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Hirscher: "Als Racer will ich jedes Rennen fahren!"

Hirscher:

Marcel Hirscher lächelt. Es ist ein zufriedenes Lächeln, vielleicht ein bisschen schelmisch, so wie man den Salzburger kennt.

Aber kein Haifischlachen. Hirscher zeigt zwar Zähne, aber es macht nicht den Anschein, als ob er jemanden zerbeißen wolle.

Zum Beispiel einen ÖSV-Trainer. Vielmehr möchte der 23-Jährige mit dem Foto, das er einem Media-Update beigefügt hat, sagen: Alles in Ordnung! Es geht mir gut!

Große Diskussion

Die Aufregung war groß, als der aktuell erfolgreichste Skifahrer des Landes am Mittwoch nach dem Super-G ein Selbstporträt (ohne Zähne) auf facebook stellte und dazu schrieb: „Gratuliere Ted!!! Diesen Lauf wäre ich auch gerne gefahren...“

Viel wurde in diese zwei Halbsätze hineininterpretiert, noch mehr darüber diskutiert (Hier geht's zur LAOLA1-Story).

Hirscher selbst meldete sich erst am Donnerstag wieder zu Wort – mit seiner erst zweiten Aussendung in diesem Winter. Bislang ließ er in erster Linie Leistung sprechen.

Der "Racer" will fahren

Doch die Aussendung war notwendig geworden, um das Feuer zu löschen, ehe es zum Flächenbrand wird.

„Ich bin Racer und würde am liebsten jedes Rennen fahren, vor allem wenn der Kurs so anspruchsvoll ist wie dieser“, lässt Hirscher wissen.

Und dass er nicht damit gerechnet habe, dass in „mein Posting so viel hinein interpretiert wird“.

Weder Reaktion noch Einladung

Aber kann nach diesem Statement wirklich „Brand aus“ gegeben werden? Nach LAOLA1-Informationen wollte Hirscher den Super-G gerne fahren und deponierte dies auch mehrfach bei den Trainern.

Das bestätigt auch Vater Ferdinand: „Natürlich wollte er fahren, aber die Trainer haben sich dagegen entschieden. Dies war zu akzeptieren, weiters will ich das nicht kommentieren.“

Als Hirscher noch einmal einen Anlauf nahm, gab es keine Reaktion von Trainerseite und auch keine Einladung zur Quali.

Als der 23-Jährige als „Vorläufer“ bei der Super-G-Quali auf der Turracher Höhe bei seinem ersten Speed-Training nach langer Zeit verhältnismäßig gut dabei war – wieder nichts.

"Soll sich auf Stärken konzentrieren"

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel verwies am Mittwochabend im Gespräch mit LAOLA1 auf die Entscheidung der Trainer, schickte aber nach, dass er sich gegen einen Hirscher-Start im Super-G ausgesprochen hätte, wäre er gefragt worden.

„Der Marcel soll sich auf seine Stärken konzentrieren, das sind Riesentorlauf und Slalom. Der Super-G würde ihn nur Spritzigkeit kosten, das kann vielleicht in ein paar Jahren zum Thema werden.“

Anmerkung am Rande: Schröcksnadel wollte auch nicht, dass sein schnellstes Pferd im Stall beim Weltcup-Finale die langen Skier anschnallt.

Aber wäre Hirscher den Super-G nicht gefahren und hätte er als Sensations-Dritter nicht 60 Punkte geholt, womöglich würde die große Kristallkugel jetzt im Wohnzimmer des Schweizers Beat Feuz stehen.

Falsch eingeschätzt?

Unklar ist, warum die Trainer gegenüber Hirscher nie klar Stellung bezogen haben. Vielleicht weil sie wussten, dass er mit Startnummer 31 nur geringe Chancen gehabt hätte?

Oder wurde verkannt, dass aufgrund der Hang-Charakteristik der Super-G eher für Riesentorläufer denn für Abfahrer gemacht ist?

„Wir haben das Thema mit Marcel schon zu Saisonbeginn besprochen. Sein Fokus wurde aber ganz deutlich auf die technischen Disziplinen gelegt“, ließ Herren-Chef Mathias Berthold wissen.

Aber auch, dass der Super-G Hirscher natürlich ganz gut gelegen wäre, wenn er das Thema schon während der Saison mehr verfolgt hätte.

So blieb sein Super-G-Start in Beaver Creek, wo er 32. wurde, der einzige in diesem Winter.

Reichelt als Medaillen-Tipp

Dass es für seine Teamkollegen am Mittwoch nicht mit einer Medaille geklappt hatte, tat Hirscher, der via Handy auf der Reiteralm live dabei war, leid.

„Alle vier haben sehr gute Leistungen gebracht. Hannes hätte mit nur einem Fehler weniger eine Medaille um den Hals – aber die wird er sich jetzt am Samstag holen“, traut er Reichelt in der Abfahrt einiges zu.

Die Enttäuschung über den ÖSV-Nuller im Medaillenspiegel kann Hirscher verstehen, aber: „Die Platzierungen 4., 5., 8. und 10. sind eine tolle Teamleistung!“

Er selbst wird wie berichtet auf die Super-Kombi verzichten: „Ich bin nominiert für Teambewerb, Riesentorlauf und Slalom, diesen drei Einsätzen gilt miene volle Konzentration und Vorbereitung.“

 

Stephan Schwabl