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"Oft braucht es einen Tsunami, dass etwas passiert!"

Friede, Freude, Eierkuchen.

Nichts wurde aus dem erwarteten Rauswurf von Anna Fenninger aus dem ÖSV. Dabei wurden für die extra anberaumte Pressekonferenz in Wien „Konsequenzen“ angekündigt.

Das Ergebnis wirkt unspektakulär: Die Ski-Queen bleibt im ÖSV und entschuldigt sich bei Präsident Peter Schröcksnadel. Ihr Manager Klaus Kärcher agiert in Zukunft nur noch als Berater im Hintergrund. „Ich muss nicht ewig Krieg führen. Wir hätten jetzt Sanktionen setzen und sie freigeben können. Das wäre die harte Tour gewesen. Dann hätte sie gesehen, wie viel Aufwand wir pro Jahr betreiben. Da steckt so viel Logistik dahinter. Ich habe aber kein Interesse, gute Läufer zu verlieren“, so der ÖSV-Präsident.

So unspektakulär ist das Resultat bei näherem Betrachten aber nicht. Denn wieder einmal hat der „Big Boss“ ein Machtwort gesprochen und für Ruhe gesorgt. In einem zweieinhalbstündigen Gespräch wurden alle Ungereimtheiten beseitigt. Zwar war dies schon vor einer Woche der Fall, als ein runder Tisch – kurzfristig – für Waffenstillstand gesorgt hatte.

„Ich hoffe, dass es jetzt für immer hält. In diesem Fall war der direkte Kontakt da“, nennt der 73-Jährige sein Einmischen als Hauptgrund dafür, dass „sein“ Friede länger hält.

Wie es zu dem Gespräch kam, warum er nicht frauenfeindlich ist, warum Klaus Kärcher die Nation gespaltet hat und er in den letzten Tagen vor lauter Aufregung im Spital landete, weiß LAOLA1.

PETER SCHRÖCKSNADEL…

… ÜBER DEN VERBAND: Ich habe gehört, ich bin ein alter Trottel. Naja, jung bin ich nicht mehr. Ich bin zwar jung Präsident geworden, aber inzwischen bin ich 25 Jahre im Amt. Ich habe den Verband von einem Budget mit 38 Millionen Schilling auf über 40 Millionen Euro hinaufgewirtschaftet. Das kommt nicht von irgendwo, das hat Gründe. Im Skiverband gibt es derzeit 400 Athleten und 200 Betreuer. Mir wird dauernd vorgeworfen, ich manipuliere Zahlen wegen der Förderung. Wir haben 95 Prozent private und eigens verdiente Mittel, nur fünf Prozent Förderung. Wenn man uns unterstellt, wir haben mehr, rechnet man da die Sprungschanzen, die gebaut werden oder andere Infrastruktur-Maßnahmen hinein. Diese haben mit dem Budget von über 40 Millionen aber überhaupt nichts zu tun. Wir erhalten bereinigt 1,6 Millionen Euro Förderung. Wir sind froh über dieses Geld, leben aber nicht davon.

… ÜBER DAS SYSTEM ÖSV: Unser System beruht auf den Team-Sponsoren. Diese sind ein Teil der Einnahmen, der zweite Teil sind die Fernseh-Rechte. Diese machen einen erheblichen Teil aus. Sämtliche Weltcup-Veranstaltungen in Österreich, sei es Nordisch, Alpin, Biathlon, veranstaltet der ÖSV. Dieses Thema liegt mir am Herzen: Wir sind ein sehr sozialer Verband. Durch die Team-Sponsoren haben sowohl die Jugend, als auch das aktuelle Team die Möglichkeit, kostenlos das Training, die Hotels, die Flüge, das Trainingslager, die Weltmeisterschaften zu genießen. Wir bezahlen alles. Das geht nur, wenn unsere Regeln eingehalten werden. Diese lauten: Tragen des Team-Sponsors und keine Konkurrenz zu diesen Sponsoren. Herr Alaba kann auch nicht irgendein Auto fahren, er fährt Audi. Das ist die einzige Einschränkung. Sonst ist ein Athlet völlig frei und kann sich selbst vermarkten. Es gibt im ÖSV nicht nur die Alpinen, wir haben Skispringer, Kombinierer, Langläufer, Biathleten, Snowboarder und viele mehr. Außer den Alpinen und den Springern verdient kein Athlet so viel Geld, sich alles selbst zu finanzieren. Bei uns haben aber alle dieselben Trainingsmöglichkeiten, alles wird querfinanziert. Deshalb ist dieser Konflikt entstanden, weil Anna durch ihren Manager falsch beraten wurde. Bei uns geht das nicht, das ganze System würde zusammenbrechen. Jene Läufer, die nicht genug Geld haben, könnten nicht mehr trainieren. Marcel Hirscher und Anna Fenninger könnten sich private Teams leisten, kein anderer der 400 Athleten könnte dies. Es heißt immer, der Skiverband ist altmodisch, ich finde, er ist modern. Wir wollen vermeiden, dass sich nur noch reiche Leute den Skisport leisten können.

