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Markoutz: "Dann geht ein Ruck durch Klagenfurt"

Der Goalgetter von Austria Klagenfurt fiebert der Bundesliga entgegen.

Markoutz: Foto: © GEPA

Die Bundesliga ist zum Greifen nahe. Drei Punkte Vorsprung hat die Klagenfurter Austria auf die SV Ried, zwei Partien sind noch zu spielen. Alle Spiele der vorletzten Runde am Freitag, um 20:30 Uhr, im kostenlosen LIVE-Stream >>>

"Es wäre Ausnahmezustand in Klagenfurt, es wäre einfach geil!", kann sich Oliver Markoutz den Erfolgsfall schon ausmalen. Der Offensivspieler muss es wissen, immerhin ist er waschechter Kärntner, in Gallizien, unweit von Klagenfurt heimisch und aufgewachsen. Sein Vater Ewald kickte schon für die Klagenfurter.

Dass sich der 25-Jährige zu diesem Zeitpunkt der Karriere mit seinem Heimatverein in der HPYBET 2. Liga aufhält, war so lange nicht zu erahnen. Als 13-Jähriger verließ er seine Heimat, um im Nachwuchs von Red Bull Salzburg zu spielen, drei Jahre später wechselte er zum FC Bayern, galt als eines der größten Talente des Landes. Doch nachdem ihm der Durchbruch in München nicht gelang, fand sich Markoutz plötzlich in der Regionalliga Ost bei den Amateuren des SKN St. Pölten wieder.

Über den FAC folgte die Rückkehr in die Heimat. Im LAOLA1-Interview erzählt Markoutz, welche Rolle sein Vater beim Wechsel nach Klagenfurt gespielt hat, warum er in dieser Saison schon 16 Tore geschossen hat und wie er seine Vergangenheit heute sieht.

LAOLA1: Was hättest du Mitte April für unwahrscheinlicher gehalten: Dass die 2. Liga überhaupt zu Ende gespielt wird oder dass ihr in neun Spielen elf Punkte mehr macht als die SV Ried?

Oliver Markoutz: Ersteres. Ich habe gedacht, die Liga wird abgebrochen. Zuerst hat sich alles so lange hinausgezögert, dann ist es ganz schnell gegangen. Wir haben eigentlich nur zwei Wochen trainiert bevor wir wieder gespielt haben.

"Wirklich hart war es, nicht zu wissen, wann wir überhaupt wieder Fußballspielen dürfen."

LAOLA1: Wie schwierig war es, in dieser ungewissen Zeit den Fokus zu halten?

Markoutz: Am Anfang ging es, dann hat es sich aber schon gezogen. Je länger die Ungewissheit da war, umso schwieriger war es, sich zu motivieren. Aber ich habe meine Trainings ganz normal durchgezogen. Es ist nicht so gewesen, dass ich irgendwann überhaupt keine Lust mehr gehabt hätte. Wirklich hart war es, nicht zu wissen, wann wir überhaupt wieder Fußballspielen dürfen.

LAOLA1: Du hast mit deinem Vater Ewald trainiert.

Markoutz: Er war bei einigen Einheiten dabei, hat sich auch ins Tor gestellt. Wir haben auf einer Wiese trainiert, das macht zu zweit schon mehr Spaß.

LAOLA1: Warum läuft es für euch als Team seit dem Neustart so gut?

Markoutz: Wir waren schon im Herbst super drauf, haben dann aber ein bisschen nachgelassen. Nach der Pause sind wir dann wieder super reingestartet. Es war wichtig, dass wir in einen Lauf gekommen sind, weil die Spiele so schnell aufeinanderfolgen.

LAOLA1: Nach vier Siegen habt ihr daheim 1:2 gegen den GAK verloren, danach habt ihr in Steyr gespielt, dort seid ihr 0:1 in Rückstand geraten, habt aber noch 2:1 gewonnen. War das der Knackpunkt?

