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Lukas Müller: Der steinige Weg zurück

Lukas Müller: Der steinige Weg zurück

Eigentlich war sein Weg schon vorgezeichnet. Ein Weg direkt in die Weltspitze.

2009 Junioren-Weltmeister in Strbske Pleso (SVK), unmittelbar danach drei Continental-Cup-Siege  in Serie.

Experten waren sich einig: Der ÖSV hat den nächsten Morgenstern, den nächsten Schlierenzauer schon am Start.

Steiler Aufstieg

Dass Lukas Müller noch im März sein Weltcup-Debüt in Lahti feierte, war nur die logische Konsequenz seiner Entwicklung.

Alles ging so leicht von der Hand, der damals 16-Jährige musste nicht viel nachdenken. Skispringen funktionierte einfach.

„Es sind dann zu viele Faktoren zusammen gekommen, die mich verkrampfen haben lassen“, sagt der Kärntner zweieinhalb Jahre später mit ernster Miene, als in LAOLA1 zum Interview trifft.  „Ich war dann in einem richtigen Strudel drin.“

FIS-Cup statt Weltcup

Ein Strudel, der ihn letztlich von der großen Weltcup-Bühne wieder runter bis in den FIS-Cup spülte.

Müller konnte zwar in der Saison 2009/10 noch einige Weltcup-Punkte sammeln, danach ging es aber rasant bergab.

Vergangenen Winter tingelte der 19-Jährige zwischen Alpen-, FIS- und Conti-Cup. Ein ungewohntes Gefühl für Jemanden, der bislang nur den Höhenflug gewohnt war.

„Je schneller du dich darauf einstellst, desto besser kommst du damit zurecht. Du kannst ohnehin nichts ändern. Es ist eine Herausforderung für den Kopf zu akzeptieren, dass einfach nicht mehr geht“, sucht Müller beim Blick zurück das Positive.

Karriere-Ende stand nicht zur Debatte

Dass er den ganz großen Durchbruch nach seinem Junioren-WM-Titel nicht schaffte, hatte für ihn zwei Gründe.

„Zum einen hatte ich ständig Angst. Das ist in unserer Sportart natürlich fatal. Ich hatte Angst, dass ich vorne drüber kippe. Zum anderen hab‘ ich einen Wachstumsschub bekommen und musste auch die Matura abschließen.“

Ans Aufgeben hat Müller aber nie gedacht. Seine Profikarriere sollte nicht schon zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hatte.

„Ein vorzeitiges Karriere-Ende war das einzige, was mir nie durch Kopf gegangen ist. Mir hat Skispringen immer Spaß gemacht. Die Challenge war einfach, in jedem Rückschritt auch einen Fortschritt zu sehen.“

Neo-Norwegen-Trainer als Stütze

Und zweieinhalb Jahre nach seinem vermeintlichen Durchbruch ist Müller tatsächlich wieder zurück.

Zwar noch nicht auf der großen Weltcup-Bühne, aber immerhin mit neuem Selbstvertrauen und einer großen Portion Reife.

„Ich hab‘ mit vielen Trainer zusammengearbeitet und viel geredet. Eine wichtige Stütze war unter anderem Alex Stöckl, der jetzt bei den Norwegern Cheftrainer ist. Er hat mir ein paar Dinge auf den Weg mitgegeben, von denen ich heute noch profitiere.“

Morgenstern als Vorbild

Auftrieb gibt dem Villacher, der die Heimspringen bei der Tournee als Saisonziel nennt, dass ein Tief fast keinem Spitzensportler erspart bleibt. Beispiele gibt es in der eigenen Sparte, selbst im eigenen Team, zur Genüge.

„Auch andere Top-Athleten wie Kofler oder Morgenstern hatten ein Tief, von dem sie sich wieder erholt haben. Das gibt mir Mut, dass ich das auch schaffe. Ich bin zwar noch nicht ganz draußen, aber der Weg stimmt.“

Es ist zwar nicht mehr ganz jener, der für Müller ursprünglich vorgezeichnet war - aber vielleicht einer, der ihn ebenfalls dorthin bringt, wo er eigentlich hingehört: In die Weltspitze.

Kurt Vierthaler