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Salzburgs langer Atem - Späte Tore und Joker

Der Meister glänzt ab der 76. Minute. Bis dahin ist ein anderes Team besser!

Salzburgs langer Atem - Späte Tore und Joker Foto: © GEPA

Es ist irgendwie immer da, dieses Gefühl, dass da noch etwas passiert in diesem Spiel. Und dieses Gefühl wird so oft bestätigt, dass es beim nächsten Mal natürlich wieder da ist, noch intensiver.

Die Rede ist von Matches mit Beteiligung des FC Red Bull Salzburg. Immer wieder hat ein Gegner die "Bullen" eigentlich gut im Griff, die Fingerspitzen schon an der Sensation, ein Punktgewinn, vielleicht sogar ein Sieg gegen den Liga-Krösus. Und dann platzen die Träume. So oft.

Drei Beispiele

Frag nach bei der Austria, die den Meister in der 27. Runde kaum ins Spiel kommen ließ, doch in der 78. Minute erzielte Luka Sucic nach einer kleinen Unachtsamkeit im Mittelfeld und zwei guten Pässen dann doch das Siegtor.

Frag nach bei Rapid zwei Runden vorher, die Hütteldorfer hoffen nach dem eher glücklichen Ausgleich auf einen Punkt, doch Zlatko Junuzovic schreibt in der Nachspielzeit mit seinem Siegtor letztlich eine ganz andere Geschichte.

Frag nach beim WAC, der im Februar in Salzburg lange die Null hielt, doch Luka Sucic und Brenden Aaronson sorgten mit zwei Toren nach der 90. Minute sogar noch für einen schlussendlich deutlichen Sieg.

Ach, frag einfach jeden anderen Klub in der Bundesliga.

Keine Dominanz bis zur 75. Minute

Österreichs Serienmeister wird in der Saison 2021/22 den neunten Meistertitel in Folge holen, weil er in der Schlussviertelstunde einfach auf einem ganz anderen Level spielt als die Konkurrenz. Das ist eine Tatsache.

In den ersten 75 Minuten eines Fußballspiels mögen die "Bullen" zum Teil den Grundstein dafür legen, von der großen Dominanz ist da aber nichts zu erkennen. Es gibt sogar einen Klub, der vor Salzburg läge, würden die Spiele alle nach 75 Minuten abgepfiffen!

Spiele bis zur 76. Minute

Rang Verein S/U/N Tore Punkte
1. Sturm 15/6/6 42:24 51
2. Salzburg 13/11/3 37:11 50
3. Rapid 12/9/6 33:25 45

Unglaublich, aber wahr. Der SK Sturm ist in den ersten 75 Minuten besser als Salzburg. Und auch Rapid ist nicht weit weg. Zwei Punkte hinter den Hütteldorfern würde übrigens der WAC folgen.

Dass Salzburg in der Schlussphase so oft so eiskalt zuschlägt, hat aber natürlich auch mit den ersten 75 Minuten eines Spiels zu tun. "Sich den Gegner herrichten", sagt man hierzulande gerne dazu. RBS-Coach Matthias Jaissle erklärt es so: "Wir legen die Beharrlichkeit an den Tag, bis zum Schluss drauf zu blieben. Wir versuchen, unseren Spielzügen, unseren Muster treu zu bleiben."

Und der Gegner hängt im Finish der Partie in den Seilen.

Tore in der Schlussviertelstunde

(gereiht nach Torverhältnis)

Rang Verein Tore ab 76. davon ab 90. Torverhältnis ab 76.
1. Salzburg 28 8 +23
2. Austria 8 1 +4
3. Sturm 12 2 +1
4. LASK 11 2 +1
5. Hartberg 9 3 +1
6. Altach 6 2 0
7. Rapid 10 3 -3
8. WAC 5 2 -4
9. WSG 11 2 -5
10. Admira 5 2 -5
11. Klagenfurt 6 1 -6
12. Ried 8 3 -7

Salzburg erzielt in der Schlussviertelstunde viel, viel mehr Tore als die Konkurrenz. Aber die "Bullen" kassieren auch kaum welche, lediglich fünf - nur die Austria ist mit vier Gegentoren ab der 76. Minute besser, trifft aber nicht einmal annähernd so oft.

