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Ried-Boss Daxl wehrt sich gegen seine Kritiker

Nach turbulentem Herbst gesteht Roland Daxl Fehler ein und wehrt sich.

Ried-Boss Daxl wehrt sich gegen seine Kritiker Foto: © GEPA

Die SV Ried eilt in der Frühjahrsrunde von Erfolg zu Erfolg in der HPYBET 2. Liga, hat die WSG Wattens als Leader abgelöst und steuert auf die Bundesliga-Rückkehr zu. Tabelle >>>

Anfang Dezember sah das noch ganz anders aus im Innviertel, der Klub schien im Chaos zu versinken.

Ein Schuldiger war für Fans und Beobachter schnell gefunden: Geschäftsführer Roland Daxl. Er bekam die volle Breitseite der Kritik ab.

Im ausführlichen Gespräch mit LAOLA1 nimmt Daxl Stellung zur heftigen Missstimmung gegen seine Person und erklärt, warum er Träume für überschätzt hält.

Young Violets gegen Ried, heute, ab 20:30 Uhr, im LIVE-Ticker >>>

LAOLA1: Herr Daxl, nach dem wechselhaften Herbst ist die SV Ried im Frühjahr voll in der Spur. Es könnte aktuell nicht besser laufen, oder?

Daxl: Das stimmt schon, wir haben bisher nicht viel liegen lassen. Aber wir konnten beispielsweise unsere ersten beiden Heimspiele nicht siegreich gestalten. Aber ich denke auch, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wir sind aktuell alle sehr zufrieden.

LAOLA1: Als Außenstehender konnte man im Herbst den Eindruck haben, die SV Ried kämpft gegen den Abstieg, lag aber immer in Schlagdistanz zur Spitze. Woher kam diese große Unzufriedenheit im Umfeld?

Daxl: Also das möchte ich nicht so verallgemeinern, wie Sie das gerade ausgedrückt haben. Es stimmt natürlich, solange die SV Ried in der 2. Liga spielt, ist die Erwartungshaltung der Fans sehr hoch. Da wird erwartet, dass wir nicht nur vorne dabei sind, sondern ganz vorne stehen. Das ist auch bis zu einem gewissen Grad völlig normal und damit muss jeder umgehen und leben können, der bei der SV Ried tätig ist.

LAOLA1: Also war es gar nicht so schlimm?

Daxl: Bei uns, im direkten Umfeld des Vereins, hat immer Ruhe geherrscht. Die Unruhe, von der Sie vielleicht sprechen, ist meiner Meinung nach von außen bewusst geschürt worden, auch von bestimmten Medien. Was man jetzt beobachten kann, ist, dass dieses bewusste Schüren aufhört, wenn wir erfolgreich sind, dann sind alle glücklich. Wir haben immer versucht, mit ehrlicher Arbeit zu punkten, im Herbst genauso wie jetzt auch. Nur wird das nur anerkannt, wenn der Erfolg stimmt. Als Gerald Baumgartner beispielsweise zum Verein gekommen ist, hat er klar gesagt, dass die 28 Punkte im Herbst keine schlechte Ausbeute waren, nur hat es eben zwei noch bessere Teams gegeben. Aber wir waren im Verein immer alle ganz ruhig und sachlich.



"Falls Sie damit wissen wollen, ob ich Rücktrittsgedanken hatte: Nein, solche Gedanken hatte ich nie."

Daxl zu möglichen Rücktrittsgedanken

LAOLA1: Sie sagen, auch von Medien wurde geschürt, in sozialen Netzwerken und bei Teilen der Fans waren Sie der Hauptschuldige. Wie gehen Sie persönlich damit um? Es geht ja auch um Ihren Ruf als Geschäftsmann.

Daxl: Da haben Sie völlig Recht. Aber das war für mich gar nicht das Schlimmste. Mir hat es besonders für meine Familie und meine Kinder leidgetan, dass sie das alles über sich ergehen lassen mussten. Die konnten nämlich für die ganze Sache gar nichts. Ich persönlich finde es natürlich auch nicht schön, aber es ist auch logisch, dass es immer einen geben muss, der schuld ist. Wir sind zwar sechs Personen im Präsidium, aber ich bin der, der als Sprecher fungiert, also bin ich derjenige, der bei der Kritik im Fokus steht. Ich bin der, der sichtbar und dadurch angreifbar ist. Unsere Gesellschaft entwickelt sich halt dahingehend, dass sie, wenn sie sich anonym irgendwo äußern kann, sehr direkt ist - vorsichtig ausgedrückt. Man muss lernen, das nicht an sich heranzulassen, was schwierig ist.

