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Österreichischer Quake-Profi im Interview

Richard 'noctis' Gansterer vertritt Österreich auf der Quakecon 2017. Jetzt spricht er im LAOLA1-Interview:

Österreichischer Quake-Profi im Interview Foto: © ESL

Richard 'noctis' Gansterer hat sich als einziger Österreicher erfolgreich für die Quakecon 2017 qualifiziert und gehört bereits seit längerem zur Riege der internationalen Top-Quake-Spieler.

Im LAOLA1 Interview spricht der 31-jährige Wiener über seine bisherigen Erfolge, Preisgelder, Freunde und Familie, sowie über die Rückkehr von Quake mit Quake Champions.

"Quake ist immer nur so anspruchsvoll, wie der Gegner gegen den man spielt."

LAOLA1: Hallo Richard, vielen Dank für deine Zeit. Würdest du dich gleich einmal bei unseren Lesern vorstellen ?

noctis: Servus! Na klar: Richard, 31, IT-Techniker, seit 2006 immer wieder mal mehr oder weniger aktiver und erfolgreicher Quake-Spieler.

LAOLA1: Quake gilt als einer der Stammväter des eSports. Doch verlor es im Laufe der Jahre leider an Relevanz. Was sind für dich die Gründe, dass Quake im Wettbewerb so zurückfiel?

noctis: Das letzte Quake (4) wurde 2005 veröffentlicht und war nicht gerade sehr erfolgreich, was die Multiplayer-Seite angeht. Es gab zwar ein paar Turniere, aber das war auch noch alles vor dem großen eSports-Boom der letzten Jahre. Danach kam Quake Live, das auch nur ein remastered Quake 3 ist, sprich heute quasi ein 17 Jahre altes Spiel. Bei so alten Games ist es schwer, neues Interesse zu generieren. Erst recht, wenn man bedenkt, wie viele andere Shooter heutzutage jährlich veröffentlicht werden.

LAOLA1: Die Besonderheit an Quake war und ist immer, dass das Anforderungsprofil an den Spieler oftmals ein höheres ist, als bei anderen Spielen. Railgun, Strafejumping, etc. Kritiker meinten stets, es wäre zu anspruchsvol. Was hältst du dieser Argumentation entgegen?

noctis: Quake ist immer nur so anspruchsvoll, wie der Gegner gegen den man spielt. Wenn zwei neue Spieler gegeneinander spielen, können sie genau so viel Spaß an dem Spiel haben, wie zwei Veteranen. Bis jetzt hatte nur leider kein Quake ein Skill-basiertes Matchmaking, was sich mit Quake Champions jetzt aber endlich ändern wird. Somit sehe ich Skill-Anforderungen nicht wirklich als Problem, wenn man gegen andere Spieler gematched wird, die auf dem gleichen Niveau spielen.

LAOLA1: Mit Quake Champions versucht Bethesda ähnlich wie Overwatch auf personalisierte Champions zurückzugreifen. Eine sinnvolle Idee in deinen Augen?

noctis: Ich versuche bei dem Thema möglichst meinungsfrei zu bleiben. Ich finde es positiv, dass man mit Quake Champions quasi alle alten Titel vereint, indem man den Charakteren die verschiedenen Movement Systeme gibt. Das führt dazu, dass für jeden der alten Quake-Spieler etwas dabei ist, das ihm gefallen könnte.

Mit Overwatch kann man Quake Champions aber trotzdem nicht wirklich vergleichen, da man in Quake nach wie vor Waffen und andere Items auf der Map einsammeln muss und nichts geschenkt bekommt. QC spielt sich im Prinzip genauso wie alle früheren Versionen, nur eben mit ein paar kleinen Extras in der Form von Champion Abilities.

