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Keito Nakamura: Aufgehender Stern aus Fernost

Der Japaner kam als Schnäppchen nach Linz, dem kaum einer noch eine Chance geben wollte. Der LASK tat dies und traf damit voll ins Schwarze.

Keito Nakamura: Aufgehender Stern aus Fernost Foto: © GEPA

18 Spiele, 17 Scorerpunkte - so lautet die beeindruckende Bilanz von Keito Nakamura nach der Hinrunde mit dem LASK.

Der Japaner, der bereits im Vorjahr seine Anlagen zeigen konnte, blühte heuer unter Didi Kühbauer voll auf.

Dabei galt der 22-Jährige schon als gescheitertes Talent, nachdem seine ersten beiden Europa-Gastspiele alles andere als nach Wunsch verliefen.

Seine Chance in der westlichen Fußballhemisphäre schien beinahe dahin - bis der LASK ins Spiel kam und Nakamura einen geschützten Hafen bot, in dem er sich entwickeln konnte. LAOLA1 erzählt seine Geschichte.

Seine fußballerische Ausbildung genoss Nakamura bei Mitsubishi Yowa, einem für seine Nachwuchsarbeit in Japan angesehenen Multisport-Projekt, dessen Fußballsektion schon mehrere japanische Profis zutage gefördert hat.

Entwicklungshelfer Guido Buchwald

Holte Nakamura erstmals nach Europa: DFB-Legende Guido Buchwald.
Foto: © getty

Schon in jungen Jahren fiel sein Talent auf. Bei der U17-WM im Herbst 2017 in Indien erschien der blutjunge Nakamura erstmals auf einer größeren Bühne.

Das blieb natürlich auch den anwesenden Scouts nicht verborgen. Wenig später sprang Nakamura erstmals über den großen Teich.

Das damalige Aufsichtsratsmitglied des VfB Stuttgart, Ex-DFB-Teamspieler Guido Buchwald, spielte selbst einst zum Karriereausklang bei den Urawa Red Diamonds, war später dort Trainer und pflegt seither gute Kontakte nach Asien.

Der Weltmeister von 1990 fädelte ein Probetraining bei den Schwaben ein, die damals von Hannes Wolf betreut wurden. "Wir wollten ihn mal anschauen", erklärte Wolf damals dem "Kicker". "Deswegen hat er mittrainiert. Ein guter Junge", urteilte der heutige DFB-U20-Coach einst.

Für eine spätere Verpflichtung - Spieler unter 18 sind Wechsel nach Europa nicht erlaubt - reichte es bei den Schwaben zunächst nicht.

U-20-WM als Schlüssel

Stattdessen wurde der in Abiko, einem Stadtteil von Osaka, geborene Nakamura mit 18 Jahren vom Klub aus seiner Heimatstadt verpflichtet: Gamba Osaka aus der japanischen J1-League war bereit, dem Talent eine Chance zu geben.

Doch dort lief es für den Jungspund nicht nach Wunsch: Nakamura kam hauptsächlich bei der B-Mannschaft in der dritten Liga oder in Pokalspielen zum Einsatz. Nur sporadisch durfte er bei den Profis ran.

Die magere Bilanz in seinem ersten Jahr: 17 Spiele, ein Tor und weniger als 500 Einsatzminuten.

So bedurfte es einer starken Leistung bei der U-20-WM in Polen 2019, um die Tür für den Sprung nach Europa weit aufzustoßen. Dort zeigte er, wie bereits bei der U17-Endrunde zwei Jahre zuvor, mit starken Leistungen auf.

Twente Enschede wurde auf Nakamura aufmerksam und vereinbarte mit Gamba Osaka eine zweijährige Leihe.

Beim niederländischen Ex-Klub von Marc Janko und Michael Liendl schlug der Japaner zunächst voll ein. Gleich in seinen ersten beiden Spielen gelang ihm je ein Treffer.

In seinem ersten Halbjahr bei Twente sammelte er sechs Tore sowie einen Assist und mauserte sich zu einem der Shootingstars in einer junge Enscheder Mannschaft.

Die Rückrunde dagegen verlief für ihn vollkommen konträr dazu: Nakamura bekam sprichwörtlich keinen Fuß mehr auf den Boden, spielte nur noch 16 Minuten.

Als St. Truiden (fast) zum Waterloo wurde

Kein Wunder, dass der Japaner damals ins Grübeln kam. Im Sommer erfolgte der Abschied aus Enschede, doch Nakamura wollte sein Glück weiter in Europa versuchen und heuerte bei VV St. Truiden in der belgischen Jupiler League an.

