news

Andre Lakos: "Das ist eine bodenlose Frechheit!"

Andre Lakos:

Das Rätselraten hat ein Ende, Andre Lakos‘ Zukunft liegt in Deutschland.

Im April bejubelte er mit RB Salzburg seinen dritten EBEL-Titel. Zu diesem Zeitpunkt war der Abschied aus dem „Bullen“-Stall allerdings bereits beschlossene Sache, zumindest für den 32-Jährigen.

Eine neue Herausforderung musste her, vier Monate später ist diese gefunden. Kommende Spielzeit wirft der eisenharte Verteidiger die furchteinflößenden 2,01 Meter Körpergröße und 108 Kilogramm für die Kölner Haie in die Waagschale.

„Bereits Anfang des Jahres habe ich gesagt, dass ich ins Ausland wechseln möchte. Köln ist eine super Stadt, die Haie eine großartige Mannschaft und Uwe Krupp ein toller Trainer“, schwärmt Lakos über seinen künftigen Arbeitgeber.

Weiters äußert sich der Wiener bei LAOLA1 zum umstrittenen Punktesystem der heimischen Liga.

LAOLA1: Gratulation zu deinem Vertrag mit den Haien. Du hast für ein Jahr unterschrieben, wie groß ist die Vorfreude?

Andre Lakos: Danke, sehr groß! Seit fast einem Monat haben wir verhandelt. Köln ist wirklich eine super Organisation mit einem großen Namen, die wieder etwas Besonderes aufbauen will. Ich freue mich, ein Teil davon sein zu dürfen.

LAOLA1: Also bahnte sich der Transfer nach Deutschland bereits längere Zeit an? Zuletzt wurdest du in der Albert-Schultz-Halle gesichtet, waren die Vienna Capitals ein Thema?

Lakos: Kurz nach der Saison habe ich mit Salzburg gesprochen, da hat sich allerdings nichts Richtiges herauskristallisiert. Bereits Anfang des Jahres habe ich gesagt, dass ich ins Ausland wechseln möchte. Es gab zwar viele Gerüchte und Anfragen, doch ich habe mit keinem Verein verhandelt. Köln war die interessanteste Option.

LAOLA1: Ein Verbleib in Salzburg kam für dich nicht infrage?

Lakos: Es war nicht wirklich ein Thema. Ich wollte nochmals die Herausforderung im Ausland suchen, diese habe ich gefunden. Köln ist eine super Stadt, die Haie eine großartige Mannschaft und Uwe Krupp ein toller Trainer. Ich freue mich sehr darauf.

Dem persönlichen Titel-Hattrick folgt der Abschied aus dem "Bullen"-Stall
LAOLA1: Nach drei Meistertiteln im Trikot der „Bullen“ fällt dein Resümee wohl durchwegs positiv aus, oder?

Lakos: Ich habe meine erste Meisterschaft in Salzburg gewonnen, für mich die bislang Schönste. Die letzten zwei Titel waren natürlich auch eine tolle Zeit. Ich muss sagen, meine Jahre in Salzburg haben mir wirklich weitergeholfen. Ich konnte vieles lernen und bin froh, hier gewesen zu sein. Man weiß nie, was in Zukunft passieren wird.

LAOLA1: Die Kölner Haie sind nicht dein erstes Auslands-Abenteuer. Du hast einige Jahre in Nordamerika, Schweden sowie Russland verbracht und weißt genau, was auf dich zukommt.

Lakos: Auf jeden Fall! Ich habe zwar noch nie in der DEL gespielt, daher ist das etwas Neues für mich. Aber ich glaube, ich werde das gut machen und der Mannschaft weiterhelfen.

LAOLA1: Als 18-Jähriger hast du den Sprung nach Übersee gewagt. Wie wichtig war diese Entscheidung für deine Karriere?

Lakos: Es war für  meine Entwicklung irrsinnig wichtig, solange in Nordamerika gewesen zu sein. Auch die Zeit in Europa, da konnte ich andere Sachen kennenlernen. Jedes Jahr, welches ich miterlebt habe, machte mich zu einem besseren Eishockey-Spieler.

LAOLA1: Dein Rat an die künftigen Hoffnungsträger des Landes wäre ein Legionärs-Dasein?

Lakos: Ich würde es jedem Talent empfehlen, nachdem die Situation in Österreich nicht gerade rosig ist. Es bleibt für das heimische Eishockey und die Nationalmannschaft zu hoffen, dass die Punkteregelung bald fällt. Obwohl die Verantwortlichen immer sagen, es sei zu Gunsten der jungen Spieler, merkt man davon wenig. Das System erfüllt nicht seinen Sinn und Zweck.

LAOLA1: Dies ist die einhellige Meinung der Spieler. Wo liegt denn der Hund begraben?

Lakos: Die meisten Mannschaften spielen mit acht bis zehn Ausländern, dann kommen noch ein paar ältere Österreicher hinzu. Wo bleibt dann Platz für die jungen Cracks? Vielleicht sitzen sie auf der Bank oder dürfen mittrainieren, doch die meisten können sich unter diesen Umständen nicht weiterentwickeln. Früher haben 16- bis 17-Jährige den Sprung in die erste Mannschaft geschafft und konnten sich dementsprechend verbessern, weil sie in jungen Jahren mit den Profis arbeiteten . Das ist heutzutage überhaupt nicht mehr der Fall, ein riesengroßer Fehler. Ich sehe nichts Positives daran, nicht einmal ansatzweise.

