news

Der unglaubliche Dornbirn-Aufschwung

Unter Coach Janeschitz legen die Dornbirner einen unglaublichen Aufschwung hin.

Der unglaubliche Dornbirn-Aufschwung Foto: © GEPA

Ein 6:0 beim FC Liefering – ein Sonntags-Paukenschlag in der Admiral 2. Liga (alle Tore und Highlights auf Video>>>), umso mehr, da er von einem Team kommt, das im Großteil des Landes nicht nur durch seine Randlage unter dem Radar agiert. Doch der Aufwärtstrend des FC Dornbirn war schon in den letzten Wochen sichtbar:

Nach vier Niederlagen zu Saisonbeginn sah es im Ländle nicht gerade rosig aus, die sommerliche Umstellung auf Profibetrieb – der allerdings mit einer Reihe von unbekannten und jungen Spielern – schien ins Leere zu gehen.

Vom Vorjahresteam (als Tabellenletzter keineswegs ein Vorzeigeprojekt) blieben nur vier Spieler übrig und von denen waren mit Matheus Favali und Sebastian Santin beim Liefering-Coup nur zwei dabei. Der Rest kam im Sommer oder später, das Einzugsgebiet für Sportdirektor Eric Orie reicht fast durchgehend von der Schweiz bis nach Tirol, geografisch also alles naheliegende Transfers.

Einzig die drei Legionäre Ignazio Jauregui (früher bei der WSG Tirol, zuletzt in Spanien), der Spanier Cavafe und der Brasilianer Rodrigues (zuletzt in Kuwait) konnten nicht mit dem Auto anreisen.

Janeschitz-Comeback als Vereins-Trainer

Eine internationale Mischung also, an deren Seite jüngere Spieler wachsen sollten. Mit Thomas Janeschitz holte Orie einen Mann, dessen letzter Job als hauptverantwortlicher Vereinstrainer 2008 (!) bei den Austria Amateuren endete. Sicher eine mutige Entscheidung aufgrund einer solchen Lücke in dessen Vita - Janeschitz war zwar an den Erfolgen der Ära Koller als ÖFB-Co-Trainer mitbeteiligt, suchte aber in dieser Rolle nie das Rampenlicht.

Eine gewisse Skepis über diesen Weg mit einigen vereinsinternen Abgängen, verstärkt eben durch die Auftaktniederlagen, war im Ländle sicher nicht von der Hand zu weisen, doch selbst in der schwärzesten Stunde – ein 0:1 gegen Horn mit einem verschossenen Elfer kurz vor Schluss – blieb Janeschitz optimistisch: "Alle Spieler arbeiten hart und werden sich noch belohnen.“

HIGHLIGHTS: Das historische Liefering-Debakel gegen den FC Dornbirn:

Keinesfalls nur Zweckoptimismus, denn sein Team trat vom ersten Spieltag an mit einer klaren Handschrift - wenn auch keineswegs fehlerfrei - auf. Die ersten beiden Spiele gegen St. Pölten (0:2) und Amstetten (1:3) waren noch die defensiv schwächsten. Doch das internationale Innenverteidiger-Duo Cavafe-Rodrigues (eher ligauntypische Typen mit weniger Wucht und nur Durchschnittsgrößen) agierte bald, als ob es schon Jahre zusammengespielt hätte, die Doppel-Sechs mit Kriz und Jauregui davor verdichtete ebenfalls das Zentrum.

Doch vorne ging lange wenig, Zentrumsstürmer Renan rackerte sich als Alleinunterhalter ab, fand durchaus auch Fans bei anderen Ligatrainern, aber unterm Strich und mit wenig Unterstützung stand für ihn nur der vergebene Elfer gegen Horn.

Umschwung begann Mitte August

Der Umschwung, der jetzt in fünf ungeschlagenen Ligaspielen und drei Siegen en suite kumulierte, begann Mitte August:

Erst das 1:1 in Lafnitz mit einem Ausgleich in der 94. Minute – der Weitschuss von Martin Krizic war so glücklich, wie einige Aktionen in den Spielen zuvor unglücklich verliefen. Es folgte ein 0:0 gegen die Vienna nach klarer Überlegenheit und wieder einem verschossenen Elfer (diesmal Lars Nussbaumer). Die Woche nach diesem zweiten Punktegewinn sollte aber endgültig den Umschwung bringen:

Orie holte mit Transferschluss Leo Mätzler (Altach) und Jan Stefanon (Lustenau), die beim 3:2-Cuperfolg gegen Hartberg gleich in die Anfangsformation rückten. Mit Kriz und Jauregui war die bis dahin gesetzte Doppel-6 verletzungsbedingt out, Mätzler – eigentlich ein Innenverteidiger – rückte einige Meter vor und erwies sich seitdem als kluger Raumverdichter und bei Standards als zusätzliche Alternative in beiden Strafräumen.