… ÜBER DIE ATHLETENERKLÄRUNG: Das ist eine reine Erklärung zwischen Athleten, uns und der FIS. 90 Prozent davon sind FIS-Regeln, wir können unsere Regeln in jene der FIS einbauen. Verträge, die abgeschlossen werden, müssen von uns genehmigt werden. Jeder kann bringen, was er will. Wir wollen aber kein Produkt, das unanständig ist, etwas, das nicht dazu passt. Wir können und würden aber nie etwas ablehnen, das unseren Teamsponsoren nicht entgegenspricht. Das ist die einzige Einschränkung eines Athleten. Wenn jemand sagt, er akzeptiert das nicht, ist das auch okay. Dann sage ich: „Lieber Freund, liebe Freundin, du bekommst die Lizenz, zahlst alles selbst und bist frei. Verwirkliche dich!“ Er oder sie wird dann aber um die 500.000 Euro im Jahr ausgeben müssen. Im Verband zahlen das alles wir.

... ÜBER DEN VORWURF DER FRAUENFEINDLICHKEIT: Frauenfeindlichkeit: Ich habe den Damen-Skisport zwischen 1990 und 2000 persönlich gerettet. Damals wollte keine Skifirma den Damen-Sport ausrüsten. Die Firma Blizzard ging Konkurs und wurde an Raiffeisen verkauft. Diese wollte den Damen-Sport auch nicht, es sei denn, der Skiverband übernimmt das Service. Dann habe ich mit Raiffeisen verhandelt, deshalb hat der Damen-Skisport überlebt.

… ÜBER DIE SITUATION DER LETZTEN TAGE: Sie ist eine tolle Sportlerin und eine nationale Heldin. Ich mochte sie schon immer. Die Situation, die eingetreten ist, hat mich sehr bedrückt. Lügen und Ungerechtigkeit ärgern mich einfach. Ich bin sogar im Spital gelandet, weil ich auf einer Körperhälfte nichts mehr gespürt habe. Ich bin sofort ins Krankenhaus gefahren, als ich dort angekommen bin, war es aber wieder weg. Scheinbar war es eine Hochdruckattacke, ausgelöst durch das viele Ärgern.

… WARUM DIESER FRIEDE LÄNGER HÄLT ALS DER ERSTE:Ich hoffe, dass es jetzt für immer hält. In diesem Fall war der direkte Kontakt da. Ich muss sagen, dass Herr Salzgeber bei dem Gespräch dabei war. Anna sieht ein, dass sie nicht in die richtige Richtung geleitet wurde. Ich bin mir sicher, dass es jetzt passt, sie ist eine ordentliche Frau.

… ÜBER DAS ZUSTANDEKOMMEN DES GESPRÄCHS: Es gab einen Mediator. Herr Salzgeber von Head hat mich angerufen und gefragt, ob ich mit Anna reden will. Ich habe gesagt, dass ich jederzeit zur Verfügung stehe. Er wusste genau, dass Anna nicht mehr ganz vorne mitfahren würde, wenn sie aus dem ÖSV fliegt. Den Termin haben wir ganz kurzfristig eingeschoben, nach zweieinhalb Stunden war alles geklärt. Anfangs war das Klima frostig, zum Schluss besser.

… ÜBER DIE ZUKUNFT VON MERCEDES: Ob sie privat einen Mercedes fährt, ist uns völlig egal. Wichtig ist, dass man mit einem Auto, das nicht Audi heißt, in keiner Zeitung abgebildet ist.

… ÜBER DEN LANGE AUFGESTAUTEN KONFLIKT MIT KÄRCHER: Manchmal braucht es einen Tsunami, dass etwas passiert. Ich habe bereits vor einem Jahr gesagt, dass ich mit Herrn Kärcher nichts zu tun haben will. Anna hat aber die freie Wahl, von wem sie sich beraten lassen will. Es war ihre Entscheidung, in die wir nicht reinreden wollten.

