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Stolz, Tradition und Identität

Stolz, Tradition und Identität

Stolz, Tradition und Identität – wer mit Manny Viveiros zusammenarbeitet, sollte diese drei Schlagworte in seinen Sprachgebrauch aufnehmen, denn der neue österreichische Teamchef legt genau auf diese Dreifaltigkeit besonderen Wert.

Kein Wunder, wurde dem ÖEHV-Team bei der letzten Weltmeisterschaft doch genau diese Tugenden abgesprochen. Die Mannschaft wirkte lustlos, so als wäre es mehr eine Bürde für Österreich zu spielen als eine Ehre.

„Wenn man beim eigenen Verein immer hört, dass das Nationalteam keinen Wert hat, dann kommt man im Unterbewusstsein dorthin, dass man die Wichtigkeit nicht erkennt. Für mich ist es eine reine Charakterfrage“, analysiert Verbandskapitän Giuseppe Mion im Gespräch mit LAOLA1 den Trend.

Viveiros der Motivator

Dieser Entwicklung will Viveiros als neuer Verantwortlicher auf der rot-weiß-roten Kommandobrücke nun entgegensteuern. Um den Spielern einen gewissen Stolz einzuimpfen greift der mittlerweile 45-Jährige auf seine eigenen Erfahrungen im Nationalteam zurück.

„Es war das Highlight meiner Karriere, als ich mit Österreich bei der A-WM auf dem Eis stand. Ich war stolz das Nationaltrikot zu tragen“, erklärt der 2004 eingebürgerte Kanadier. Ein Jahr später absolvierte er für die Alpenrepublik in Wien fünf Spiele und hat damit sein einziges Großturnier bestritten.

Wenn der nunmehrige KAC-Trainer von dieser Zeit spricht und den Leuten von Ehre und Stolz erzählt, erkennt man den Motivator Viveiros. Rot-weiß-rot muss wieder „in“ werden und dafür wird Viveiros alles tun, da lässt er keinen Zweifel aufkommen.

Führungsspieler fehlen

Doch rein mit dem Commitment zur ÖEHV-Auswahl wird es noch nicht getan sein und das weiß der ehemalige Verteidiger auch. Neben neuen Trainern im Nachwuchsbereich und einer ausgereiften Philosophie für alle Altersklassen (Viveiros über den Team-Umbau) deren Hauptaugenmerk auf den eisläuferischen Fähigkeiten liegen soll, will der neuen Teamchef Führungsspieler ausbilden.

Schon seit längerem und besonders bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei wurde immer wieder der Ruf nach Leadern laut. Von höchster Stelle wurde der Mangel an sogenannten „Typen“ kritisiert. Ein Problem, mit dem aber nicht nur der österreichische Verband zu kämpfen hat.

„Es ist die Entwicklung, dass Charakterspieler immer weniger werden, nicht nur in Österreich sondern auf der ganzen Welt zu beobachten. Persönlichkeiten, die in schwierigen Situationen aufstehen und die Mannschaft beflügeln, damit man dann doch erfolgreich bleibt, sind sehr rar geworden“, weiß auch VSV-Manager Mion.

Viveiros im Dress des österreichischen Nationalteams
Leader ausbilden

Doch mit der Berufung von Viveiros zum Teamchef sieht sich der Verbandskapitän auf dem richtigen Weg.

„Den jungen Spielern muss man dieses Bewusstsein vorleben, sie dahinbringen und ihnen dann aber auch die Chance geben, dass sie das Gelernte umsetzen können. Das ist ein schwieriges Spiel, aber ich denke Manny ist der Richtige, um den jungen Cracks das zu vermitteln.“

Viveiros selbst weiß um die Brisanz und nimmt sowohl sich, als auch seine Nachwuchstrainer in die Pflicht.

„Das ist eine Aufgabe unserer Trainer, den Spielern beizubringen mit dem Druck besser umzugehen. Es ist eine Charakterfrage und es wir auch in Zukunft bei der Nominierung eine Rolle spielen. Diese Mentalität wollen wir in der Zukunft forcieren“, möchte der ÖEHV-Trainer die prinzipielle Einstellung der Spieler ändern.

Sichtung der jungen Cracks

Da erscheint es doch eher merkwürdig, dass keiner von den sogenannten Führungsspielern um Thomas Koch oder Matthias Trattnig beim bevorstehenden Vier-Nationen-Turnier in Ungarn im Kader steht. (Der Teamkader)

„Der Plan ist es, den jungen Spielern in Ungarn auf die Beine zu schauen. Die Talente brauchen Erfahrung und wir müssen dieses Turnier nutzen, um unseren Cracks Einsätze auf diesem Niveau zu ermöglichen. In dem Alter kann man nicht genug solcher Spiele absolvieren“, ist die Euro Ice Hockey Challenge in Miskolc mehr ein Sichtungslehrgang als ein Zusammentreffen der besten Spieler Österreichs.

Aus diesem Grund sind auch die Resultate für Viveiros nebensächlich. Er beabsichtigt, die Spieler zu testen und herauszufinden, welche sich tatsächlich für den A-Kader eignen und mit welchem der Austro-Kanadier dann das zweite Turnier vor dem Jahreswechsel in Klagenfurt bestreiten will. (16. und 17. Dezember)

„Einige Spieler kenne ich bisher nur von ihren Auftritten gegen den KAC, habe mit ihnen aber noch nicht gearbeitet. Es ist wichtig für mich zu sehen, wie sie in der Kabine sind, wie sie sich im Training präsentieren und die Körpersprache auch außerhalb der Eishalle ist. Dieses Turnier möchte ich nutzen, um sie kennenzulernen."

Für Österreich!

Das Argument, dass die EBEL-Vereine ihren wichtigsten Spielern eine Pause gönnen wollen und von daher ein Veto gegen die Nominierung eingelegt haben, will Viveiros nicht gelten lassen.

„Wenn ich einen Spieler nominiere, dann muss er kommen. Natürlich müssen wir schauen, ob jemand eine Pause beötigt oder eine Verletzung hat. Aber in Zukunft müssen sie einen guten Grund nennen, warum sie vom Team fern bleiben wollen.“

Geht es nach den Verantwortlichen werden sich Absagen aus Lustlosigkeit in Zukunft ohnehin in Grenzen halten, soll es doch wieder eine Ehre sein, das rot-weiß-rote Jersey zu tragen.

Sebastian Rauch