2. Liga - Spielplan/Tabelle >>>

2. Liga - LIVE-Ticker >>>

2. Liga - Streams und Highlights >>>

Stefanon traf nicht nur gegen Hartberg, sondern brachte mit seinem Speed ein wichtiges Element ins Team. Mit ihm auf links und Santin über rechts verfügt Janeschitz nun über eine der schnellsten Flügelzangen der Liga. Auch wenn natürlich nicht alle ihre Aktionen einen positiven Abschluss finden können, verlagern sie mit ihren Rushes das Geschehen in Windeseile um viele Meter nach vorne.

Jüngere Spieler werden immer stärker

Hand in Hand mit den gelungenen Last-Minute-Transfers gingen auch die Leistungen einiger jüngerer Spieler steil bergauf. Nussbaumer (21) etwa vertrat Jauregui bei Standards sehr gut, erweist sich im zentralen Mittelfeld immer mehr als flanken- und schussstarker Linksfuß, der gegen Rapid und Liefering traf.

Raul Marte (20), am Saisonbeginn noch mit körperlichen Problemen, spielte sich zuletzt als Linksverteidiger fest. Elvin Ibrisimovic (23) war zwar in Liefering nicht von Anfang an dabei, zeigte sich zuvor aber als körperlich starker Offensivmann. Am Sonntag bot Janeschitz den 17-jährigen Lorenz Rusch neben Mätzler im defensiven Mittelfeld auf – nicht so leicht, ausgerechnet gegen Liefering einen der jüngsten Spieler am Platz zu stellen, doch viele Löcher ließ er gegen die sonst so offensivstarken Jungbullen nicht zu.

Die Defensive war ja nie das große Problem, sondern die Chancenverwertung. Und hier wurde der Brasilianer Renan mit der gestiegenen Unterstützung zum Trumpf-As. Der 22-Jährige, letzte Saison noch in Röthis in der Vorarlberg-Liga tätig, ging nach drei Treffern in der ersten Cup-Runde gegen Vöcklabruck lange leer aus, ehe er gegen Hartberg wieder im Cup traf.

Seine Stärken – vor allem die Karl-Heinz-Riedle-artige Fähigkeit, in der Luft zu stehen und die Kopfbälle dann scharf zu platzieren, kombiniert mit steter Laufbereitschaft – waren offensichtlich, verpufften aber lange. Sein erster Saisontreffer gegen Kapfenberg in der Nachspielzeit war schon Goldes wert, gegen Liefering legte er gar noch vier weitere drauf. Janeschitz war über Renans Durchbruch nicht überrascht: "Er hat erst den Sprung über zwei Klassen verdauen müssen, dann auch etwas mit sich gehadert. Aber jetzt belohnt er sich endlich und wird natürlich auch weit besser gemanagt.“

Goalie Ospelt kam vom Rapid-Schreck

Von Beginn der Saison an (er verhinderte in St. Pölten ein mögliches Debakel) ebenfalls sehr stark: Goalie Justin Ospelt. Der 23-jährige Liechtensteiner kam vor der Saison vom Rapid-Schreck FC Vaduz, agiert katzengewandt und spielt auch gut mit. Einzig bei aufs Tor angeschnittenen Eckbällen hat er seine Schwierigkeiten.

Die letzten drei Siege waren allesamt Sechspunkte-Spiele, Rapid II, Kapfenberg und Liefering finden sich nun hinter den Vorarlbergern auf den Abstiegsrängen wieder, Dornbirn als Zehnter hat jetzt immerhin drei Punkte Vorsprung auf die Salzburger, steckt aber natürlich in einem nach oben und unten offenen Pulk.

Der pragmatische Janeschitz, der sich mit den Gegebenheiten in Dornbirn schnell angefreundet und mit Orie einen wichtigen Rückhalt hat, genießt sein spätes (mit 56 Jahren) Comeback als Cheftrainer in vollen Zügen, freut sich schon auf die Wochen nach der Länderspielpause: „Der Aufschwung ist offensichtlich und die Belohnung für die harte Arbeit der Mannschaft, jetzt kommt auch noch ein Konkurrenzkampf dazu.“

Jaregui ist jetzt schon fit, Kriz sollte bald nach der Länderspielpause folgen, was knapp fünf Kandidaten für die Doppel-Sechs bedeutet. Noch ist der FC Dornbirn natürlich längst nicht aus dem Wasser, aber die Tendenz geht individuell als auch als Team klar nach oben. In schnöden Zahlen: Sechs Treffern in acht Spielen folgten sechs am Sonntag, nach fünf Gegentoren in den ersten beiden Runden ließen die Dornbirner dieselbe Anzahl in den sieben darauffolgenden Spielen zu.

Die Entwicklung des FC Dornbirn könnte eine der interessantesten LigaZwa-Storylines nach der Länderspielpause werden

Kommentare