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Tops und Flops der XXII. Olympischen Winterspiele

Tops und Flops der XXII. Olympischen Winterspiele

Die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi sind Geschichte.

Bei 98 Wettkämpfen in 15 verschiedenen Disziplinen wurden neue Olympiasieger gesucht und gefunden.

Österreich schlug sich mehr als respektabel, das ÖOC reiste mit der drittbesten Ausbeute aller Zeiten zurück vom Schwarzen Meer.

Vier Mal wurde Gold gewonnen, acht Mal Silber und fünf Mal Bronze. Sieger im Medaillenspiegel wurde Gastgeber Russland, der sich 33 Mal (davon elf Mal Gold) über Edelmetall freuen durfte.

LAOLA1 blickt noch einmal zurück auf die ersten "Sommerspiele" im Winter. Das waren unsere TOPS und FLOPS in Sotschi:

TOP: Alpin-Herren

Rache ist süß! Nach der Schmach von Vancouver haben unsere Alpin-Herren in Sotschi eiskalt zurückgeschlagen. Matthias Mayers Goldene war für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel schon "mehr als die halbe Miete", der Kärntner stieg in Sotschi zum Superstar auf. In dieser Liga war Mario Matt schon längst, mit Gold im Slalom machte sich der Doppel-Weltmeister in der Disziplin endgültig unsterblich. Marcel Hirschers Aufholjagd im zweiten Durchgang, die ihm Silber bescherte, war ebenfalls eines der Highlights dieser Spiele.

 

FLOP: Wertungsrichter

Es war DER internationale Skandal dieser olympischen Spiele: die Goldmedaille der russischen Eiskunstläuferin Adelina Sotnikowa. Die 17-Jährige hatte eine gute Leistung gebracht. Bis auf einen Sprung, den sie auf beiden statt auf einem Bein beendete, war die Kür fehlerfrei. Aber, so urteilten unabhängige Experten weltweit, nicht so gut, um die Führende Yuna Kim von der Spitze zu verdrängen. Kern des Problems ist einmal mehr das intransparente Bewertungssystem. Gleiches gilt für die Freestyle-Disziplinen Halfpipe und Slopestyle. Der Österreicher Luca Tribondeau wurde durch ein mehr als fragwürdiges Judging um die Finalteilnahme gebracht.

 

TOP: Senioren

Oldies but Goldies! Ole Einar Björndalen hat sich 40-jährig mit Doppel-Gold zum erfolgreichsten Winter-Olympioniken aller Zeiten gehievt. Noriaki Kasai (41) gewann Silber im Einzel und Bronze im Teambewerb und kündigte bereits an, in Pyeongchang auf Gold loszugehen. Dazu Teemu Selänne (43), der mit dem finnischen Eishockey-Team Bronze gewann, sowie die Rodel-Legenden Armin Zöggeler (40/sechste Medaille in Folge = Rekord!) und Albert Demchenko (42). Aus heimischer Sicht seien hier Mario Stecher, seit einigen Tagen ältester Kombi-Medaillengewinner aller Zeiten, und sein ebenfalls 36-jähriger Teamkollege Christoph Bieler, hervorzuheben. Dazu kommt Mario Matt, der sich mit 34 Lenzen ältester Alpin-Olympiasieger nennen darf.

FLOP: Toni Giger

Wenn jemand den Stempel „Olympia-Tourist“ verdient, dann der Chef der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des ÖSV. Und das ist nicht einmal auf die leidige Foto-Affäre beim Springen auf der Normalschanze bezogen. Giger fiel in Sotschi nicht mit Innovationen auf, die den rot-weiß-roten Athletinnen und Athleten einen entscheidenden Vorteil gebracht hätten, dafür aber mit durchgehend schlechter Laune im Olympischen Dorf, die er oft auch an seinen Landsleuten ausließ.

