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"Beim Eishockey sollte man nicht zu viel nachdenken"

Daniel Ratushny heißt also der neue Mann auf der ÖEHV-Kommandobrücke. Der 43-jährige Kanadier erhält vom österreichischen Verband einen Vertrag über ein Jahr mit Option auf ein weiteres.

Wie Präsident Dieter Kalt sen. zu verstehen gibt, verlängert sich der Vertrag des neuen Head Coaches automatisch, sollte dieser mit seiner Mannschaft den Klassenerhalt bei der A-WM in Prag bewerkstelligen.

Doch bis dahin, die WM beginnt am 1. Mai 2015, bleibt nur wenig Zeit. Ratushny muss die Liga und die Spieler möglichst schnell kennenlernen und macht sich keine Illusion, dass dies ohne Hilfe nicht funktionieren wird.

„Ich habe sehr fähige Co-Trainer, die das österreichische Eishockey aus dem Effeff kennen. Um die Mannschaft auf die WM vorzubereiten, brauchen wir jeden einzelnen. Es bin nicht nur ich, Coaching bedeutet Teamwork. Es müssen alle an einem Strang ziehen.“

Noch keinen fixen Plan

Mit Dieter Kalt jun., Christoph Brandner und Reinhard Divis stehen ihm ehemalige österreichische Aushängeschilder zur Seite, die ihn in allen Belangen beraten sollen.

Bevor er einen Plan entwickelt, möchte er die Begebenheiten hierzulande etwas näher kennenlernen. Erst dann kann er genaue Auskunft über Spielphilosophie und Spielstil geben.

„Eishockey ist ein Spiel, das schnell gespielt werden muss. Man sollte auf dem Eis nicht zuviel nachdenken, denn dadurch wird man langsamer. Man braucht simple Systeme und Ideen, die schnell umgesetzt werden können. Wenn wir in den kommenden Monaten eine Identität aufgebaut haben und definiert haben, was für ein Team wir sein wollen, kann ich sicher Genaueres über die angestrebte Philosophie sagen“, so der 43-Jährige.

Suhonen hat den Teamchef ausgewählt

Ratushny ist ohne Frage ein fähiger Mann, seine Auftritte in Deutschland haben dies bereits bewiesen. (Hier geht es zu seiner Vita)

Seine Erfahrung hingegen hält sich in Grenzen, ist der ehemalige Defender doch gerade einmal seit fünf Jahren als Trainer aktiv.

Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie der ÖEHV auf den Kanadier gestoßen ist und warum die Wahl ausgerechnet auf den 43-Jährigen gefallen ist?

Zuständig für die Trainersuche war Sportdirektor Alpo Suhonen, der die einzelnen Kandidaten selektiert und am Ende dem Präsidium um Dieter Kalt sen. präsentiert hat. Auf höchster Ebene wurde dann die Entscheidung pro Ratushny gefällt.

Im Gespräch mit LAOLA1 gibt Suhonen einen Einblick in den Auswahl-Prozess und verrät was er sich vom neuen Head Coach verspricht. Außerdem erklärt er, was Manny Viveiros zum Verhängnis wurde.

LAOLA1: Wie schwierig war es einen Teamchef zu finden?

Alpo Suhonen: Es war nicht so schwierig, aber es erleichtert die Sache natürlich nicht, dass wir keinen hauptamtlichen Trainer gesucht haben. Außerdem wollten wir keinen Coach verpflichten, der im Ausland tätig ist. Das hat uns natürlich gewisse Grenzen aufgezeigt. Ratushny war von Anfang an im engeren Favoritenkreis, als ich gehört habe, dass er in Salzburg anheuert. Es gab so viele strukturelle Änderungen gemeinsam mit dem Austrian Hockey Board, der Liga und dem Verband. Es ist wichtig, frischen Wind hineinzubringen. Das erhoffen wir nun von ihm.

