Mit der Bestellung seines ehemaligen Schalke-Kollegen Mike Büskens hat Rapid-Sportdirektor Andreas Müller für eine Überraschung gesorgt.
Die Reaktionen in Österreich darauf fielen verhalten aus. Nur wenige Experten wissen hierzulande seine bisherige Trainerarbeit einzuschätzen.
In Deutschland hat der ehemalige Mittelfeldspieler einen bekannteren Namen. "Er hat beachtliche Höhen erreicht. Immer, wenn er bei Schalke eingesprungen ist, hat er etwas bewirkt. Bei Greuther Fürth hat er eine durchschnittliche Zweitliga-Mannschaft in die Bundesliga geführt", streicht Bernd Jolitz die positiven Seiten seiner Karriere hervor.
Der Düsseldorf-Berichterstatter der "Rheinischen Post" hat jedoch auch negative Erfahrungen mit Büskens gemacht.
Hurra-Fußball in Düsseldorf
Denn nach der Aufstiegssaison mit Fürth konnte sich der Trainer nur fünf Monate auf der Betreuerbank der Fortuna halten. "Er wollte Hurra-Fußball spielen lassen und vorne alles auseinander sprengen. Dann ist die Mannschaft aber billig in Konter gelaufen", berichtet Joliz aus der Saison 2013/14. Die Kompaktheit und Stabilität in der Defensive hätte damals gefehlt.
Trainer-Station | Amtszeit | Spiele | Punkte pro Spiel |
---|---|---|---|
Schalke II | 2005-2008 | 96 | 1,82 |
Schalke (Interim) | 2008 | 6 | 2,67 |
Schalke (Interim) | 2009 | 9 | 1,44 |
Greuther Fürth | 2009-2013 | 116 | 1,58 |
Fortuna Düsseldorf | 2013 | 17 | 1,12 |
Greuther Fürth | 2015 | 12 | 0,83 |
Ergebnisse wie ein 1:6 gegen Paderborn oder ein 0:3 bei Erzgebirge Aue verfestigen diesen Eindruck. Der Kader, damals unter anderem mit Jimmy Hoffer, sei für diese Spielweise nicht geeignet gewesen.
"Ihm wurde Unmenschliches auferlegt"
Gianni Costa, wie Joliz ebenfalls bei der "RP" angestellt, verteidigt Büskens für das schwache Abschneiden bei der Fortuna: "Als geborenen Düsseldorfer wurde ihm Unmenschliches auferlegt. Er sollte den Verein aus der 2. Liga in die Champions League führen. Das war absolut nicht leistbar. Wenn man sich die Entwicklung des Klubs seitdem ansieht, dann verlief diese nicht nach oben, sondern linear nach unten."
"Die Frage ist, ob er in der Arbeit auch wirklich akribisch bis ins letzte Detail geht."
Generell schätzt der Sportjournalist Büskens als Trainer, der "über die emotionale Kante kommt", ein. "Die Frage ist, ob er in der Arbeit auch wirklich akribisch bis ins letzte Detail geht", so Costa.
"Eher alte Schule"
In dieselbe Kerbe schlägt Taktik-Blogger Martin Rafelt von "spielverlagerung.de". "Für mich ist er eher ein Trainer der alten Schule, wobei er sicher versucht, eigene Akzente zu setzen", so Rafelt, der Büskens vor allem in seiner Bundesliga-Zeit bei Fürth verfolgte.
Damals setzte der 48-Jährige auf einen defensiveren Ansatz als später in Düsseldorf. Im 4-4-2-System versuchte sein Team kompakt zu stehen und anschließend über die Flügel zu kontern. Letztlich musste Büskens aber als Tabellen-Schlusslicht im Februar der Aufstiegssaison seinen Hut nehmen.
"Würde keinen dominanten Ballbesitzfußball erwarten"
Bei Rapid wird ein offensiverer Fußball als in Fürth gefragt sein. Dass Büskens den Ballbesitz-Fußball aus der Barisic-Ära fortsetzt, scheint eher fraglich. "Dominanten, stabilen Ballbesitzfußball würde ich von ihm nicht erwarten. Wenn offensiv, dann eher wuchtig und mit Flügelfokus", analysiert Rafelt, der mit einem Buch über die Fußball-Philosophie Jürgen Klopps unter die Autoren gegangen ist.
Für Büskens wird die Aufgabe in Hütteldorf jedenfalls der erste echte Prüfstein seit einer kurzen Fürth-Rückkehr am Ende der Saison 2014/15. Eine langfristige Zusammenarbeit kam nach sechs Niederlagen in zwölf Spielen nicht zustande. Danach suchte Büskens ein Jahr nach einem Klub. "Ich möchte mit anderen Menschen eine gemeinsame Idee entwickeln", sagte der Ex-Schalker vor zwei Monaten im "spox"-Interview.
Bei Rapid hat er diese Aufgabe nun gefunden. Charakterlich dürfte er alle Eigenschaften mitbringen, die ein erfolgreicher Trainer braucht. Das bestätigen alle befragten Journalisten.
Dass er auch in den anderen für einen Coach relevanten Bereichen die nötigen Fähigkeiten mitbringt, darf er nun beweisen.
Jakob Faber