LAOLA1: U24-Cracks werden dank ihrer null Punkte zum Füllmaterial, stattdessen bleiben arrivierte Role-Player á la Markus Peintner (LAOLA1-Talk) häufig auf der Strecke. Eine fatale Entwicklung, oder?

An Lakos war zumeist kein Vorbeikommen

Lakos: Genau! Die Talente kommen in der vierten Linie, die zwei bis drei Mal auf dem Eis steht, zum Zug. Mit der geringen Einsatzzeit und dem Training wird der Spieler nicht besser. Junge brauchen Spielpraxis, nur so kann man sich entwickeln. Derzeit ist das nicht möglich. Großartig viele Hoffnungsträger sind in der Vergangenheit nicht herausgekommen, darunter leidet insbesondere das Nationalteam. Das haben die letzten Weltmeisterschaften mit Auf- und Abstieg gezeigt.

LAOLA1: VSV-Obmann Giuseppe Mion ging im „Kurier“-Interview in die Offensive und fordert für die Liga-Sitzung am 3. September Beschlüsse. Neben Villach sollen KAC, Graz 99ers, Linz sowie Jesenice auf eine Legionärs-Beschränkung pochen, anderenfalls wolle man den Ausstieg in Erwägung ziehen. Deine Meinung?

Lakos: Es freut mich, dass die Vereine endlich den Mund aufmachen, was das Punktesystem betrifft. Es sollte eine Abstimmung geben und die Mehrheit entscheiden. Die Wiener können nicht immer mit einem Ausstieg aus der Liga drohen, wenn die Punkteregelung verabschiedet wird. Das ist keine Art.

LAOLA1: Nicht nur die Capitals sondern auch dein Ex-Klub dürften über eine Abschaffung nicht so begeistert sein?

Lakos: Salzburg holt viele Ausländer, will aber auch junge Österreicher weiterentwickeln. Doch ich weiß nicht, was in den letzten Jahren an Talenten herausgekommen ist. Vor der Einführung dieses Systems im Jahr 2007 gab es eine Beschränkung auf sechs Legionäre, das ist völlig ausreichend. So würden 14 heimische Cracks zum Einsatz kommen. Stattdessen erhalten gestandene Spieler wie Peintner keinen Kontrakt. Wenn diese Regelung nicht wäre, würde ihn jeder Klub mit offenen Armen nehmen. Das ist eine bodenlose Frechheit.

LAOLA1: Ab sofort lässt du diese leidige Debatte hinter dir. War es mit 32 Jahren nochmals und vielleicht abschließend an der Zeit für eine neue Herausforderung?

Lakos: Das würde ich nicht sagen. Ich kann auf sehr hohem Niveau spielen, bin körperlich fit, habe den ganze Sommer hart trainiert und denke, ein paar Jahre stehen mir noch bevor. Ich bin noch sehr jung, 32 ist ja noch nicht richtig alt, oder? (lacht)

LAOLA1: Keineswegs! Trainer Krupp erklärte unlängst im LAOLA1-Talk: „Die österreichische und deutsche Liga schenken sich nicht viel.“ Wie schätzt du das Niveau der DEL ein?

Lakos: Ich habe das Geschehen in den letzten Jahren nicht verfolgt. Aber was ich gehört habe, ist die deutsche Liga in der Entwicklung weiter, es läuft, glaube ich, etwas professioneller und organisierter ab.

LAOLA1: In den vergangenen Jahren mussten die Kölner Haie um ihre Existenz bangen. Nach wirtschaftlichen Turbulenzen soll unter Eishockey-Ikone Krupp der Neuanfang gelingen. Weißt du, was dich erwartet?

Lakos: Ich habe mit Uwe einige Male gesprochen, er hat mir die Situation erklärt. Die Kölner Haie sind im Wiederaufbau und wollen eine grundsolide Mannschaft bilden, welche in Zukunft vieles erreichen kann. Dafür wollen sie heuer den Grundstein legen.

LAOLA1: Du hattest bereits Kontakt mit deinem neuen Trainer, als zweifacher Gewinner des Stanley Cups und einstiger DEB-Teamchef ist er ein absoluter Fachmann. Dein Eindruck von Krupp?

Lakos: Ein sehr umgänglicher Mensch. Man kann völlig normal mit ihm reden, er ist wirklich sehr freundlich. Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes mit ihm zu arbeiten. Von ihm kann man sehr viel Neues lernen, ich freue mich sehr darauf.

LAOLA1: Welche Rolle sollst du im Team einnehmen? Wie sieht die Erwartungshaltung des Chef-Betreuers?

Lakos: In der Defensiv stark spielen und offensiv Akzente setzen. Ich kenne meine Mitspieler noch nicht. Konkurrenz wird es geben, das ist allerdings gut so. Wenn Konkurrenzkampf nicht da ist, fehlt einem auch der Ansporn.

LAOLA1: Wie sieht der weitere Fahrplan aus? Wann geht’s für dich richtig los?

Lakos: Ich fliege am Donnerstag nach Köln. Die Mannschaft ist da schon beim Tatra-Cup in Poprad, in der Slowakei. Das ist ein Vorbereitungs-Turnier an dem ich nicht teilnehmen werde, weil ich bisher kaum auf dem Eis war. Das hole ich am Wochenende mit dem Junioren-Team nach. Ab Montag oder Dienstag steige ich dann ins Mannschafts-Training ein.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis