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ÖSV-Herren auf Kriegsfuß mit Großereignissen

ÖSV-Herren auf Kriegsfuß mit Großereignissen

Das hatten sich Klaus Kröll, Hannes Reichelt und Co. ganz anders vorgestellt.

Österreichs Speed-Mannschaft hat die lang herbeigesehnte Heim-WM in Schladming ohne Medaille verlassen.

"Das war einfach nicht gut genug. Wenn du Vierter oder Fünfter wirst, dann ist das kein Pech, dann warst du zu schwach", erklärte ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold und suchte einmal mehr keine Ausreden.

Nur jedes dritte Rennen eine Medaille

Lang ist es her, dass das "Power Team" bei Großereignissen den Taktstock geschwungen hat.

Die Herren in Rot-Weiß-Rot stehen mit den Großereignissen (WM, Olympia) schon seit längerem auf Kriegsfuß. Von den jüngsten 22 Rennen bei "big events" wurden nur zwei gewonnen, hinzu kommen vier Silberne und eine Bronzene.

Die letzte Abfahrts-Goldene gab es 2003 bei der WM in St. Moritz dank Michael Walchhofer zu feiern, die letzte Medaille mit Olympia-Silber 2006 in Turin ebenfalls dank Walchhofer.

Walchhofer leidet mit

"Ich habe extrem mitgelitten. Das war nicht schlecht, aber eben auch nicht gut genug", meinte Schladming-Zaungast Walchhofer.

"Das muss man schön langsam analysieren, warum es bei Großereignissen nicht für Medaillen reicht", meinte Kröll, der als Vierter der große Abfahrts-Pechvogel war.

Ärger beim Cheftrainer

Solche Statistiken interessieren Berthold genauso wenig wie Ausreden.

Seinen Ärger über den verpatzten Start ins Heimspektakel konnte der Vorarlberger nicht verbergen.

"Das ärgert mich natürlich irrsinnig. Für mich ist es das zweite Großereignis ohne Medaille in der Abfahrt", erklärte Berthold.

Potenzial vorhanden

"Wenn es eine Mannschaft wäre, die nicht das Potenzial dazu hätte, könnte man zufrieden sein", so Berthold weiter.

"Aber wenn man so gute Jungs hat, die das heuer auch schon bewiesen haben, dann ist der Ärger groß", sagte der 47-Jährige, der sich auf harten Gegenwind in den kommenden Tagen einstellte: "Wir werden massive Kritik zu spüren bekommen von den Medien und unzufriedenen Fans."

"Cool bleiben"

Ihr Fett bekam von Berthold auch die FIS ab. Denn durch das Terminchaos im Vorfeld der Abfahrt wurde am Renntag noch ein offizieller Trainingslauf durchgezogen. Und dabei zog sich Max Franz eine Meniskuszerrung im rechten Knie zu.

"Dieses Training war besonders sinnvoll. Wir waren strikt dagegen, aber die Mehrheit der Teamchefs war dafür", knurrte Berthold, der sich auf frischen Wind durch die Techniker-Truppe freute und als Motto für die sicherlich heiße zweite WM-Woche ausgab: "Cool bleiben."

In den jüngsten 12 Bewerben schauten sogar nur zwei Medaillen (einmal Silber, einmal Bronze) heraus.

Die ÖSV-ler holen also seit 2007 im Schnitt nur in jedem dritten Rennen eine Medaille. Insofern liegt man in Schladming im Schnitt, denn mit der Super-Kombination folgt am Montag (12.00 Uhr Abfahrt, 18.15 Uhr Slalom) Event Nummer drei.

Da wäre dann eine Medaille fällig. Und Superstar Marcel Hirscher hat ja noch gar nicht in die WM eingegriffen.

Zum bis dato letzten Mal richtig abgeräumt haben die ÖSV-Herren bei Olympia 2006 in Turin: zweimal Gold, dreimal Silber, dreimal Bronze. Diese Bilanz ist natürlich auch noch in Schladming - zumindest theoretisch - möglich.

Seit 2006 ohne Abfahrts-Medaille

Nimmt man nur die Königsdisziplin Abfahrt heran, dann ist die Bilanz - für ÖSV-Ansprüche - erschreckend: nach den Weltmeisterschaften 2007, 2009 und 2011 sowie Olympia 2010 blieben die Herren zum fünften Mal in Folge ohne Medaille.