Markoutz: In dieser Phase, in der es um so viel geht, ist es unglaublich wichtig, nach einem Rückstand noch einmal zurückkommen zu können. Uns gelingt das derzeit super. Ich glaube auch, dass die Niederlage gegen den GAK wichtig war, seitdem sind wir noch fokussierter, nehmen alles noch ernster.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Du hast seit dem Neustart in neun Spielen neun Tore erzielt. Hast du erwartet, dass es so ausgezeichnet läuft?

Markoutz: Ich habe das gar nicht erwartet. Wenn du so viele Spiele in so kurzer Zeit hast und es haut alles gut hin, bleibt man in dem Rhythmus. Das klappt super für mich.

LAOLA1: Wie weit hängt das auch mit deiner Position zusammen? Am Anfang der Saison war ja noch nicht ganz klar, wo du deinen Platz in der Mannschaft finden wirst, inzwischen bist du an vorderster Front gesetzt.

Markoutz: Ich passe super in unser System. Ich mache die Läufe in die Tiefe, mein Sturmpartner Darijo Pecirep ist einer, der die Bälle behauptet und verlängert. Wir passen super zusammen.

LAOLA1: Fehlt dir nicht hin und wieder die Seitenlinie?

Markoutz: Flügel und Mittelstürmer sind zwei ganz verschiedene Positionen. Ich habe beim FAC auch schon Mittelstürmer gespielt, habe mich super an die Position gewöhnt, fühle mich da vorne wohl. So lange ich die Tore mache, haut das gut hin.

LAOLA1: Wenn du die Tore nicht machst, macht sie Okan Aydin. Wie wichtig ist er für euch?

Markoutz: Er ist unglaublich wichtig. Wie er die Bälle spielt, wie er in den entscheidenden Aktionen immer da ist… Er kann Spiele entscheiden.

LAOLA1: Welche Rolle spielt Trainer Robert Micheu für euren Erfolgslauf?

Markoutz: Eine sehr große. Er hat die Mannschaft über die ganze Saison hinweg super zusammengehalten, wir hatten eine tolle Stimmung und das System passt super zur Mannschaft. Er ist sehr nahe an der Mannschaft dran, ist charakterlich ein super Typ, der viel mit den Spielern spricht. Wenn wir nicht das leisten, was er sich vorstellt, ist er aber auch streng und kann laut werden.

"Mein Vater hat erzählt, dass er mit dem Vater von Trainer Robert Micheu Tennis spielt und sie über einen potenziellen Wechsel zu Austria Klagenfurt gesprochen haben."

LAOLA1: Lass‘ uns kurz auf den Sommer zurückblicken. Wie wichtig sind die Tennispartner deines Vaters für deine Karriere?

Markoutz: Das ist wirklich eine lustige Geschichte. Nach meinem Vertragsende beim FAC war ich auf der Suche nach einem neuen Verein, ich wollte nach drei Jahren in Wien den nächsten Schritt machen. Mein Vater hat erzählt, dass er mit dem Vater von Trainer Robert Micheu Tennis spielt und sie über einen potenziellen Wechsel zu Austria Klagenfurt gesprochen haben. Dann ist alles ganz schnell gegangen, eine Woche vor dem Auftaktspiel gegen Ried habe ich zum ersten Mal mittrainiert.

LAOLA1: Um deine Zukunft auch gleich abzuklären: Mit wem spielt dein Vater sonst noch Tennis?

Markoutz: (lacht) Keine Ahnung.

LAOLA1: Hast du es im Sommer so gesehen, dass es vielleicht die letzte Chance ist, in deiner Karriere noch einmal so richtig durchzustarten?

Markoutz: Nein, eigentlich nicht. Ich habe gewusst, dass ich irgendwann den Durchbruch wieder schaffe, wenn ich so weitermache. Ich habe beim FAC ja schon angefangen, daran zu arbeiten. Manchmal zeigt sich das eben nicht gleich, sondern erst ein, zwei Jahre später. Und dieses Jahr ist jetzt. Es war alles nur eine Frage der Zeit.

LAOLA1: Du wirst wahrscheinlich oft auf deine Vergangenheit angesprochen, immerhin warst du eines der größten Talente des Landes. Du warst im Nachwuchs von Red Bull Salzburg und bei den Bayern, dann plötzlich bei den Amateuren des SKN St. Pölten in der österreichischen Regionalliga. Wie weit hast du das alles hinter dir gelassen?