Doch auch im Nachbarland sollte es für ihn nicht laufen. Nur fünfmal kam er bei den Profis zum Einsatz, ein Tor gelang ihm dabei. In der Rückrunde, gerade als er wieder angreifen wollte, bremste ihn dann eine Knöchelverletzung aus. Sein Engagement in Belgien endete in einem Missverständnis, schon vorzeitig ging es für ihn zurück nach Japan zu Stammklub Osaka.

Es sei damals eine schwierige Zeit für ihn gewesen, sagt Nakamura über seine ersten beiden Europa-Stationen im LAOLA1-Talk. "Ich war damals erst 19 bzw. 20 Jahre alt. Ich hatte keine Erfahrung, und musste mich erst an den Fußball in Europa gewöhnen", weiß er heute rückblickend.

Ich war damals erst 19 bzw. 20 Jahre alt. Ich hatte keine Erfahrung, und musste mich erst an den Fußball in Europa gewöhnen.

Nakamura über seine Zeit in Belgien und den Niederlanden

Nakamura wird für LASK zum Schnäppchen

Das Glück ging ihm damals verloren, sein Talent jedoch nicht. Das sah auch der LASK so und holte ihn im Sommer 2021 für gerade einmal 50.000 Euro (Quelle: transfermarkt.at) nach Linz.

Dort wurde er zunächst bei den OÖ-Juniors geparkt. Nach kurzer Anlaufzeit blühte der Rohdiamant dort langsam wieder auf: Zu Beginn der Saison 2021/22 lieferte der Flügelspieler zwei Tore und einen Assist in den ersten drei Spielen.

LASK-Coach Dominik Thalhammer zog ihn daraufhin hoch und es begann Nakamuras aufsehenerregende Entwicklung zum Linzer Aushängeschild.

In der Vorsaison gelangen ihm in 22 Spielen bereits sechs Tore und eine Vorlage. "Die letzte Saison war sehr herausfordernd für den ganzen Verein. Wir haben immer unser Bestes versucht, aber die Ergebnisse haben nicht gepasst", erinnert sich Nakamura.

So richtig gezündet hat der Japaner schließlich seit der Amtsübernahme von Dietmar Kühbauer in der Stahlstadt im Mai des Vorjahres.

Glücksfall: Kühbauer und "Lieblingsschüler" Nakamura.
Foto: © GEPA

Der Burgenländer setzt seither voll auf sein 22-jähriges Aushängeschild. Das große Vertrauen, welches ihm "Don Didi" entgegenbringt, zahlt der Japaner mit überragenden Leistungen zurück: Unter Kühbauer lief Nakamura 21 Mal für den LASK auf, dabei sammelte er 20 Scorerpunkte.

In der abgelaufenen Herbstsaison schwang er sich endgültig zum neuen Linzer Shootingstar auf. Doch typisch japanisch zeigt sich der Flügelflitzer bescheiden: "All das wäre nicht möglich ohne die gesamte Mannschaft", betont er.

Dass es gerade bei den Linzern so gut für ihn läuft, sieht er im Umfeld begründet, indem er nun eingebettet ist. "Ich mag die Atmosphäre im Verein. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit. Es macht einfach Spaß", freut er sich.

Didi Kühbauers offene Türen

Eine Komponente die für den zurückhaltenden Japaner deutlich erkennbar sehr wesentlich ist.

"Das fußballerische Handwerk, die Technik, das Ballgefühl – das war alles schon vorhanden", erinnert sich Nakamura bei "Ligaportal". "Aber mit jeder Spielminute, die ich im letzten Jahr auf dem Platz sein durfte, hat sich mein Selbstbewusstsein gesteigert", schildert der 22-Jährige seine Entwicklungsschritte seit den misslungenen Abenteuern in Belgien und den Niederlanden.

Der Japaner wird oftmals als sehr emsig, ehrgeizig und lernwillig beschrieben. Kein Wunder, dass er bei einem Trainer wie Didi Kühbauer damit offene Türen einläuft.

"Er sagt uns genau, was er von uns erwartet: hart und mit voller Hingabe an den gemeinsamen Zielen zu arbeiten", beschreibt ihn Nakamura gegenüber LAOLA1.

Der Teamgedanke steht dabei im absoluten Mittelpunkt: "Ihm ist es sehr wichtig, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Erfolg richten", so der Japaner über seinen Coach.

