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"Uns fehlt in diesem Jahr die Konstanz"

Es war ein Spiegelbild der bisherigen Saison Salzburgs. Das Aufeinandertreffen mit dem Dornbirner Eishockey Club glich einem Wechselbad der Gefühle, die Leistung wechselte von ansprechend bis desolat.

Wie schon an den 44. Spieltagen zuvor fehlte den "Bullen" die Konstanz im Spiel. Nach einem 0:3 im ersten Drittel kämpfte man sich im zweiten Abschnitt wieder zurück und ging mit einem 4:4 in den letzten Durchgang. Am Ende hatte die Truppe um Matthias Trattnig, der Kapitän traf als einziger Spieler im Shootout, nach Penaltyschießen mit 5:4 das bessere Ende für sich.

Trotz des Sieges will derzeit aber keine Euphorie beim ehemaligen Meister aufkommen.

Dies ist auch verständlich, liegen die Mozartstädter durch die Teilnahme an der Qualifikationsrunde doch weit hinter den Saisonzielen zurück. Außerdem ist der Aufsteiger aus Dornbirn nicht der Maßstab, an dem sich der erfolgsverwöhnte Verein messen lassen kann.

LAOLA1 hat mit Führungsspieler Trattnig über die bisherige Saison, die vielen Neuzugänge, den Teamspirit und die Mängel im Spiel der Salzburger gesprochen.

LAOLA1: Gratulation zum Sieg gegen Dornbirn, es war ein hartes Stück Arbeit. Hat man den Gegner im ersten Drittel unterschätzt?

Matthias Trattnig: Nein, das glaube ich nicht. Die Situation ist nun für alle Mannschaften gleich, jeder fängt wieder von neuem an. Die Teams kämpfen nun mehr, wie man auch beim Innsbruck-Sieg in Znojmo gesehen hat. Jedes Match ist wie ein Playoff-Spiel. Gegen eine Mannschaft wie Dornbirn ist ein 0:3 sehr schwer aufzuholen. Wir bekamen zu Beginn unglückliche Tore und dann läuft man gleich mal hinterher.

LAOLA1: Am Ende habt ihr das Spiel gedreht. Nimmt man aus so einer Partie Selbstvertrauen mit oder nagt der frühe, deutliche Rückstand an der Psyche?

Trattnig: Man muss es positiv sehen. Nach einem 0:3 zurückzukommen, ist immer ein sehr schöner Erfolg für eine Mannschaft.

LAOLA1: Trotz der durchwachsenen Saison gehört Salzburg für viele noch zu den Titelanwärtern. Wie gut ist die Mannschaft wirklich?

Trattnig: Wir waren im Grunddurchgang nicht gut drauf und müssen jetzt erstmals sichern, dass wir in die Playoffs kommen. Dort ist dann alles möglich. Wir sind eine Mannschaft, die gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren kann. Letztendlich kommt es darauf an, wie sich das Team in der Post Season entwickelt und ob es zu einer Playoff-Mannschaft avanciert. Wenn man aber weiter so inkonstant bleibt wie im Grunddurchgang, glaube ich nicht, dass man Meisteranwärter ist.

LAOLA1: Wovon hängt es ab, ob eine Truppe eine sogenannte Playoff-Mannschaft ist oder nicht? Kristallisieren sich gewisse Tugenden nicht jetzt schon heraus oder ist dies erst durch die spezielle Atmosphäre in der Post Season erkennbar?

Trattnig: Eine Playoff-Mannschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie viele Spieler hat, die einen starken Charakter haben, unbedingt gewinnen wollen und Krieger sind. Man muss mit Herz bei der Sache sein und für die Mannschaft spielen. Dies zeigt sich dann meist in den Playoffs, vorher kann man das nur schwer messen.

LAOLA1: Was sind die Faktoren, dass es bei euch in dieser Saison noch nicht nach Wunsch gelaufen ist und man sich über die Qualifikationsrunde den Weg in die Playoffs bahnen muss?

Trattnig: Wir sind zu inkonstant und in der Defensive zu anfällig. Wir wollen offensiv spielen und Druck ausüben und sind dadurch anfällig für Konter. Für den Gegner gibt es nichts Schöneres als Kontermöglichkeiten, denn das sind die einfachsten Tore. Entweder wir gewinnen hoch, oder wir verlieren hoch. Es ist ein Hopp-oder-dropp-Spiel.

LAOLA1: Haben die Transferaktivitäten in Salzburg, die weit bis in die Saison angedauert haben, der Entwicklung der Mannschaft geschadet?

Trattnig: Es ist schon sehr wichtig, dass es einen Stamm mit einem Großteil der Spieler gibt, die das ganze Jahr zusammen sind, sich vertrauen und einander besser kennenlernen. Erst dann kann eine gewisse Mannschaftsdynamik entstehen. Es ist sicher ein Manko, dass wir im Dezember die halbe Mannschaft ausgewechselt haben.

Gegen Dornbirn trifft Trattnig im Shootout zum Sieg

LAOLA1: Kann in der verbleibenden Zeit überhaupt noch ein guter Teamspirit entstehen?

Trattnig: Natürlich, das kann und sollte noch kommen. Dabei hängt sehr viel von jedem Einzelnen ab und davon, wie die Linien funktionieren. Die Spieler müssen realisieren, dass es nur als Mannschaft geht und das Ego abstellen. Es gilt nun, sich in den Dienst des Kollektivs zu stellen und alles zu machen, damit die Mannschaft gewinnt. Man darf nicht auf seine Punkte schauen, sondern muss erkennen, dass man in einem Spiel, in welchem man fünf Schüsse blockt, dem Team mehr geholfen hat, als wenn man bei 5:0 noch einen Treffer erzielt. Es sind diese Kleinigkeiten und Details, die von Zuschauern, aber auch einigen Spielern und Coaches nicht gesehen werden, in den Playoffs aber über Sieg und Niederlage entscheiden.

LAOLA1: Gibt es Teambuilding-Aktionen, damit ihr euch vielleicht als Gruppe besser findet?

Trattnig: In letzter Zeit haben wir schon vermehrt in diese Richtung gearbeitet, weil wir sehr viele neue Spieler haben und es langsam Richtung Playoffs geht. Das werden wir in den nächsten Wochen sicher noch forcieren.

LAOLA1: Wie gefordert bist du als Kapitän abseits des Eises, wenn es ums Teambuilding geht?

Trattnig: Es ist schon sehr viel derzeit. Wir hatten gerade erst kürzlich ein Mannschaftstreffen, wo wir über die Motivation und unsere Spielanlage gesprochen haben. Die älteren Spieler und insbesondere ich sind nun gefragt. Angewohnheiten, die sich über eine Saison etabliert haben sind nicht leicht wegzubekommen. Da bedarf es vieler Gespräche und sehr viel Arbeit mit der Mannschaft, damit wir an einen Strang ziehen.

LAOLA1: Auch wenn du selbst sagst, man muss sein Ego zurückschrauben, wie zufrieden warst du bis dato mit deiner persönlichen Saison.

Trattnig: Durchwachsen. Ich hatte viele Verletzungen, musste immer wieder zwei bis drei Wochen pausieren. Diese Spielzeit ist bisher keine Hochglanz-Saison, es waren sowohl gute Spiele als auch Matches dabei, wo es nicht so gelaufen ist. Die wichtige Phase kommt aber erst noch und ich hoffe, dass wir dann noch dabei sind.

Sebastian Rauch

TV-Tipp: LAOLA1 zeigt das Spiel Olimpija Ljubljana gegen RB Salzburg am Freitag ab 19:10 Uhr im LIVE-Stream.