Suhonen hat den neuen Trainer ausgesucht
LAOLA1:Warum hat Österreich keinen hauptamtlichen Trainer engagiert?

Suhonen: Der Hauptgrund ist der finanzielle Aspekt.

LAOLA1: Es gab Gerüchte, dass Ex-Salzburg-Trainer Pierre Page bei der Entscheidungsfindung mitgesprochen hat. Können sie das bestätigen?

Suhonen (grinst): Wir haben nicht über Ratushny gesprochen. Alles was ich weiß, ist, dass er nichts dagegen hat.

LAOLA1: Sie haben auf der Pressekonferenz erwähnt, dass ihnen auch Trainer abgesagt haben, weil die Vereine sie nicht freigestellt haben. Wer war noch im engeren Kandidatenkreis?

Suhonen: Über die Namen möchte ich nicht sprechen.

LAOLA1: Aber waren auch EBEL-Vereine dabei, die ihren Trainern nicht erlaubt haben in Doppelfunktion zu arbeiten?

Suhonen: Innerhalb der Liga nicht. Diese Absagen kamen von Vereinen aus dem Ausland.

LAOLA1: Die Zeit drängt bis zur A-WM in Prag. Welche Fortschritte wollen sie sehen und welche Entwicklung erwarten sie sich?

Suhonen: Wir wollen versuchen, die bestmögliche Mannschaft zusammenzustellen und junge Spieler zu integrieren, wobei nur der Trainer und sein Staff entscheiden werden, welche Spieler am Ende auf dem Eis stehen. Außerdem erhoffe ich mir, dass der Respekt und die Energie für die Nationalmannschaft besser werden, als es in der Vergangenheit der Fall war.

LAOLA1: Letzteres waren auch ein Anliegen von Manny Viveiros und anscheinend ist er damit gescheitert. Was hat er falsch gemacht und warum war diese Energie unter ihm nicht da?

Suhonen: Ich glaube, dass Manny und sein Staff sehr gut gearbeitet haben. Das war nicht das Problem. Die Tradition in Österreich hat Manny aber vor Probleme gestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob bei allen alten Spielern die Motivation die richtige war.

LAOLA1: Ratushny kennt diese österreichische Mentalität aber auch nicht. Was soll er also besser machen?

Suhonen: Das werden wir sehen.

LAOLA1: Als der Vertrag mit Viveiros nicht verlängert wurde, standen auch sie in der Kritik und es hieß, sie wollten zu viel Einfluss auf die Mannschaft nehmen. Wie werden sie sich nun mit dem neuen Coach verhalten? Werden sie als ehemaliger NHL-Coach Einfluss auf die Aufstellung und die Einberufung nehmen?

Suhonen: Der Head Coach ist der entscheidende Mann, aber ich werde helfen, wo ich kann.

LAOLA1: Sie haben mit Kalt, Brandner und Divis österreichische Co-Trainer. Bei Kalt stand zunächst im Raum, er würde die Freigabe des KAC nicht bekommen. Wie ist man da nun verblieben?

Suhonen: Das ist genau das Problem, das ich angesprochen habe: Da geht es um Respekt und den Stellenwert der Nationalmannschaft. Es sollte in diesem Land endlich in die Köpfe der Vereinsverantwortlichen, Trainer und Spieler gehen, dass die Nationalmannschaft das Premium-Produkt im Eishockey-Business ist. Die Nationalmannschaft ist eine Möglichkeit für Spieler und Coaches auf internationaler Ebene viel zu lernen und die Karriere auszubauen. Dafür braucht es frischen Wind. Man muss wieder stolz sein. Wenn diese emotionale Perspektive nicht gegeben ist, kommen wir nicht weiter.

LAOLA1: Ist Herr Kalt nun beim ÖEHV angestellt oder beim KAC?

Suhonen: Ich habe lange nicht mit dem KAC gesprochen und ich hoffe, sie werden es verstehen.

Das Interview führte Sebastian Rauch