… ÜBER DIE AUSGEBLIEBENEN, ANGEKÜNDIGTEN KONSEQUENZEN: Ich muss nicht ewig Krieg führen. Wir hätten jetzt Sanktionen setzen und sie freigeben können. Das wäre die harte Tour gewesen. Dann hätte sie gesehen, wie viel Aufwand wir pro Jahr betreiben. Da steckt so viel Logistik dahinter. Ich habe kein Interesse, gute Läufer zu verlieren. Das einzige Interesse ist, dass die Regeln eingehalten werden. Wir können es uns nicht leisten, die Jungen in Zukunft nicht mehr zu finanzieren. Ich habe Anna das erklärt und sie hat es verstanden.

… WARUM ER NICHT FRÜHER EINGESCHRITTEN IST: Ich bin ein Fischer. Du musst wissen, wann der Fisch beißen kann. Zu einem Zeitpunkt, wo noch nicht alles eskaliert ist, schreite ich nicht ein. Bis zu einem gewissen Grad akzeptiere ich die Dinge. Um mir nicht den Vorwurf anhören zu müssen, ich sei der mächtige Diktator, der alles regeln will. Ich bin aber kein Diktator. Es ist ein Unterschied, ob man etwas bespricht und sich einigt, oder etwas beschließt.

… WIE ANNA FENNINGER DIE EREIGNISSE WEGSTECKEN KANN: Ich werde ihr helfen. Außerdem wird sie die nächsten Tage nicht erreichbar sein. Sie wird sich irgendwann von sich aus melden. Man darf nicht vergessen, dass die Situation nicht einfach war.

 

Aufgezeichnet von Matthias Nemetz

… ÜBER ANNA FENNINGER: Anna und ich haben uns in Innsbruck getroffen, sie wird volles Mitglied im ÖSV, alle Regeln akzeptieren, Herr Kärcher wird von uns hingegen nicht mehr akzeptiert. Wir wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben, das hat Anna akzeptiert. Ich lasse mich nicht als Lügner hinstellen, dafür hat sich Anna entschuldigt. Es ist alles geklärt, sie hat gesagt, es gibt keinen Grund, mich als solchen zu bezeichnen.

… ÜBER KLAUS KÄRCHERS NEUE FUNKTION: Herr Kärcher ist für mich kein guter Manager. Ein guter Manager arbeitet im Hintergrund und verschafft seinem Klienten Luft. Wenn ein Manager ganz Österreich spaltet und alle gegeneinander aufbringt, ist er kein guter Manager. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Es ist nicht so, dass Anna und ihr Manager die Zusammenarbeit beendet haben. Sie hat aber akzeptiert, dass wir nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Ob sie im Hintergrund ein Foto mit ihm macht, ist uns egal. Aus unseren Aktivitäten soll er sich heraushalten. Er ist nicht mehr Manager, bleibt aber wahrscheinlich Berater. Ich habe ihr vorgeschlagen, mich um sie zu kümmern. Wer den Kopfsponsor bringt, ist völlig egal. Es geht um das tägliche Leben und das Training. Ein Manager hat im alpinen Skisport gar keinen Platz. Wir organisieren, planen und kümmern uns um alles. Arbeit für den Athleten erledigt er keine, er will nur Geld machen.

… ÜBER DEN VORWURF DER PROTOKOLLÄNDERUNG: Wenn an einem Protokoll etwas nicht stimmt, muss es richtig gestellt werden. Wir mussten das Protokoll berichtigen, weil etwas anderes darin gestanden ist, als wir besprochen und ausgemacht haben.

… ÜBER DEN BRIEF, DER AN DIE PRESSE GELANGTE: Ich habe beim Staatsanwalt Anzeige erstattet. Wenn es einer von uns war, fliegt er raus. Wenn es jemand von Anna war, wird sie die Konsequenzen ziehen müssen. Der Brief war inakzeptabel.

… ÜBER DEN VORWURF, MARCEL HIRSCHER ERHALTE BESSERE BETREUUNG ALS ANNA FENNINGER: Marcel erhält Mike Pircher, einen Physiotherapeuten und einen Pressebetreuer. Das ist alles, was er hat. Aber, er hat einen Vater und einen Bruder, die alle helfen. Er selbst legt auch Hand an und schaufelt an der Trainingspiste. Anna hat dieses Umfeld nicht, ich habe Herrn Kärcher noch nie schaufeln gesehen.