Jaissle: "Die späten Tore sind kein Zufall. Der Gegner hat mit unserer Spielweise zu kämpfen und wird in der Schlussphase müder. Das sieht man in den Top-Ligen auch. Die Top-Mannschaften machen zum Ende der Partie noch Tore. So machen wir das in dieser Saison auch."

Austria-Coach Manfred Schmid sagt: "Es ist gegen Salzburg sehr, sehr intensiv. Das ist eine Champions-League-Mannschaft, die dich 90 Minuten unter Druck setzt und in den letzten 20, 30 Minuten noch frische Spieler reinbringt, die bei uns Stammspieler wären. Da lässt die Konzentration nach."

Der Wiener spricht den nächsten, entscheidenden Punkt an. Ob man es nun "Qualität von der Bank" oder "Kader-Tiefe" nennen mag. Fakt ist, Jaissle hat immer noch mindestens einen Trumpf in der Hinterhand.

Joker-Tore und -Assists

(gereiht nach Scorerpunkten)

Rang Verein Tore Assists Scorerpunkte
1. Salzburg 17 13 30
2. Ried 6 5 11
3. Sturm 7 3 10
3. LASK 4 6 10
5. Austria 6 3 9
5. WSG 3 6 9
6. Rapid 4 5 9
8. Hartberg 4 4 8
8. WAC 3 5 8
10. Admira 3 3 6
11. Altach 3 1 4
12. Klagenfurt 1 2 3

Salzburg-Profi Luka Sucic weiß um das große Plus: "Es kommt Qualität von der Bank. Wenn frische Spieler nachrücken, pusht uns das auf dem Feld."

Nicht nur die nackten Zahlen sind beeindruckend. Auch in Relation zu den Toren, die das jeweilige Team in der laufenden Saison insgesamt erzielt hat, wird klar: Salzburg ist in Sachen Joker-Tore einfach doppelt bis dreifach so gut wie die meisten Konkurrenten.

Joker-Anteil an Gesamt-Toren

(gereiht nach Anteil an Gesamtzahl der Scorerpunkte)

Rang Verein Joker-Anteil an Toren Joker-Anteil an Scorerpkt.
1. Salzburg 26,2% 23,1%
2. Ried 16,7% 15,3%
3. LASK 11,4% 14,3%
4. Hartberg 13,3% 13,3%
5. WSG 8,8% 13,2%
6. Austria 16,7% 12,5%
7. Altach 17,6% 11,8%
8. WAC 8,3% 11,1%
9. Rapid 9,3% 10,5%
10. Admira 9,4% 9,4%
11. Sturm 13,0% 9,3%
12. Klagenfurt 2,8% 4,2%

Doch wer sind die Männer, die von der Bank besonders glänzen?

Wenig überraschend führen zwei Salzburger Kicker die Rangliste der Top-Joker an, zwei weitere ihrer Kollegen sind unter den Top 10 zu finden.

Top-Joker der Liga

(gereiht nach Scorerpunkten)

Rang Spieler Verein Tore Assists Scorer
1. Karim Adeyemi RBS 6 3 9
2. Noah Okafor RBS 4 3 7
3. Manprit Sarkaria STU 4 0 4
3. Benjamin Sesko RBS 2 2 4
5. Leo Mikic SVR 3 0 3
5. Onurhan Babuscu ADM 2 1 3
5. Christoph Knasmüllner SCR 2 1 3
5. Noah Ohio FAK 2 1 3
5. Muharem Huskovic FAK 1 2 3
5. Maurits Kjaergaard RBS 1 2 3

Besonders faszinierend ist Adeyemis Statistik. Nur fünf Mal wurde der deutsche Teamstürmer eingewechselt, konnte dabei aber trotzdem sechs Tore und drei Assists verbuchen.

Nur der LASK, Sturm und Rapid haben in dieser Saison mehr Scorerpunkte eingewechselt als Adeyemi in diesen fünf Spielen angeschrieben hat.

Die letzte Viertelstunde eines Fußballspiels, es ist einfach die Zeit des FC Red Bull Salzburg. Und das ist nicht nur irgend so ein Gefühl, das ist Fakt.

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