Markoutz: Ich habe das komplett hinter mir gelassen. Das ist ja alles schon eine Zeit her. Ich habe mich viel mit meinen damaligen Entscheidungen, mit meinen Fehlern und den Dingen, die ich richtig gemacht habe, beschäftigt. Ich habe daraus gelernt und setze das für meine Zukunft ein. Es ist nicht mehr das Richtige, in die Vergangenheit zu schauen.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Mit 25 Jahren bist du inzwischen einer der erfahreneren Spieler in der sehr jungen 2. Liga.

Markoutz: Ich bin das vierte Jahr in dieser Liga und tue mir viel leichter als am Anfang. Ich weiß nicht, ob sich die Liga verändert hat oder ich. (lacht) Ich bin am Platz viel ruhiger, bin vor dem Tor viel ruhiger.

LAOLA1: Hast du gezielt daran gearbeitet?

Markoutz: Ja, klar. Ich bin schon immer zu Chancen gekommen und habe einige ausgelassen – auch in meinem ersten Halbjahr in Klagenfurt. Jetzt versuche ich, ruhiger und entschlossener zu sein. Es geht darum, den Kopf nicht hängen zu lassen, wenn man eine Chance vergibt, sondern dranzubleiben und geduldig zu sein.

LAOLA1: Wie kann ich mir die Arbeit daran vorstellen?

Markoutz: Man muss sich viel mit sich selbst und seinen Gedanken am Platz beschäftigen. Ich analysiere nach dem Match, was ich am Platz gedacht habe und versuche, es im nächsten Spiel besser zu machen.

LAOLA1: Welche Rolle spielt Heimat für dich?

Markoutz: In dieser Zeit ist Heimat für mich extrem wichtig. Ich bin ja schon sehr früh von zuhause weggegangen. Seit Sommer wohne ich wieder im Haus meiner Eltern. Ich habe daheim die Ruhe, die ich brauche, habe meine Familie um mich. Ich kann mich voll auf den Fußball konzentrieren, muss mich sonst um nicht viel kümmern.

LAOLA1: Wie ist das, wenn man mit 24 Jahren auf einmal wieder mit seinen Eltern am Küchentisch sitzt?

Markoutz: Es ist schön. Es ist wie ein verlängerter Heimaturlaub. Ich bin mit 13 Jahren weggegangen und war danach nie mehr als ein paar Tage daheim.

"Ich glaube, dass ein Ruck durch Klagenfurt gehen würde, wenn wir den Aufstieg schaffen."

LAOLA1: Welche Bedeutung hätte es für dich, mit Austria Klagenfurt in die Bundesliga aufzusteigen?

Markoutz: Es wäre ein absoluter Traum, es wäre unglaublich. Ich hätte mir das nie vorstellen können. Als ich zum Klub gekommen bin, war schon das Ziel, aufzusteigen – aber in den nächsten drei Jahren. Dass wir schon jetzt die Chance haben, ist unglaublich.

LAOLA1: Die jüngere Vergangenheit des Fußballs in Klagenfurt ist ja eher durchwachsen – FC Kärnten, Austria Kärnten,… Wir schwierig ist es, die Herzen der Fans wieder zu gewinnen?

Markoutz: Wir können das durch unsere Leistung direkt beeinflussen. Ich glaube, dass ein Ruck durch Klagenfurt gehen würde, wenn wir den Aufstieg schaffen. Dann würden wieder mehr Leute kommen. Wenn ich mich an das Heimspiel gegen Ried vor rund 5.000 Leuten erinnere, da hatte ich beim Einlaufen eine Gänsehaut, das war schon richtig geil.

LAOLA1: Was passiert in Klagenfurt, wenn ihr es tatsächlich schafft?

Markoutz: Es wäre Ausnahmezustand in Klagenfurt, es wäre einfach geil!

LAOLA1: Warum lasst ihr euch das nicht mehr nehmen?

Markoutz: Wir wissen, dass wir mit zwei Siegen in der Bundesliga sind. Das will sich keiner von uns nehmen lassen. Wir werden das jetzt durchziehen.

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