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Ex-Admira-Trainer Landerl: "Da gibt es keine Tabus mehr"

Der 47-Jährige übernahm in der Vorsaison die Admira, musste nach nur acht Spielen aber schon wieder gehen. So sieht er die Zeit im Rückblick:

Ex-Admira-Trainer Landerl: Foto: © GEPA

Rolf Landerl gilt beim FC Flyeralarm Admira als absoluter Insider.

Im Zeitraum von 2011 bis 2022 durchlief er, mit mehreren Unterbrechungen durch erfolgreiche Engagements in Lübeck und Horn, diverse Trainer-Stationen bei den Südstädtern und wurde in der vergangenen Saison nach dem Aus von Roberto Pätzold prompt als Cheftrainer installiert.

Dass das Abenteuer Admira für den 47-Jährigen schlussendlich nach nur acht Partien bereits wieder beendet sein sollte, stellte sich für den Wiener mit finnischen Wurzeln als grobe Enttäuschung dar.

Dennoch versprüht Landerl Optimismus und blickt der Zukunft, wie auch der teils turbulenten Vergangenheit, positiv entgegen, wie er im LAOLA1-Interview verrät. 

LAOLA1: Wie geht es Ihnen wenige Monate nach Ihrer Entlassung bei der Admira?

Landerl: Aktuell geht es mir sehr gut, denn ich habe mit der Geschichte abgeschlossen und schaue nach vorne. Den Vertrag mit der Admira habe ich ja vor einiger Zeit aufgelöst, einfach um für neue Aufgaben frei zu sein. Dennoch war die Situation, so wie sie sich im Endeffekt dargestellt hat, dann doch eher enttäuschend für mich, weil ich mit der Mannschaft viel vorhatte und wir leider wenig von dem umsetzen konnten, was wir uns erarbeitet haben. Für mich war das Ende in meinen zwölf Jahren als Trainer eine ganz neue Erfahrung, obwohl ich denke, dass es einfach zum Trainer-Business dazugehört, auch einmal gegangen zu werden. Die genauen Gründe für das schlechte Abschneiden, das zu meiner Entlassung geführt hat, weiß man im Endeffekt nie. Fakt ist aber, dass das ganze Konstrukt sehr fragil war und wir leider das hart Erarbeitete nicht mit in die Meisterschaft bringen konnten und uns nicht belohnt haben. Außerdem war die Mannschaft durch die ausbleibenden Erfolgserlebnisse immer wieder verunsichert und konnte die neue Liga als Absteiger, trotz aller Ambitionen der Spieler, nicht wirklich annehmen. 

LAOLA1: Welche Faktoren haben schlussendlich zur sportlichen Talfahrt in der vergangenen Saison geführt?

Landerl: Ich denke, dass hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Wir haben in mehreren Bereichen zwar hart gearbeitet, versucht die Mannschaft körperlich auf ein gutes Niveau zu bringen und einen kreativeren Spielstil an den Tag zu legen, der einige Freiheiten zulässt. Dazu haben wir auch einige Akteure geholt, wie etwa Melih Ibrahimoglu, den wir aus Holland zurückgeholt haben, um positive Akzente in unser Spiel zu bringen. Diese Bemühungen wollten aber leider nicht fruchten, wobei man die Gründe nicht auf einen einzelnen Aspekt legen kann, sondern hierbei Dinge wie der fehlende Glaube, die Unsicherheit und das Ausbleiben von Erfolgserlebnissen eine gewichtige Rolle gespielt haben. 

Landerl bei seinem letzten Spiel als Cheftrainer der Admira (21.04.23)
Foto: © GEPA

LAOLA1: Sportvorstand Philip Thonhauser und Sportdirektor Marcel Ketelaer haben Ihnen unmittelbar vor Ihrem Rauswurf noch den Rücken gestärkt. Wie bewerten Sie deren Vorgehen mit der Situation?