LAOLA1: Nun startet Quake ihre Rückkehr mit Champions. Glaubst du, dass Quake jetzt eine Renaissance erleben wird? Alexey 'Cypher' Yanushevsky unterschrieb einen Vertrag bei Virtus.pro. Und kehrte dabei Overwatch den Rücken, um sich ganz auf Quake zu konzentrieren. Ein gutes Zeichen ?

noctis: Die Hoffnung besteht natürlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Bethesda nicht locker lassen wird mit ihrem Versuch, in das eSports-Geschäft einzusteigen. Quake Champions ist ihre beste Möglichkeit dafür. Alte Quake-Profis, die zu Quake zurückkehren, sind immer ein gutes Zeichen. Einmal ein Quake-Spieler, immer ein Quake-Spieler. ;)

LAOLA1: Für dich selbst läuft es in Champions ausgezeichnet. Du konntest sowohl im 1on1 als auch im 4on4 in ESL-Bewerben schon Achtungserfolge feiern. Deswegen stellt sich die Frage, sind schon Organisation hinter dir her ?

noctis: Es gab schon Angebote, aber mein 4v4-Team (stermy, fazz, toxjq) und ich warten noch etwas, da wir nichts überstürzen wollen. Vorerst benötigen wir auch nicht unbedingt Unterstützung von Organisationen, da für die QuakeCon alles von Bethesda bezahlt wird.

"Das Preisgeld ist hauptsächlich dafür da, um alte Quake Spieler anzulocken."

Richard 'noctis' Gansterer über 1 Mio. USD Preisgeld auf der Quakecon

 

LAOLA1: Die Quakecon 2017 lockt mit einem Preisgeld von insgesamt 1 Million US Dollar. Wird man dich dort in Szene sehen ?

noctis: Da ich mich vor Kurzem in Leicester für beide Bewerbe (1v1 Duel und 4v4 Sacrifice) qualifiziert habe, wird man mich dort sehen, ja. ;)

LAOLA1: Das Preisgeld wirkt verlockend und die Publisher werden sich vermutlich damit u.a. eine Steigerung der Spielerzahlen erhoffen. Welche Maßnahmen würdest du dir noch wünschen, damit Quake Champions noch bekannter wird.

noctis: Das Preisgeld ist hauptsächlich dafür da, um alte Quake Spieler anzulocken. Da Quake Champions noch in der Beta-Phase ist, hat Bethesda auch noch nicht damit begonnen, das Spiel zu bewerben. Ich denke, wenn QC auf Steam veröffentlicht wird, dann wird Bethesda auch große Marketing-Kampagnen starten.

LAOLA1: Lass uns nach Österreich zurückkehren. Nachdem du schon seit Anfang an der österreichischen eSports-Szene beiwohnst: Wie empfindest du selbst den Status-Quo in Österreich? Gerne werden wir als Entwicklungsland bezeichnet, wenn es um Gaming als Sport geht.

noctis: Seit Quake in Österreich quasi ausgestorben ist, habe ich die Szene eigentlich nicht mehr so genau verfolgt. Entwicklungsland dürfte es aber wohl gut treffen. Ich habe aber leider auch keine Ideen, wie man daran etwas ändern könnte. Die Gründung von Arcticus von ein paar alten Quake-Freunden ist aber sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

LAOLA1: Wie wurde deine Leidenschaft eigentlich von Freunden und deiner Familie wahrgenommen? Kam die Anerkennung erst, als du Erfolge und die ersten Preisgelder nach Hause brachtest, oder kam die Akzeptanz schon vorher?

noctis: Mein Freundeskreis bestand zum Großteil eigentlich immer auch aus Gamern, von daher gab es da nie Akzeptanzprobleme. Mein Bruder war selbst Quake-Spieler und hat mich ursprünglich überhaupt erst auf das Spiel gebracht, also war mein Hobby auch innerhalb der Familie nie ein Problem. Und meine Freundin ist mein größter Fan. ;)

LAOLA1: Das war es schon wieder. Die letzten Worte gehören natürlich ganz dir!

noctis: Play more Quake!

 

von Florian Zsifkovics

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