news

Die Verteidiger-Probleme des GAK

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller über lange Nachspielzeiten und Drames infantile Momente.

Die Verteidiger-Probleme des GAK Foto: © GEPA

Die Admiral 2. Liga hat auch am fünften Spieltag wieder für Furore und jede Menge später Tore gesorgt.

Mittendrin statt nur dabei war auch LAOLA1-Eishockey-Scout Bernd Freimüller, der am Wochenende wieder auf mehrere Abstecher zum Fußball unterwegs war.

Das hat er beobachtet:

Young Violets – Rapid II 3:3

Von der Nachspielzeit wird noch zu reden sein, doch vorher gab es schon viel Interessantes zu sehen. Rapid trat mit der zusammengerechnet gefühlt vier Meter großen und 200 Kilo schweren Doppelspitze Nicolas Binder und Rene Kriwak (Tobias Hedl agierte knapp hinter diesen) an, die sich auch schön zum Führungstreffer kombinierten.

Danach hatten die Jungveilchen die beiden weit besser im Griff, drehten das Spiel durch ihre beiden offensiven Flügelspieler. Martin Pecar ließ die (nicht nur in dieser Situation hüftsteife) Rapid-Abwehr beim Ausgleich schlecht aussehen, Ibrahima Drame traf dann innerhalb einer Minute zweimal.

Drame kombiniert überaus gute Anlagen mit zeitweise infantilen Momenten: Leichtfüßig, schnell, sucht und gewinnt 1:1-Duelle, dazu auch mit guten Verzögerungen vor dem Torabschluss. Diesen Attributen und seinen bisher vier Saisontreffern stehen gewaltige geistige Aussetzer entgegen: So schloss er einen 5-1 Konter beim Stande von 3:1 mit einem Abschlussversuch knapp hinter der Mittelauflage ab. Und in der Nachspielzeit fetzte er auf Höhe eigener Sechzehnerlinie einen Ball ins Out, wo er diesen ohne Probleme behaupten hätte können. Da war er aber schon gezeichnet von zwei energischen Sprints, die in ungeahndeten Fouls endeten.

Mit seiner Roten Karte wegen Beleidigung in der Nachspielzeit erwies sich Florian Fischerauer einen Bärendienst. Der Austria gehen – sowohl in der Bundesliga als auch in der 2. Liga - die zentralen Mittelfeldspieler aus. Armand Smrcka und Florian Wustinger langzeitverletzt, Niels Hahn erkrankt, viel bleibt da nicht mehr übrig. Der Ex-Admiraner, der sich nach schweren Verletzungen über Traiskirchen zum Verteilerkreis hochhangelte, mutierte über die Jahre vom Zehner zum Achter über den Doppel-Sechser jetzt zum alleinigen defensiven Mittelfeldspieler, ehe zur Pause Enis Safin an seine Seite rückte.

Fischerauer ist aber eher ein Balltreiber und -abschirmer mit einer sehr guten Schusstechnik als ein Abräumer. Schafft es der 23-jährige einmal in den Kader der Ersten oder liegt seine Zukunft doch bei einem anderen Verein?

SV Lafnitz – FC Dornbirn 1:1

Der SV Lafnitz – sicher der ruralste aller Zweitliga-Standorte – hat sich vom 0:4 gegen den FAC vor zwei Wochen gut erholt, ließ am Samstag aber zwei Punkte leichtfertig liegen.

Der eingewechselte Luka Duvnjak verjodelte zwei Chancen auf die 2:0-Führung äußerst leichtfertig, muss sich in den nächsten Wochen wohl mit Stefan Sulzer (könnte aber auch wieder zur zweiten Mannschaft zurückkehren) und dem neuverpflichteten Jürgen Lemmerer um den Stürmerplatz neben oder vor Christian Lichtenberger matchen. Die mangelnde Torausbeute könnte weiter ein Problem sein, die große Spielkultur wird so in der Spitze öfters gekappt.

Dornbirn-Coach Thomas Janeschitz hatte in der Schlussphase alle seine Offensivkräfte am Platz, das Problem dabei: Neben dem gesetzten Brasilianer Renan handelte es sich vorwiegend um Halbspitzen, Außenbahnspieler oder Youngsters mit körperlichem Aufholbedarf. Renan versucht zwar sein Bestes, kommt aber nur wenig in den Abschluss und hat seinen Stammplatz wohl nur dem Mangel an Alternativen zu verdanken.

