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Eugen nach Stechers Kritik: "Ich bin ihm nicht böse"

Eugen nach Stechers Kritik:

Zehn Athleten vertreten Österreich beim Weltcup-Auftakt der Nordischen Kombinierer in Kuusamo (29./30. November).

Der bekannteste aktive Kombinierer, Mario Stecher, zählt nicht dazu.

Im Rahmen der Qualifikation verpasste es der 37-jährige Steirer, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und wurde vom Trainerteam um Chef Christoph Eugen für die Bewerbe im hohen Norden gestrichen.

Stecher hat "überhaupt kein Verständnis"

Dem Routinier, seines Zeichens zehnfacher Medaillengewinner bei Großereignissen sowie zwölffacher Weltcup-Triumphator, stieß die Angelegenheit sauer auf.

„Für das Trainerteam habe ich überhaupt kein Verständnis“, stellt der Altmeister im Interview mit LAOLA1 klar. Er brauche vom Trainerteam keine Dankbarkeit, „aber ich brauche Rückendeckung“.

Speziell von Eugen zeigt er sich „enttäuscht“.

Eugen zeigt Verständnis für Stecher

Konfrontiert mit den Aussagen Stechers bemüht sich dieser jedoch, die Wogen zu glätten. „Ich bin ihm nicht böse, ich verstehe seine Reaktion“, erklärt der 38-Jährige.

„Ich selbst war als Sportler anders und nicht so emotional, allerdings kann er seine Meinung äußern, das ist berechtigt. Wir können alles in Ruhe klären.“

Eugen, der als Aktiver gemeinsam mit Mario Stecher und der ÖSV-Mannschaft WM-Silber 2001 sowie –Bronze 1997 gewann, kennt seinen inneren Landsmann, seit dieser 13 Jahre alt ist.

Niemand hat sich besonders aufgedrängt

Die Kritik, warum ausgerechnet jetzt erstmals eine Qualifikation stattfand und die Arrivierten nicht gesetzt waren, versteht er allerdings nicht.

„Aufgrund der letzten Wettkampfergebnisse und weil sich immer die Frage aufdrängte, warum nie Junge nachkommen, gab es diesen Schritt.“ Es sei wichtig, mit Beginn des neuen Olympia-Zyklus den Nachwuchshoffnungen eine Chance zu geben.

Cheftrainer Eugen will die Nichtnominierung allerdings nicht als fehlende Rückendeckung werten, sondern sieht diese in der schlechten Form Stechers begründet. „Natürlich brauchen wir Mario. Wenn er fit ist, ist er Goldes wert. Er war aber in der Qualifikation weit weg. So gesehen macht es Sinn, dass er sich in Ruhe für die Ramsau vorbereiten kann.“

Top-30-Platz darf kein Ziel sein

Die WM-Bronze-Staffel von 1997: Eugen, Stecher, Gottwald und Stadelmann (v.l.n.r.)

Dort ist der zweifache Team-Olympiasieger gesetzt und soll in seiner Heimat an alte Erfolge anknüpfen. Aktuell sei er allerdings keine Hilfe, schließlich erwarte man von Stecher Spitzenplätze. „Das muss sein Anspruch sein, nicht ein Top-30-Platz.“

Stechers Vorwurf, dass nicht die acht Besten aus der Quali in Kuusamo nominiert wurden („Da muss ich mich fragen, wo ist der Cheftrainer und wer ist es überhaupt in unserem Team?“), kann er nicht nachvollziehen.

Wilhelm Denifl war bei der Quali nicht dabei, bekam aber ein Ticket. „Der war zuhause, weil er ein Kind erwartet.“ Die Frage nach dem Cheftrainer sei einfach. Das sei natürlich Eugen. „Ich weiß nicht, was er damit meint.“

"Ich traue Mario alles zu"

Man könne es nie allen recht machen, weil immer Sportler im Team sein werden, die unzufrieden sind. Klar sei aber auch: „Mario hat die Kombination in den letzten 20 Jahren geprägt und mitgestaltet. Ich habe Hochachtung vor ihm und seinen Leistungen, wie er auch nach Verletzungen zurückgekommen ist.“

Stechers Ankündigung, für gewöhnlich noch stärker zurückzukommen, wenn ihn jemand reizt, begrüßt sein Coach. „Es würde mich riesig freuen, wenn er das als positiven Anreiz nimmt.“

Der 37-Jährige sei zwar derzeit nicht im Kader, doch immer noch ein wichtiges Teammitglied. „Er wird nicht ins Eck gestellt. Auch wenn er es nicht wahrhaben will, aber vielleicht ist es in seinem Sinne und man tut ihm etwas Gutes, wenn er mal nicht beim Start dabei ist. Er soll sich in Ruhe in Form bringen. Wenn das Vertrauen passt, wird es wahrscheinlich wieder zum Selbstläufer. Ich traue Mario alles zu.“


Christoph Nister