Landerl: Über einzelne Personen im Verein möchte ich kein Urteil fällen, denn natürlich sitzen wir in dieser Situation alle in einem Boot und haben die nötige Leistung am Ende nicht bringen können. Als Teamplayer möchte ich daher nicht über die Leistung einzelner Personalien urteilen. Allgemein denke ich, dass man mit den Sommer-Transfers nach dem Abstieg im Verein nicht wirklich zufrieden war, die sich aufgrund der kurzfristigen Planung nach dem Gang in die Zweitklassigkeit jedoch als recht knifflig erwiesen haben. Daher hat das Ganze dann schlussendlich auch sehr unglücklich ausgesehen. 

LAOLA1: Hat man von Vereinsseite das Abenteuer 2. Liga womöglich unterschätzt?

Landerl: Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht in die einzelnen Köpfe schauen kann. Zu mir selbst kann ich jedoch kritisch anmerken, dass ich in meinem Ehrgeiz und meiner Motivation, aus der Situation etwas Positives zu machen, vielleicht zu viel auf einmal verändern wollte, wie etwa der Einführung eines Spielstils, mit dem man auch im Falle eines Aufstiegs weiterarbeiten kann. Die Admira stand bekanntlich lange Zeit für Ballbesitzfußball mit gutem Positionsspiel und einem guten Unterbau. Wenn man auf die aktuelle Bundesliga-Saison schaut, dann sieht man jedoch, dass es schwierig ist, einen Spielstil allein zu implementieren und umzusetzen. Daher war mein Ansatz, das Bestehende zwar beizubehalten, jedoch langfristig einen unangenehmen Stil zu entwickeln, mit dem man eine Etage höher auch etwas stärker und resistenter auftreten kann. Aber soweit ist es leider nicht gekommen. 

LAOLA1: Warum wurde es nicht geschafft, dorthin zu kommen und den Stil zu entwickeln?

Landerl: Weil die Aufgabe zunächst darin bestand, den Klassenerhalt zu schaffen, wobei ich mir sehr sicher bin, dass wir dieses wichtige Ziel am Ende auch geschafft und die richtigen Schlüsse gezogen hätten. 

LAOLA1: Wie sehen Sie den generellen Umgang von Vereinsseite mit Ihrer Person?

Landerl: Dass es im Trainerbusiness keine Tabus mehr gibt, ist für mich keine Überraschung. Es war so, dass wir am Freitag vor meiner Entlassung eine gute Partie gegen St. Pölten abgeliefert haben, mit einem Hauch von dem, was wir uns vorgestellt haben. Nach der knappen Niederlage haben wir uns bestärkt gefühlt mit der Entschlossenheit, nun in die letzten Aufgaben Richtung Klassenerhalt gehen zu können. Am Dienstag war ich anschließend noch bei einer Spielbeobachtung in Steyr und am Mittwoch war ich dann trotz aller Durchhalteparolen Geschichte, was sich sehr eigenartig angefühlt hat. Überraschend kam das Aus für mich eigentlich zunächst nicht, denn wenn du dir die Ausbeute anschaust, dann weiß man natürlich, dass es für einen als Trainer brenzlig werden kann. Durch die Tatsache, dass ich jedoch bestätigt wurde und dennoch so schnell Geschichte war, bleibt ein fader Beigeschmack dennoch erhalten. Leid tut es mir in erster Linie für die Mannschaft, von der ich mich nicht einmal richtig verabschieden konnte. 

Die Pflichtspiel-Bilanz der Admira unter Cheftrainer Landerl: 

Runde Heim Auswärts Ergebnis
16 FC Liefering FC Flyeralarm Admira 1:0
17 FC Flyeralarm Admira SV Lafnitz 1:2
18 GAK FC Flyeralarm Admira 1:0
19 FC Flyeralarm Admira SK Rapid Wien II 3:1
20 Floridsdorfer AC FC Flyeralarm Admira 0:0
21 FC Flyeralarm Admira SV Horn 0:0
23 FC Flyeralarm Admira Kapfenberger SV 0:2
24 SKN St. Pölten FC Flyeralarm Admira 2:0

LAOLA1: Trotz der unsanften Trennung wird die Admira wohl für immer ein Teil von Ihnen sein. Wie stehen Sie heute zu Ihrem nunmehrigen Ex-Klub?