Den Erfolg dieses Teams bedingt jedoch auch die individuelle Klasse eines Keito Nakamura. Von den gegnerischen Abwehrreihen ist der 22-Jährige bisher kaum einzufangen.

"Ich versuche täglich mein Bestes"

Dass er offensiv alles für eine erfolgreiche Karriere mitbringt, ist dem geneigten heimischen Fußballfan längst offenkundig. Doch wie sieht er sich selbst?

"Meine Stärken liegen im Dribbling", so der Japaner. "Dazu kommen meine Wendigkeit und mein Abschluss von der Strafraumecke", sagt er über seine Vorzüge auf dem Feld.

Doch wie für junge Spieler üblich, gibt es auch noch Punkte, in denen er sich verbessern kann, wie er sagt: "Im defensiv-taktischen Positionsspiel sehe ich bei mir noch Verbesserungspotenzial", schätzt er ein.

Im Training arbeite er gezielt daran. "Ich versuche da täglich mein Bestes", kommt sein bereits beschriebener Trainingseifer wieder zum Vorschein. "Dahingehend möchte ich mich einfach verbessern", fügt er an.

Schon jetzt stehen potenzielle Interessenten Schlange. Borussia Mönchengladbach, Brighton & Hove Albion oder PSV Eindhoven lauten die Namen der Interessenten.

Die besten Szenen von Keito Nakamura könnt ihr euch hier ansehen:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Vujanovic: "Keito unverkäuflich"

Diese sind aber wohl vorerst zum Warten verdammt, stellte doch LASK-Sportdirektor Radovan Vujanovic jüngst in den "OÖN" klar, dass man "im Winter keinen Stammspieler abgeben" werde.

Dass sich einige Klubs bereits bei ihm gemeldet haben, bestätige er jedoch: "Es gibt natürlich Anfragen für ihn, aber Keito ist unverkäuflich", untermauert er.

Geht die Entwicklung des Japaners jedoch so weiter, werden die Linzer aber eher früher als später ohne ihren Angreifer auskommen müssen.

Klare Kante: LASK-Sportdirektor Vujanovic erteilt Interessenten eine Absage.
Foto: © GEPA

Und auch Nakamura selbst wird irgendwann den nächsten Schritt machen wollen, wie er bei "Ligaportal" anklingen ließ: "Natürlich strebt ein jeder junger Fußballer danach, eines Tages den Sprung in eine der großen Ligen zu schaffen", so der 22-Jährige.

Noch ist es aber nicht soweit. "Ich mache mir über diese Gerüchte jetzt keine Gedanken", sagt er zu den Spekulationen. "Ich fühle mich sehr wohl beim LASK. Ich möchte dem Verein helfen, darauf liegt jetzt mein Fokus", will er auch gar nicht zu weit nach vorne blicken.

Danach scheint jedoch alles offen zu sein: "Was in der Zukunft passieren wird, weiß ich nicht", sagt er. Sein Vertrag läuft noch bis 2025, was dem LASK bei etwaigen Verhandlung enorm in die Karten spielt.

Japans WM-Sensation: Fan Nakamura

Trotz seiner starken Hinrunde und des großen Interesses an ihm reichte es für Nakamura nicht für eine WM-Nominierung, obwohl er zuvor durchaus als potenzieller Kandidat gehandelt wurde. Japans sensationellen Sieg über Deutschland samt folgender Achtelfinal-Qualifikation verfolgte er vor dem Fernseher.

Enttäuscht sei er ob der Nicht-Berücksichtigung jedoch nicht. "Nein, enttäuscht bin ich deswegen nicht. Ich glaube, er (Teamchef Moriyasu, Anm.) hat die besten Spieler ausgewählt", so Nakamura.

Vielmehr habe er vor dem TV mitgefiebert. "Ich war sehr aufgeregt und habe jedes Spiel angesehen. Ich habe mich wirklich mit den Jungs mitgefreut", schildert er.

Mittlerweile liegt seine Aufmerksamkeit aber wieder voll auf seinem Arbeitgeber, die Linzer bereiten sich seit Anfang Jänner auf die Rückrunde vor.

Nakamura fiebert dem Auftakt (am 5. Februar im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen Austria Klagenfurt in Pasching) bereits entgegen, die Ziele sind klar: "Als erstes wollen wir uns natürlich für die Meistergruppe qualifizieren. Danach wollen wir es zurück in den Europacup schaffen. Außerdem möchten wir im ÖFB-Cup weiterkommen."

Es ist anzunehmen, dass der Japaner auch dabei seine Beine entscheidend im Spiel haben wird.

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