 

TOP: Atmosphäre

Was wurde nicht gejammert und geschimpft. Schlechte Hotels, mühsame Kontroll-Checks, unfreundliche Russen - der Twitter-Hashtag #sochiproblems war schnell geboren. Liebe Suderanten, ihr wurdet eines Besseren belehrt! Die Gastgeber präsentierten sich von ihrer besten Seite. Klar, das eine oder andere Hotel war nicht fertig, aber insgesamt muss man den Veranstaltern Lob zollen. Angefangen von den Volunteers, die überaus hilfsbereit und freundlich waren, bis hin zu den Wettkampfstätten, die bestens präpariert waren und sich in Top-Zustand präsentierten, gab es nun wahrlich nicht viel zu beklagen. Nicht zu vergessen: Das Wetter war - ein, zwei Tage ausgenommen - der absolute Wahnsinn. Sommer-Feeling mitten im Winter, das wird's so schnell nicht wieder geben.

 

FLOP: Alexander Pointner

Es gibt wahrscheinlich keinen österreichischen Trainer, der in den letzten zehn Jahren öfter interviewt wurde als „Pointex“. Der Mann ist im Umgang mit Medien ein Profi. Er weiß also um die Wirkung von Sätzen wie „Morgi ist ein geiler Typ!“ oder „Mit Thomas habe ich extreme Dinge durchgemacht. Gregor kenne ich noch nicht so lange.“ Da lässt sich auch nicht viel aus dem Zusammenhang reißen, wie sich Pointner, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, später verteidigte. Dass ausgerechnet er, der Statusspielchen jedweder Art vermeiden wollte, gleich mehrere Fouls beging, könnte bei den Gesprächen über einen neuen Vertrag noch zum Thema werden.

TOP: Neue Sportarten

Im Extreme Park von Rosa Khutor bekam man an jedem Wettkampf-Tag  Sehenswertes geboten. Vor allem die Freestyler kombinierten Sport und Show, dass den Zuschauern der Atem stockte. Die Slopestyle-Contests der Skifahrer und Snowboarder, die Ski-Halfpiper, aber auch der Parallel-Slalom der Boarder waren Olympia-Highlights und eine absolute Bereicherung für das Programm. Auch die skispringenden Damen haben bewiesen, dass sie zu den Spielen gehören. Ebenso wie die Teambewerbe der Rodler und Eiskunstläufer sowie die Biathlon-Mixed-Staffel.

 

FLOP: Shaun White

„Flying Tomato“ war nach Sotschi gekommen, um sich das dritte Olympia-Gold in der Halfpipe und das erste im Slopestyle abzuholen. Doch daraus wurde trotz Privattraining in einer eigens für ihn errichteten Anlage nichts. Vom Slopestyle zog White nach einem Sturz zurück, um seine Chancen in der Schneeröhre nicht zu gefährden – ein paar Tage später schaute er in selbige. Nicht nur dass ihm der Schweizer Iouri Podlatchikov mit dem selbstkreierten Yolo-Flip die Goldene wegschnappte, auch zwei japanische Halfpipe-Samurais klassierten sich noch vor Mister Superstar, dem nur Blech blieb.

 

TOP: Alpin-Damen

So sehr unsere Herren glänzten, die Damen haben ihnen doch glatt die Show gestohlen. Anna Fenninger avancierte zum weiblichen Alpin-Superstar und gewann Gold und Silber. Kathrin Zettels Story – Verletzungen, Tod der Großmutter, mehrfach Blech – rührte zu Tränen, Marlies Schilds Silberne ebenfalls. Dazu Nicole Hosp, die nun in allen Disziplinen bei Großereignissen eine Medaille gewann. Mädels, wir ziehen den Hut vor euch!