Landerl: In erster Linie neutral. Mein kleinster Sohn spielt bei der Admira, daher bin ich selbst regelmäßig am Gelände und betrachte das Ganze auch aus Selbstschutz neutral, denn dauerhaftes Trübsalblasen macht einen langfristig kaputt. Nach der emotionalen Trennung gab es im Juli dann auch die Wirtschaftliche durch die Auflösung meines Vertrags, woraufhin es ab diesem Zeitpunkt für mich endgültig vorbei war. Daher wünsche ich im Verein auch niemandem was Schlechtes und freue mich, wenn sich das eine oder andere Talent auch gut weiterentwickelt, wie etwa ein Lukas Malicsek oder ein Jan Murgas, mit denen die kurze Zusammenarbeit eine Freude war. Generell war das Ganze eine sehr spannende und auch lehrreiche Erfahrung. 

LAOLA1: Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wie wird es bei Ihnen karrieretechnisch weitergehen? Liegen Ihnen aktuell Angebote vor?

Landerl: Ich habe im Sommer einige Gespräche geführt, darunter auch mit einem belgischen Zweitligisten, der sich am Ende aber für eine heimische Lösung entschieden hat. Prinzipiell kommt dann und wann etwas Interessantes rein, da ist aber bislang nichts dabei, was mich vollends reizt und mich in ein neues Abenteuer stürzen lässt. Ich glaube einfach, dass meine nächste Entscheidung gut überlegt sein soll. Nach wie vor reizen würden mich auch längerfristige Projekte, um gemeinsam mit der Vereinsführung eine Mannschaft zu entwickeln und auf einen Aufstieg vorzubereiten, wie mir das in Lübeck gelungen ist.

LAOLA1: Wäre demnach eine Rückkehr in die Admiral 2. Liga dankbar?

Landerl: Genau. Beispielsweise könnte ich mir die 2. Liga vorstellen oder auch einen erneuten Schritt ins Ausland. Die Akkus sind jedenfalls aufgeladen und ich verfolge das nationale wie auch internationale Geschehen weiter mit großem Interesse und würde mich freuen, wenn es in naher Zukunft für mich wieder losgeht. Auf einen Zeitpunkt will ich mich nicht festlegen, obwohl ich einer neuen Aufgabe noch in diesem Jahr nicht abgeneigt wäre. 

LAOLA1: Wäre ein Engagement als Co-Trainer ebenfalls eine Option, falls sich auf der des Cheftrainers langfristig nichts ergeben sollte?

Landerl: Definitiv wäre ein Co-Trainer-Posten auch etwas für mich, um auch diese Seite des Geschäfts kennenzulernen. Ich kann mein Ego auch soweit zurückschrauben und zu 100 Prozent zuarbeiten, womit auch das eine Option wäre. Da ich ja auch etwas skandinavisch angehaucht bin (Landerl besitzt auch die finnische Staatsbürgerschaft, Anm.) steht für mich immer der Teamgedanke im Fokus, weshalb ich dazu sage: Warum nicht?

LAOLA1: Würden Sie eine Rückkehr in die Südstadt ausschließen?

Landerl: Nein, das würde ich nicht sagen, denn man darf in unserem Geschäft nicht nachtragend sein. Prinzipiell müsste man schauen, wer in Zukunft das Sagen hat. Aktuell ist das Peter Stöger, der seine Arbeit sehr gut macht und mit dem ich gut auskomme. Wenn die Bedingungen so wären, würde ich natürlich darüber nachdenken und eine Rückkehr nicht kategorisch ablehnen. 

LAOLA1: Wie bewerten Sie generell die Kooperation der Admira mit den Würzburger Kickers, speziell unter Felix Magath? Als Insider waren Sie zwar selbst zu der Zeit in Lübeck aktiv, haben das Ganze aber sicherlich aktiv mitverfolgt. 

Landerl: Wenn es ein ehrlicher und offener Austausch mit den Spielern ist, dann hat so eine Kooperation durchaus etwas Gutes. In diesem Fall war es jedoch wie im Fall von Marco Hausjell so, dass er bei der Admira als junges Talent aufgeblüht ist und in Würzburg kaum Spielzeit bekommen hat, und das nur aufgrund eines doch recht populistischen Transfers. Solche Kooperationen können klappen, aber nur, wenn für beide Seiten gleichermaßen ein klarer Vorteil gegeben ist.


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