news

Peintner: "Das Gehalt war zweitrangig!"

Peintner:

Markus Peintner liebt das Leben eines Eishockey-Profis. Seit Dienstag darf er jenes endlich wieder in vollen Zügen genießen.

Monate der Ungewissheit endeten dank der Vertragsunterzeichnung beim Villacher SV. Die Existenz-Ängste, welche den 30-Jährigen plagten, gehören damit der Vergangenheit an.

„Wenn du Profi bist, Powerplay und Unterzahl spielst, dein Geld verdienst und ein tolles Leben hast, weißt du es nicht so zu schätzen. Wenn du in einer Phase gewesen bist, wo es um alles gegangen ist, ändert sich das“, so der erleichterte Nationalteam-Angreifer.

Zwar durfte der gebürtige Vorarlberger bei seiner EBEL-Rückkehr gegen die Black Wings Linz in der ersten Sturm-Reihe ran und erzielte prompt einen Treffer, dennoch setzte es eine klare 2:5-Pleite. Bereits am Sonntag wartet das Gastspiel bei Ex-Klub Graz99ers.

Zuvor erklärt Peintner im LAOLA1-Interview welchen Personen besonderer Dank gebührt, wo er neuen Mut sowie Kraft schöpfte und warum er Besuche in der Eishalle vermieden hat.

LAOLA1: Markus, mit dem VSV hast du einen Arbeitgeber gefunden. Es ist deine zweite Ära im "Adlerhorst", wo du von 2005 bis 2009 einen Meistertitel bejubeln durftest. Wie riesig ist die Erleichterung?

Markus Peintner: Ich habe eine große Freude damit, Eishockey zu spielen, zum Training in die Halle zu fahren und in einer Mannschaft integriert zu sein. Ich bin sehr dankbar, dass mir der VSV diese Chance gibt und freue mich auf die neue Herausforderung.

LAOLA1: Nach fünf Monate der Vereinssuche bist du fündig geworden, in Österreich hast du damit eigentlich nicht mehr gerechnet (hier geht’s zum Interview). Warum kam es doch anders?

Peintner: Aufgrund der Punkteregel dachte ich, dass es sehr schwierig wird in Österreich (EBEL droht der Kollaps). Wir haben uns im Ausland umgeschaut. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich noch rund drei Wochen warten muss. Die Ligen in Norwegen oder Dänemark haben erst begonnen, es dauert rund 15 Spiele bis Bewegung in den Transfermarkt kommt. Dann zeigte Villach plötzlich Interesse. Es hat nicht allzu lange gedauert, bis wir einig waren. Ich fühle mich in Villach einfach heimisch.

LAOLA1: Wie sieht es mit den Abstrichen bezüglich Gehaltsforderungen aus?

Peintner: Ganz ehrlich, um das Finanzielle ist es heuer nicht mehr gegangen. Ich wollte spielen. Auch wenn ich ins Ausland gegangen wäre, hätte ich viel weniger verdient. Ich war bei der WM dabei und weiß, dass ich gewisse Qualitäten habe. Unter dem Jahr einen Spieler zu holen, ist nie so einfach. Damit plant ein Verein nicht, das habe ich akzeptiert. Ich fühle mich gut, daher war das Gehalt zweitrangig.

LAOLA1: Welche Rolle spielte deine Verbundenheit zu dieser Stadt?

Peintner: Ich bin im Sommer immer in Villach. Witzigerweise hatte ich bis Samstag vor einer Woche sogar noch eine Wohnung. Diese habe ich aufgegeben, weil ich zu wenig Zeit darin verbrachte. Einen Tag nach der Schlüsselübergabe bekam ich den Anruf vom VSV (lacht). Ich kenne viele Spieler, wurde gut aufgenommen. So etwas ist wichtig, sonst benötigt man drei bis vier Wochen bis man akzeptiert wird. In Villach geht das recht schnell, es ist sehr familiär.

LAOLA1: Du triffst bei den „Adlern“ auf alte Bekannte. Inwiefern verkürzt diese Tatsche die Phase der Akklimatisation, besonders auf dem Eis?