FLOP: ÖEHV-Nationalteam

Da haben die Eishockey-Spieler die historische Chance ins Olympia-Viertelfinale einzuziehen und was tun sie? Sie schießen sich zwei Tage vor dem K.o.-Duell gegen Slowenien selbst ab. Mit jeder Menge Alkohol. Schön und gut, dass man den Sieg gegen Norwegen feiert. Aber, liebe Profis aus der NHL und EBEL, doch nicht so. Augenzeugen berichten „vom Verlust der Muttersprache“ bei dem einen oder anderen. Schwer zu glauben, dass Teamchef Manny Viveiros beim Training am nächsten Tag nichts bemerkt hat. Apropos Teamchef: Wo waren er, seine Assistenten und der Pressebetreuer, als im "Austria House Tirol" die Party abging?

 

TOP: Deutsche Rodler/niederländische Eisschnellläufer

Immer diese Deutschen! Unsere Lieblingsnachbarn dominieren den Rodel-Sport schon seit Jahrzehnten, in Sotschi haben sie sich einmal mehr dafür belohnt. Vier Bewerbe, vier Mal Gold und einmal Silber – der pure Wahnsinn! Immerhin haben auch die Linger-Brüder Andreas und Wolfgang mit Silber im Doppelsitzer für Österreich anschreiben können. Beeindruckend, zugleich aber fast schon langweilig auch die Eisschnelllauf-Leistungen der Niederländer. Es ging nur darum, welcher „Oranje“-Star gewinnt. Acht Gold-, sieben Silber- und acht Bronzemedaillen sprechen eine klare Sprache.

 

FLOP: Johannes Dürr

„So ein Arschloch“, brach es in den frühen Morgenstunden aus einem hochrangigen ÖOC-Funktionär heraus. Nach dem Super-Samstag mit gleich fünf Medaillen für Österreich herrschte Katerstimmung im „Austria House Tirol“. Von Ruhm und Glanz war – frei nach Fendrich – nur wenig übrig. Der Langläufer war beim Training in der Heimat am 16. Februar positiv auf EPO getestet worden. Gegenüber ÖSV-Funktionären soll Dürr daraufhin zugegeben haben, bereits seit einem halben Jahr den Turbo mittels Doping-Unterstützung zu zünden. Für die ÖSV-Sparte Langlauf kommt der positive Test einer Katastrophe gleich: Präsident Peter Schröcksnadel hat (wieder einmal) angekündigt, die Langläufer aus dem Verband zu werfen.

TOP: Die Biathleten

Sie haben scharf geschossen, unsere Biathleten. Nicht nur verbal war das eine oder andere Schmankerl dabei, sondern auch sportlich. Dominik Landertinger, Simon Eder und Co. entfachten einen Biathlon-Hype in Österreich, der mit Silber für „Landi“ und Bronze für die Staffel zusätzlich angeheizt wurde.

 

FLOP: Aksel Svindal

Vier Rennen hat der Norweger in dieser Saison gewonnen. Zwei Abfahrten, zwei Super-G, drei weitere Male raste er aufs Podest. Nach Sotschi ist Svindal als großer Favorit gekommen, heimgefahren ist er vorzeitig und mit leeren Händen. In der Abfahrt reichte es nur für Blech, im Super-G wurde er Siebenter – das waren nicht die Ergebnisse, die Svindal anvisiert hatte. Als ihm auch noch eine Allergie zu schaffen machte, reiste er vorzeitig ab. Auch um sich für den Kampf um den Gesamt-Weltcup zu schonen. Der geht am nächsten Wochenende mit drei Rennen im norwegischen Kvitfjell weiter.

 

TOP: Die Snowboarder 

Was für eine Antwort! Peter Schröcksnadel kritisierte die unprossionelle Arbeit im Lager der Snowboarder, die ihn wenig später eines Besseren belehrten. Julia Dujmovits eroberte im Parallel-Slalom erstmals Gold für Österreich, Benjamin Karl gewann die Bronzemedaille. Dem Niederösterreicher gebührt ohnedies Respekt. Obwohl er in unmittelbarer Wettkampfvorbereitung stand, zögerte er nicht, Schröcksnadel persönlich anzurufen, um etwaige Probleme mit ihm auszuräumen.


Stephan Schwabl/Christoph Nister