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Corona-Krise: So reagieren die 2. Liga-Klubs

Absagen, Vorschriften, Ersatzprogramm. Ried, BW Linz & Co. kämpfen mit Umständen.

Corona-Krise: So reagieren die 2. Liga-Klubs Foto: © GEPA

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt.

Und in Tagen wie diesen wird erst so richtig bewusst, wie nebensächlich das runde Leder wirklich ist. Trotzdem geht es nach dem Erlass aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus um Existenzen, das Aufrechterhalten eines Betriebs, Einzelschicksale und Perspektiven - auch im Fußball.

Die Runden in der HPYBET 2. Liga wurden wie alle Sportevents in Österreich vorerst verschoben. Eine komplette Absage der restlichen Meisterschaft ist nicht ausgeschlossen, wenn man sich die jüngsten Entwicklungen in Europa und auch Österreich ansieht.

LAOLA1 hat bei einem Lokalaugenschein in Oberösterreich bei Tabellenführer SV Ried und Blau-Weiß Linz konkret nachgefragt, wie man mit der Corona-Virus-Situation umgeht, welche Maßnahmen gesetzt werden und was dies für Änderungen mit sich bringt.

"Maßnahme, hinter der man als Verein hundertprozentig stehen muss"

Ried-Trainer Gerald Baumgartner versammelte zu Beginn der Woche noch alle Spieler wie gewohnt zum Training, freute sich gleichzeitig noch, dass ausgerechnet jetzt alle fit wären.

"Aufgrund der Situation des Coronavirus ist es eine Maßnahme, hinter der man auch als Verein hundertprozentig stehen muss", erklärt der Erfolgscoach gegenüber LAOLA1, dessen Mannschaft sich acht Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Austria Klagenfurt erarbeitet hat.

Man muss die Situation nehmen, wie sie ist. Doch selbst die geplante Organisation von Testspielen ist mittlerweile nicht mehr praktikabel, da der ÖFB Schiedsrichterbesetzungen für Freundschaftsspiele untersagte und Teams davon abriet, diese ohne Referees durchzuziehen.

Brunmayr: "Es ist natürlich ein gewisser Spannungsabfall da"

Für die Innviertler ist es schade, da sie im Frühjahr gut aus den Startlöchern gekommen sind. Auch das wenige Kilometer entfernte Blau-Weiß Linz legte einen positiven Start hin, nun muss aber umgeplant werden.

Trainer Ronald Brunmayr geht professionell damit um, spricht von einer komplett neuen Situation und Ungewissheit. Schließlich müsse man für den Fall einer Fortsetzung der Meisterschaft jederzeit Gewehr bei Fuß stehen.

"Es ist natürlich ein gewisser Spannungsabfall da, wenn man zwei Tage vor der Meisterschaft das Spiel absagt. Da werden wir auch diese Woche brauchen, dass wir ein bisschen einen anderen Rhythmus finden."

Bei den Linzern wurde der Trainingsbetrieb am Freitag zumindest für die kommenden zehn Tage auf Heimtraining umgestellt, Fitness-Coach Alex Hintringer hat Trainingsprogramme an die Spieler übergeben. Sollte sich die Lage entspannen, würde der normale Trainingsbetrieb am 23.03.2020 wieder aufgenommen werden.

Unisono bestätigen beide Trainer, dass aktuell Regeneration und Fitness im Vordergrund stehen. 

Situation für Sportvereine "komplex"

BWL-Geschäftsführer Stefan Reiter muss die ganze Causa aus einer anderen Sichtweise betrachten. Die Situation ist für einen Sportverein dieser Größe eine "komplexe".

"Es ist was, mit dem noch nie jemand was zu tun hatte. Man muss die Sache sehr ernst nehmen, man sieht ja, was weltweit passiert – jetzt auch in Österreich leider. Ich sehe auch kein Ende derzeit, man muss sich auf die Experten verlassen – und die sind der Meinung, dass der Höhepunkt in Österreich ja noch nicht erreicht ist. Deshalb muss man sich vorbereiten, das gilt für uns alle", so der 59-Jährige, dem gerade beim Besuch der Erlass ins Haus flatterte.