LAOLA1: Nach dem Motto: Es ist besser, wenn man kritisieren kann, anstatt dass man loben muss.

Daxl: Da haben Sie jetzt etwas ganz Wichtiges gesagt. Es kommt auf zwei Wörter an: kann und muss. Kritisieren kann und loben muss. Das ist eine sehr negative Entwicklung, die da stattfindet, die wir aber nicht ändern können.

LAOLA1: Wenn eine solche Missstimmung gegen die eigene Person herrscht, denkt man da nicht manchmal darüber nach, warum man sich das überhaupt antut?

Daxl: Falls Sie damit wissen wollen, ob ich Rücktrittsgedanken hatte: Nein, solche Gedanken hatte ich nie. Mir liegt unheimlich viel an diesem Klub und ich habe schon sehr viele schöne Momente erleben dürfen. Es wurden viele Falschmeldungen verbreitet, die nachweislich nicht gestimmt haben. Aber in diesem Moment ist es schwer gegenzusteuern. Ich kann gewisse Dinge dann nicht beeinflussen oder ändern. Aber ich habe in der ganzen Zeit auch von Fans und Sponsoren Rückmeldungen bekommen, die mir gezeigt haben, dass sie zu 100 Prozent hinter der SV Ried und hinter meiner Person stehen. Das hat mir viel Kraft und Zuversicht gegeben.

LAOLA1: Besonders dass Sie Stefan Reiter durch Fränky Schiemer ersetzt haben wurde Ihnen immer vorgeworfen.

Daxl: Wenn dieses Thema auch zwei Jahre später immer noch kritisiert wird, dann kann man sich denken, von wem das kommt.

Laola1: Sie würden also, in einer ähnlichen Situation, diese Entscheidung noch einmal so treffen?

Daxl: Das kann ich so nicht beantworten, ganz einfach deshalb, weil jede Situation ihre Eigenheiten hat. Man hat nie zweimal die gleiche Situation, das gibt es einfach nicht. Vor allem, wenn es, wie bei der Besetzung eines Managerpostens, auch darum geht, wer gerade auf dem Markt verfügbar ist. Eine vakante Personalposition ist immer temporär speziell. Aber wenn ich mich jetzt festlegen müsste, könnte ich nicht behaupten, dass ich noch einmal so handeln würde.

Kurzzeitiges Erfolgstrio: Daxl, Chabbi, Schiemer
Foto: © GEPA

LAOLA1: Was aber der Situation geschuldet wäre und nicht der Person Fränky Schiemer, oder?

Daxl: Nein, das hat überhaupt nichts mit der Person Fränky Schiemer zu tun. Ich möchte klar sagen, dass wir während der Zeit mit Fränky größtenteils sehr erfolgreich waren. Am Abstieg hatte er die wenigste Schuld, ich wage zu sagen, überhaupt keine. Er hat den Kader nicht zusammengestellt. Im Sommer hat er dann innerhalb von 14 Tagen einen Kader zusammengestellt, mit dem wir eine äußerst erfolgreiche Herbstrunde gespielt haben. Dann sind wir aus verschiedenen Gründen in eine Abwärtsspirale hineingerutscht, die wir leider nicht mehr stoppen konnten und haben so den Aufstieg verpasst. Natürlich, wir haben Fehler gemacht, aber dafür alleine Fränky Schiemer die Schuld zu geben, das wäre falsch.

LAOLA1: War vielleicht die Umstellung vom Bundesliga-Underdog zum großen Favoriten in der 2. Liga ein Mitgrund für diese Abwärtsspirale?

Daxl: Wenn man die Herbstrunde sieht, die wir unmittelbar nach dem Abstieg gespielt haben, dann definitiv nein. Ich bin auch der Meinung, dass das für einen Spieler keine Ausrede sein darf. Ich muss, egal ob ich bei der SV Ried oder in Horn spiele, meine Leistung bringen. Da darf es keine Rolle spielen, ob ich jetzt gegen Salzburg, Lafnitz oder Hartberg spiele. Ich muss zu 100 Prozent leistungsfähig sein. Wir als Klub müssen versuchen, die Spieler dabei zu unterstützen, damit sie am Spieltag bei ihrem vollen Leistungsvermögen sind. Für das Umfeld war es hingegen sicher schwierig.

LAOLA1: Nach dem verpassten Aufstieg kehrte ja auch im Herbst keine Ruhe ein. Was war, Ihrer Meinung nach, der größte Fehler, den die SV Ried gemacht hat?

