel mit Köpfen zu machen. In der Sache vereint sollten dann nicht nur Salzburg und die Admira sein.


Alexander Karper

 



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