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Athleten blitzen mit ihren Argumenten ab

Athleten blitzen mit ihren Argumenten ab

Die Athleten demonstrierten beim "Sicherheits-Gipfel" in Sölden Einigkeit, an den FIS-Beschlüssen wird sich dennoch nichts mehr ändern.

Weltcup-Stars wie Bode Miller, Didier Cuche, Aksel Lund Svindal, Ted Ligety und Anja Pärson brachten beherzt ihre Anliegen vor.

Athleten blitzen ab

Sie brachten zahlreiche Beispiele vor, die aus ihrer Sicht gegen die Ski-Limitierungen ab der Saison 2012/2013 sprechen.

Erreichen werden sie aber nichts, denn am Ende stellte Renndirektor Günter Hujara klar: "Die Änderungen sind bereits vom Council beschlossen, wir können da nichts mehr tun."

Einigkeit beim Ziel

Eines wollen alle am Skizirkus beteiligten Institutionen, Firmen und Personen: die Reduzierung der Zahl der Verletzungen, denn der Prozentsatz ist mit 30 bis 40 Prozent verletzter Rennläufer pro Saison eindeutig viel zu hoch.

Dies belegt auch eine Studie vom "Oslo Sports Trauma Research Center", die auf der Analyse umfangreicher Daten von den vergangen fünf Saisonen beruht.

"Das können wir nicht ignorieren"

Die meisten Verletzungen passieren in Abfahrt und Riesentorlauf, in 38,6 Prozent handelt es sich um Knieverletzungen.

Auf Basis der Informationen der Oslo-Gruppe setzte die Universität Salzburg an, in Zusammenarbeit mit anderen Instituten, dem Ski-Weltverband und den Skifirmen Head, Atomic, Fischer und Rossignol wurden Prototypen entwickelt und getestet.

"Aus unserer Sicht haben wir keine andere Chance, als die wissenschaftlichen Daten zu akzeptieren. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Die Message ist so klar, die können wir nicht ignorieren", stellte Hujara fest.

Änderungen zu extrem

Die anwesenden Athleten wurden bei der Veranstaltung mit Informationen überhäuft, sie wollten aber auch mediale Aufmerksamkeit erregen, hatten sie sich doch in die Entscheidungen der FIS zu wenig eingebunden gefühlt.

Mit ihren Statements wollen sie Druck auf die FIS machen, damit diese "umdenkt", wie es Svindal nannte. "Ohne Kampf geht nichts."

Die Änderungen seien zu gravierend, man könnte auch bei Einfacheren anfangen. "Dieser Schritt ist zu extrem. Die FIS und die Universität haben die Athleten und die Skifirmen zu wenig eingebunden", erläuterte der Norweger.

Giger kontert

Die Athleten fanden bei vielen Studienergebnissen Einwände, u.a. dass die Osloer-Studie sich über einen Zeitraum bewege, in dem mit dem gleichen Material gefahren worden sei und es bezüglich Verletzungen keine Vergleiche zum Material vorher gäbe.

Toni Giger, der früher Herren-Chef im ÖSV war und nun Mitglied der Arbeitsgruppe Sicherheit in der FIS ist, machte daraufhin auf einen deutlichen Anstieg von Verletzungen im rot-weiß-roten Team aufmerksam.

"Wir haben eine Verletztenstatistik im ÖSV. In den frühen 90er Jahren waren es pro Jahr 8 bis 12 Prozent ernsthafter Verletzungen, nun sind es 17 bis 23 Prozent."

Cuche mit spitzer Bemerkung

Die Athleten, die sich an der Veranstaltung im Rahmen des "Forum Alpinum" beteiligten, waren leidenschaftlich in ihrer Argumentation. Für Erheiterung sorgte Cuche, als er anmerkte.

"Fast kein Athlet hier ist dafür (für die Änderung/Anm.) außer Benjamin Raich. Wo ist er? Nicht da. War es ihnen nicht erlaubt zu kommen?"

ÖSV steht hinter den Beschlüssen

Der österreichische Skiverband steht hinter den Änderungen. "Deshalb waren wir auch nicht hier, weil wir dafür sind. Aber wir haben es den Athleten freigestellt", sagte Damen-Cheftrainer Herbert Mandl.

Er hat auch kein Problem damit, dass die Neuerungen durchwegs auf Erfahrungen aus dem Herren-Rennlauf kommen, alle Testpiloten männlich waren, die Ergebnisse aber auch auf den Damen-Rennsport umgelegt werden.

"Ich sehe das nicht dramatisch, wir sind jetzt schon mit einem Kurvenradius von 27, 28 Metern gefahren." Der Kurvenradius wurde bei den Damen auf 30, bei den Herren auf 35 Meter erhöht.

Vorschläge der Athleten

Cuche sieht die Attraktivität des Skisports in Gefahr, er könne sich nicht vorstellen, wie ein 16-Jähriger, der zwanzig Kilogramm weniger wiege als er, mit dem neuen Material fahren soll.

Sicherheit erhöhen, schlugen die Athleten vor, könne man auch mit Pistenpräparierung und Kurssetzung, ein Thema das aber bei der FIS ebenfalls als "Hot Spot" gewertet wird.

Und warum tausche man zur Reduzierung der Geschwindigkeit nicht die Rennanzüge statt Tonnen von Skimaterial, fragte der Schweizer im Namen seiner Kollegen.

Weitere Änderungen angekündigt

Hujara und Damen-Renndirektor Atle Skaardal präsentierten daraufhin Prototypen neuer Anzüge (mit Anti-Rutsch-Effekt am Gesäß) und Unterwäsche (mit Protektoren).

In naher Zukunft werden auch weitere heiße Eisen wie Skibindung oder Helm in die Hand genommen.