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"Der Wechsel nach Schweden war der richtige Schritt"

Zuerst NHL, dann KHL und folglich Elitserien. Oder NHL, Elitserien und dann KHL.

Letztlich gleich, welches Ranking bevorzugt wird, die schwedische Eishockeyliga Elitserien gehört nach der NHL und mit der KHL zu den besten Ligen der Welt. Seit Sommer 2012 darf auch ein Österreicher in dieser mitwirken.

ÖEHV-Torhüter Bernhard Starkbaum unterschrieb nach einer verkorksten EBEL-Saison 2011/2012 mit seinem Stammverein VSV im hohen Norden beim zweimaligen Meister MODO Örnsköldsvik. Umstellungsschwierigkeiten hatte der 27-Jährige aber keine.

So avancierte der gebürtige Wiener zum drittbesten Torhüter der Liga und auch beim Überraschungserfolg des Nationalteams bei der Olympia-Qualifikation, war er einer der Sieggaranten. Nachdem Starkbaum nun in der ersten Playoff-Runde gegen Färjestads BK den Kürzeren zog, bittet LAOLA1 den Torhüter zum Off-Season-Talk.

LAOLA1: Bernhard, dein erstes Jahr in Schweden ist Geschichte. Wie fällt dein erstes Resümee aus?

Bernhard Starkbaum: Die Saison ist besser verlaufen, als ich es mir erwartet und erhofft habe. In den Playoffs sind wir zwar leider vorzeitig ausgeschieden, aber Niederlagen gehören im Sport dazu.

LAOLA1: Euer Postseason-Viertelfinalgegner war der Grunddurchgangszweite und Meisterschaftsmitfavorit Färjestads BK. An was hat es gelegen, dass ihr in der Serie mit 1:4 ausgeschieden seid?

Starkbaum: Leider haben wir die ersten beiden Partien nicht gut gespielt und das dritte unglücklich verloren. Ein 0:3 in einer Serie aufzuholen, noch dazu gegen so einen guten Gegner, ist dann sehr schwer.

LAOLA1: Ihr habt den Grunddurchgang auf dem siebten Platz beendet und somit die Qualifikation für die Playoffs geschafft. Könnt ihr mit der Saison zufrieden sein?

Starkbaum: Nein, zufrieden können wir nicht sein. Die Mannschaft hätte mehr Potential gehabt, aber leider konnten wir dieses nicht ausschöpfen. Über die Saison gesehen, haben wir zu viele Kleinigkeiten falsch gemacht, die uns letztlich dann auch Spiele gekostet haben.

Der Wiener hält nach seiner Premierensaison den drittbesten Fangquoten-Wert

LAOLA1: Nach dem Grunddurchgang bist du mit einer Fangquote von 93,33% drittbester Torhüter der Liga gewesen. Wie zufrieden bist du bzw. sind deine Mannschaftskollegen mit dieser Leistung?

Starkbaum: Das Feedback innerhalb des Teams war durchwegs positiv. Wenn ich die Chance hatte zu spielen, habe ich doch einige Matches für die Mannschaft mitentschieden. Meine Aufgabe habe ich nicht immer, aber Großteils, sehr gut erfüllt.

LAOLA1: Das heißt, die Abstimmung zwischen dir und der Verteidigung hat gepasst?

Starkbaum: Ein Goalie ist immer von seinen Vorderleuten abhängig. Meine Teamkollegen haben den Slot sehr gut abgedeckt, sodass ich viele Distanz-Schüsse zu halten bekam. Dies erleichtert die Aufgabe um einiges.

LAOLA1: Wo siehst den größten Unterschied zwischen der schwedischen Eliteserien und der Erste Bank Eishockey Liga?

Starkbaum: In Skandinavien wird geduldiger gespielt. Das Zusammenspiel ist viel intensiver als bei uns. Es wird nicht sofort geschossen, sondern der besser positionierte Spieler gesucht. Bei uns ist alles auf den sofortigen Abschluss ausgerichtet.

LAOLA1: Warst du vom großen Qualitätsunterschied zwischen der den beiden Ligen überrascht, oder hast du dies erwartet?

Starkbaum: Ich wusste, dass die schwedische Liga sehr gut ist und war daher vom Unterschied nicht so überrascht. Der Anfang war zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Wochen habe ich mich gut auf das Niveau, das Training und die Spiele eingestellt.

LAOLA1: Was ist dein nächstes Ziel? Es gibt doch einige Akteure, die den Sprung von Schweden in die NHL geschafft haben. Hast du einen solchen Gedanken im Hinterkopf?

Starkbaum: Wünschen und Träumen ist erlaubt, aber ich denke von Schritt zu Schritt und will mich stetig verbessern. Als nächstes gilt es, die kleinen Fehler abzustellen und das nächste Jahr bei MODO noch besser zu sein.

LAOLA1: Was nimmst du persönlich aus dem ersten Jahr in Schweden mit?

Starkbaum: Dass es für mich der richtige Schritt war. Über die Erfahrungen, die ich machen durfte, bin ich sehr glücklich.

LAOLA1: Hattest du Zeit, die heurige EBEL-Saison zu verfolgen?

Starkbaum: Dank ServusTV und LAOLA1, weiß ich, was in der Liga passiert ist. Zudem stehe ich mit Markus Kerschbaumer (Anm.: VSV-Torwarttrainer) im regelmäßigen Kontakt.  

LAOLA1: Wie ist von außen dein Eindruck des VSV. Im Sommer 2012 gab es einen großen Umbruch in der Mannschaft. War dieser notwendig?

Starkbaum: Nachdem wir in der Saison 2011/2012 die Playoffs verpassten, musste Villach ein Zeichen setzen. Der VSV hat sehr gute Legionäre geholt, die Stützen mit Gerhard Unterluggauer, Markus Peintner und Marco Pewal gehalten und ein gutes Team mit weiteren jungen Nachwuchsspielern geformt. Ich denke schon, dass mein Ex-Klub auf dem richtigen Weg ist.

LAOLA1: Im Februar hat das ÖEHV-Team die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2014 geschafft. Jetzt sind einige Wochen vergangen. Wie fühlt es sich an, wenn du über den Erfolg nochmals nachdenkst?

Starkbaum: Es ist ein sehr schönes Gefühl. Der Erfolg ist nicht nur für das österreichische Eishockey wichtig, sondern für den gesamten heimischen Sport. Wir haben bestätigt, dass wir mit Topnationen mithalten können und das viel Potential in der Mannschaft steckt.

LAOLA1: Die WM in Finnland und deiner Wahlheimat Schweden steht vor der Tür. Die Gegner sind Russland, Finnland, Slowakei, USA, Deutschland, Lettland und Frankreich. Was sind die Ziele?

Starkbaum: Ganz klar der Klassenerhalt.

LAOLA1: Sind die Duelle mit Deutschland und Frankreich die Schlüsselspiele?

Starkbaum: Das glaube ich nicht. Wir können in jedem Spiel punkten und müssen uns daher auch auf jedes einzelne konzentrieren.

LAOLA1: Teamchef Manny Viveiros hat mit dem Zusammenziehen der ersten Spieler begonnen. Wann stößt du dazu?

Starkbaum: In ein paar Tagen reise ich nach Österreich und dann werden wir einen Termin fixieren.

LAOLA1: Gönnst du dir keine Woche Urlaub nach der langen Saison?

Starkbaum: Jetzt ist der falsche Moment, um an Urlaub zu denken. Das nächste Ziel ist die A-WM und auf diese gilt die ganze Konzentration gelegt.

 

Das Interview führte Alexander Planasch