Daxl: Naja, Fehler... Wir haben sicher sportlich nicht immer überzeugt im Herbst, aber wir waren immer vorne mit dabei. Außerdem herrschte Ruhe, bis zur ersten Dezemberwoche. Da kam plötzlich viel zusammen.

LAOLA1: Die Rücktritte von Trainer Thomas Weissenböck und Manager Fränky Schiemer.

Daxl: Dass Thomas Weissenböck keine Dauerlösung sein würde, war allen klar - vor allem ihm selbst. Wir haben ihn gerne bei uns in der Akademie behalten, weil er über eine sehr lange Zeit wirklich tolle Arbeit für die SV Ried leistet. Als dann Fränky Schiemer auf den Verein zukam und gemeint hat, dass es nur Sinn macht, die gesamte sportliche Führung auszutauschen, hat uns das alle nicht gefreut. Aber es waren die persönlichen Entscheidungen der Beiden. Da sind wir als Verein machtlos. Und plötzlich kommt noch ein Medium daher und behauptet nachweisbar falsche Dinge.

LAOLA1: Sie sprechen von den Behauptungen, dass die SV Ried Fördermittel falsch verwendet hätte.

Daxl: Ganz genau, richtig. Wir wurden von dieser Berichterstattung überrollt. Fast jedes Medium ist mitaufgesprungen und wissen Sie, was das Schlimmste daran ist?



Neues Erfolgsgespann: Daxl und Baumgartner
Foto: © GEPA

LAOLA1: Nein, was?

Daxl: Uns hat nie ein Medienvertreter zu dieser Thematik befragt. Wir hatten nie die Möglichkeit, eine Plattform zu bekommen und uns zu erklären. Deshalb haben wir dann eine Pressekonferenz einberufen und die Dinge klargestellt. Da habe ich mir schon ans Hirn gefasst und gefragt, ob das unser heutiger, einseitiger, Journalismus ist.

LAOLA1: Können Sie sich erklären, warum diese Falschmeldung verbreitet wurde?

Daxl: Absolut nicht, aber es muss darum gegangen sein, mir oder dem Klub zu schaden. Es ging um den Bau unseres Trainingszentrums, das wurde von allen Seiten geprüft und für in Ordnung befunden, das kann ich auch belegen. Für mich waren die ganze Situation und die Behauptungen an sich gar nicht so schlimm, weil ich immer wusste, dass wir in dieser Hinsicht alles korrekt gemacht haben. Die Berichterstattung hingegen kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Aber gut, das ist Vergangenheit und ich will eigentlich auch gar nicht mehr darüber sprechen.

LAOLA1: Dann kommen wir noch einmal zurück zu Themen, die für Sie sicher schöner sind. Die Rieder Machtdemonstrationen im Frühjahr: 3:0 in Wattens, 6:2 in Liefering, 5:0 in Horn.

Daxl: Ich weiß nicht, ob ich es als Machtdemonstrationen bezeichnen würde. Nehmen wir das Spiel in Liefering, wenn sie vor der Halbzeit den Elfmeter verwerten, gehen wir mit 1:3 in die Kabine. Dann weiß ich nicht, ob wir noch einmal so zurückkommen.

LAOLA1: Ein Unterschied zum Herbst ist, dass plötzlich, wie Sie eingangs erwähnt haben, wenig liegen gelassen wird. Vor dem Winter waren vor allem die Spiele gegen vermeintlich Kleinere oft Stolperfallen, nehmen wir die Niederlage gegen die Young Violets.

Daxl: Unsere Mannschaft ist durch die schwere Phase vor der Winterpause gestärkt hervorgegangen, hat alle negativen Erlebnisse ausgeblendet. Das zeigt den unheimlich tollen Charakter dieses Teams. Es ist immer das oberste Ziel, 100 Prozent auf den Platz zu bringen und Tore zu erzielen. Was mich aber am meisten stolz macht, ist der Zusammenhalt. Der ist wirklich sehr ausgeprägt, vielleicht noch ausgeprägter, als er es in der Vergangenheit war. Jeder ist immer bereit, dem Nebenmann zu helfen. Zu Ihrer Frage mit den Machtdemonstrationen zuvor, da muss man auch sagen, dass wir diese Ergebnisse auch dringend für das Torverhältnis gebraucht haben.

LAOLA1: Sie sprechen es an, 10 Gegentore im Herbst, im Frühjahr bisher nur drei. Aber die Offensive war das Problem. Hat man das durch die Verpflichtungen von Patrik Eler und Marco Grüll behoben?

Daxl: Ich glaube nicht, dass es nur an den Verpflichtungen liegt.