Maßnahmen gingen bereits früh dahin, Hallentrainings von Nachwuchsteams einzustellen, größere Ansammlungen zu verhindern und auch für die Profis Vorkehrungen zu treffen.

Jeden Tag werden neue Anweisungen ausgegeben, jeden Tag gibt es Änderungen. Das macht die perspektivische Arbeit nicht einfacher. "Es ist eine Tagessituation, darauf muss man sich einstellen, dass sich jeden Tag was ändern kann", beschreibt es Reiter. 

Vorkehrungen, Änderungen: "Muss nur Profi genug sein, wie sonst auch"

Und wie gehen die Spieler damit um, plötzlich nicht Woche für Woche im Meisterschaftsbetrieb zu stecken und trotzdem weiterhin so tun zu müssen, als würde es jederzeit weitergehen?

Rieds Flankenflitzer Manuel Kerhe gesteht: "Du fährst mit dem Kopf runter, kannst ein bisschen abschalten, machst eine zweite Vorbereitung und dann geht es wieder los." Hygienevorschriften in der Kabine und darüber hinaus seien gerade "Thema Nummer 1."

"Man schaut schon, dass die Hygiene noch mehr im Vordergrund steht, man sich öfter die Hände wäscht und beim Begrüßen gibt man sich den Ellbogen – oder was auch immer. Es ist halt ein komisches Gefühl, aber da muss man leider durch."

Für Teamkollege Balakiyem Takougnadi ist die Zwangspause "schade, wir waren eigentlich gut im Flow. Aber die Gesundheit geht natürlich vor." Shootingstar Marco Grüll bleibt kühl und fasst es am besten zusammen, was nun gefordert ist: "Man muss im Kopf und körperlich bereit sein, aber das musst du nach der Winterpause auch - da gibt es halt einen fixen Termin, wann es weitergeht. Eigentlich muss man nur Profi genug sein, wie sonst auch."

Helac: "Ich habe es nicht wahrhaben wollen, es war komisch"

Im Prinzip geht man im Innviertel und in Linz ähnlich mit der Situation um. Bei Blau-Weiß brauchte Torhüter Ammar Helac, dessen Wechsel mit Sommer zur Wiener Austria bereits feststeht, etwas länger, um zu realisieren, was das bedeutet.

"Im ersten Moment war es ungewohnt, eine außergewöhnliche Situation für uns alle. Ich persönlich habe es nicht ganz wahrhaben wollen, es war komisch. Aber jetzt haben wir das mittlerweile akzeptiert", ist der ÖFB-U21-Torhüter wieder motiviert.

Denn die Entscheidung löste logischerweise anfangs keine Jubelstürme aus. "Das war ein kleiner Spannungs-Killer!". Professionalität ist auf allen Ebenen gefragt: "Die Ansteckungsgefahr und das Risiko sind hoch. Wir wolllen das professionell rüberkriegen, dass alle fit und gesund sind und dann voll da sind, wenn es wieder losgeht."

Der nach viel Verletzungspech wieder fitte Kapitän Bernhard Janeczek hätte gerne ausgenützt, endlich wieder spielen zu können. "Im Endeffekt bleibt uns nichts anderes übrig, das Beste daraus zu machen. Wir haben besprochen, wie wir selber vorgehen und wie wir die Zeit überbrücken werden."

Abwehrchef Martin Grasegger konkretisiert: "Es ist für die ganze Wirtschaft ein großes Problem und eine neue Situation. Jetzt betrifft es auch uns im Fußball. Es ist natürlich eine schwierige Situation, aber wir als Fußballer müssen gelassen damit umgehen. Wir werden uns nicht auf Dinge versteifen, können eh nichts beeinflussen und schauen, was in den nächsten Wochen passiert."

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