Die Vorarlberger sind für mich das Team mit der geringsten Offensivkraft in der Liga, treten aber wenigstens sehr geordnet und taktisch diszipliniert auf. Den ersten Saisonpunkt verdankten sie einem (schon um die Inflation bereinigten) Tausendgulden-Schuss des eingewechselten Verteidigers Martin Krizic in den Schlusssekunden, was wohl so nicht zu wiederholen sein wird.

Vorwärts Steyr – GAK 1:1

Die Hausherren stets mit Problemen im Kopfballspiel, der GAK mit Standardschützen Michael Liendl und einigen großgewachsenen Spielern sehr stark – es kam so wie es kommen musste: Die Grazer trafen dreimal nach Cornern und Freistößen, Schiri Oliver Fluch ließ wegen (angeblichen) Fouls aber nur einen Treffer gelten, der wiederum aus Abseitsposition fiel.

Das ermöglichte Tolga Günes den Ausgleich in der Nachspielzeit. Der 25-jährige kann als Rechtsfuß über links wirklich viele Offensivmomente kreieren, ist Vorbereiter, aber auch Abschlussspieler. Ich kann mich an ihn noch aus seinen Zeiten in Schwechat erinnern, wo er in einer sehr limitierten Truppe ebenfalls auffiel. Nach seiner halbjährigen Stehpause nach seinem FAC-Gastspiel ist er für die Vorwärts ein absoluter Schlüsselspieler geworden.

Nach der Innenverteidiger-Rotation der ersten vier Runden (Neuverpflichtung Milos Jovicic agiert aber sehr abgeklärt) hat der GAK jetzt auch Probleme bei den Außenverteidigern. Diesmal begann Felix Köchl auf links (der eh immer nach vorne orientierte Benjamin Rosenberger damit vor ihm in der Raute) und Michael Lang auf rechts. Kaum hatten Köchl und Lang nach 20 Minuten die Seiten gewechselt, erlitt Lang eine Knieverletzung und musste nach einigen Minuten w.o. geben. Der GAK verbrauchte in seiner Viererkette in den ersten fünf Runden damit schon sieben Spieler, den zum Reservisten degradierten Michael Huber gar nicht eingerechnet.

Die Schiris und die Nachspielzeit

In der Generali-Arena ging's in der Nachspielzeit hoch her. Fünf Minuten waren angezeigt, die Austria hatte ein 3:2 zu verteidigen, kassierte den Ausgleich aber nach 97:12 Minuten. Was war passiert? Schiri Dominic Schilcher begann die Überspielzeit nach einer Behandlung von Drame schon verspätet, kurz danach brauchte auch Josef Pross ärztliche Hilfe, die fünf Minuten waren dadurch nicht mehr zu halten. Nach 93:53 Minuten verhängte Schilcher noch einen Freistoß für Rapid, den Enes Tepecik drüber schoss.

Die Violets danach noch in der gegnerischen Hälfte, bei einem Abseits nach 95:50 hätte sich der Abpfiff angeboten. Rapid jedoch mit einem schnellen Abschlag, Gintsberger mit einem abermaligen Foul, Freistoß nach 95:58. Softic versenkte diesen nach 97:12. Danach noch die Rote für Fischerauer nach Beleidigung, noch ein Anstoß und danach Schluss. In den Details vielleicht noch zu erklären, aber dass aus fünf Minuten 98:02 wurden, muss Schilcher ebenso wie zwölf (!) Gelbe und eine Rote Karte zu denken geben.  

In Lafnitz ersparte sich Schiri Arnes Talic solche Diskussionen, zeigte erst gar keine definierte Nachspielzeit an. Krizic traf dann nach 94:57 zum Ausgleich für Dornbirn, Talic pfiff nach dem Anstoß gleich wieder ab. Ob der fünfte Wechsel von Lafnitz-Coach Philipp Semlic in der Nachspielzeit diese erst verlängerte, kann nicht bewiesen werden.

In Steyr glichen die Hausherren nach 91:45 Minuten aus, der GAK hatte danach in einem Konter durch Torschütze Levan Eloshvili noch eine Riesenchance. Ref Oliver Fluch beendete die auf vier Minuten anberaumte Nachspielzeit dann auch trotz eines Steyr-Angriffs auf die Sekunde genau – korrekt wie ein Beamter am Freitagnachmittag und im krassen Unterschied zu Amtskollegen Schilcher…  


Kommentare