LAOLA1: Also an Trainer Gerald Baumgartner?

Daxl: Er ist verantwortlich, das ist sein Erfolg. Wir sind nur dafür zuständig, dass wir ihm im Rahmen unserer Möglichkeiten seine Wünsche erfüllen. Auch der Austausch mit ihm funktioniert perfekt, es ist eine offene Kommunikation und jeder schätzt, was er am Gegenüber hat. Als Beispiel vielleicht Marco Grüll, der jedem Fußballinteressierten im Westen aufgefallen ist. Das wir ihn verpflichten konnten, liegt auch an der Person Gerald Baumgartner.



"Dass wir eine Bereicherung für die Bundesliga wären, das ist völlig klar."

Daxl über Rieds Bundesligatauglichkeit

LAOLA1: Erfüllt es Sie eigentlich mit Stolz, wenn sich viele Experten und Beobachter sicher sind, dass nur die SV Ried eine Bereicherung für die Bundesliga wäre?

Daxl: Stolz macht mich die Tatsache, dass die SV Ried einen hervorragenden Ruf hat. Dass sich Leute, die mehrere Optionen haben, auch aus einer höheren Spielklasse, für uns entscheiden. Und das ganz sicher nicht wegen dem Gehalt, das bei der SV Ried gezahlt wird. Sondern weil wir als Klub einfach viel zu bieten haben, mit tollen Trainingsbedingungen und einem herrlichen Stadion. Das macht mich stolz, weil diese Dinge unserer harten Arbeit entstammen.

LAOLA1: Also wäre die SV Ried eine Bereicherung für die Bundesliga?

Daxl: Dass wir eine Bereicherung für die Bundesliga wären, das ist völlig klar. Wir haben tolle Fans, die nicht nur bei Heimspielen, sondern auch auswärts zahlreich dabei sind. Nicht umsonst sind wir bei Fußballklubs österreichweit unter den besten zehn, was den Zuschauerschnitt betrifft und lassen einige Bundesligisten hinter uns. Außerdem haben wir, wie gesagt, ein tolles Stadion und eine ideale Trainings-Infrastruktur, bei der nicht viele in Österreich mithalten können. Wir waren lange im Konzert der Großen dabei und ich glaube, dass sich die SV Ried dort immer gut präsentiert hat. Auch der Austausch mit den anderen Vereinen hat immer sehr gut und professionell funktioniert.

LAOLA1: Ist Ried nach den bisherigen Leistungen im Frühjahr der Favorit im Aufstiegsrennen?

Daxl: Die Momentaufnahme ist mir egal, es sind noch acht Runden. Es zählt, wer nach der letzten Runde die Nase vorne hat. Bisher haben wir es ganz gut gemacht, aber wir dürfen uns nie erlauben, nicht 100 Prozent zu geben. Ich bin mir sicher, dass es bis zum Schluss ganz eng und ganz spannend werden wird.

LAOLA1: Was bedeutet es für den Verein, wenn man den Aufstieg erneut verpasst?

Daxl: Ein weiteres Jahr 2. Liga.

LAOLA1: Also hat es finanziell oder sponsorentechnisch keine Auswirkungen?

Daxl: Als wir abgestiegen sind, hat es nicht wenige gegeben, die gesagt haben, dass es den Verein sowieso zerreißt. Leider spielen wir jetzt schon das zweite Jahr in der 2. Liga, wir würden auch lieber in der 1. Bundesliga spielen. Aber wir haben einfach eine ganz andere Struktur als die anderen Vereine in der 2. Liga. Wir haben ein Netzwerk von tollen Fans und Sponsoren, das hat sonst niemand. Das ist auch ein Garant für das Bestehen der SV Ried. Unser Ziel ist es ganz klar, so schnell wie möglich aufzusteigen. Schon aus finanzieller Sicht wäre das eine Entlastung. Wir haben beispielsweise eine Akademie, die man als Bundesligist schon deutlich leichter finanzieren kann, als in der 2. Liga.

LAOLA1: Und was ist in Ried los, wenn die Bundesliga-Rückkehr gelingt?

Daxl: Das stelle ich mir gar nicht vor. Ich bin jetzt schon zehn Jahre in vorderster Reihe im Fußballgeschäft und natürlich würde ich gerne in dieser Funktion einen Bundesliga-Aufstieg miterleben. Aber ich träume nicht davon, weil ich bereits zu viel erlebt habe. Träumen bringt dich vor allem auch nicht weiter. Wir wollen nicht mehr träumen, wir wollen es erleben.

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