Peintner: Ich spiele mit Roland Kaspitz und Benjamin Petrik zusammen, beide kenne ich sehr gut. Es ist keine so große Umstellung und hat von Beginn an geklappt. Wir haben zahlreiche taktische Sachen besprochen. Ich bin schon länger im Profi-Geschäft und kenne vieles. Dennoch ist es notwendig, zu wissen, worum es geht. Bis alles automatisiert ist, dauert es klarerweise seine Zeit.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft bis Ende der Spielzeit. Wurde auch bereits über ein Engagement über diesen Zeitraum hinaus diskutiert?

Markus Peintner spielte bereits von 2005 bis 2009 für die "Adler"
Peintner: Darüber haben wir nicht geredet. Die letzten Monate haben mir so viel Kraft gekostet. Man macht sich viele Gedanken, es ging immerhin um die Existenz. Ich bin einfach froh, lebe von Tag zu Tag und will so viel Spielpraxis als möglich bekommen. Erst muss ich Leistung bringen, dann kann man Gespräche über die Zukunft führen.

LAOLA1: Dein Hobby ist auch dein Beruf – hast du dieses Privileg in den vergangenen Wochen noch mehr zu schätzen gelernt?

Peintner: Jeder Tag ist etwas Schönes für mich. Wenn du Profi bist, Powerplay und Unterzahl spielst, dein Geld verdienst und ein schönes Leben hast, weißt du es nicht so zu schätzen. Wenn du einmal in einer schwierigen Phase gewesen bist, wo es echt um alles gegangen ist, ändert sich das. Mir taugt es in der Kabine zu sein, auf das Eis oder in das Fitness-Studio zu gehen, das ist ein ganz anderes Gefühl.

LAOLA1: Wie bist du mit dem erdrückenden Gedanken der Ungewissheit zurecht gekommen?

Peintner: Das Allerwichtigste war, ruhig zu bleiben. Ich war stets zuversichtlich, das gab mir viel Kraft. Man stellt sich viele Fragen. Ich wusste nicht, ob es das Karriereende ist. Gehe ich arbeiten? Was will ich machen? Wo wohne ich? Es kommen viele Sachen zusammen, nur habe ich es gar nicht so richtig zugelassen. Ich hatte großes Glück, dass ich bei ATSE Graz mittrainieren konnte.

LAOLA1: Wie hast du dich beim Nationalliga-Verein fit gehalten?

Peintner: Seit Mitte August war ich unter der Woche in Graz, habe am Abend mit dem Team gearbeitet und in der Früh war ich im Fitness-Studio. Martin Hohenberger zieht das Training professionell durch. Es war sehr wichtig, auf dem Eis zu stehen. Du kannst noch so hart trainieren, auf dem Eis ist es aber etwas ganz anderes. Deshalb habe ich mich vom ersten VSV-Training an fit gefühlt und hatte wirklich keine Probleme, mich einzugewöhnen. Ich bin dem ATSE dankbar und habe ihnen auch geschrieben. Das ist nicht selbstverständlich, denn ich nahm einem ihrer Spieler den Platz weg.

LAOLA1: Du hast gesagt, die Ruhe zu bewahren, war das Allerwichtigste. Nicht gerade einfach, wenn man nicht weiß, wo die Zukunft liegt. Welche Personen gaben dir den so wichtigen Rückhalt?

Peintner: Ich war selbst überrascht, dass ich so positiv war. Sonst bin ich richtig ehrgeizig und häufig ungeduldig. Natürlich gab es Tage, an denen ich an mir zweifelte. Aber das ist selten vorgekommen. Mein Manager hat mir geholfen, wir waren immer in Kontakt. Er hat gesagt: „Bleib zuversichtlich, wir finden hunderprozentig etwas. Spätestens Mitte Oktober hast du einen Job.“ Ich weiß nicht, ob er so sicher war, oder mir nur gut zureden wollte (lacht). Aber es hat auf jeden Fall geklappt. Samstag und Sonntag war ich meistens bei der Freundin in Villach. Da konnte ich neue Kräfte schöpfen.

LAOLA1: Inwiefern hast du das Geschehen der EBEL verfolgt? Oder wolltest du Abstand gewinnen?

Peintner: Ich habe zwei Partien von Villach gesehen, weil ich mit einem Freund zuschauen war. Sonst habe ich Abstand genommen. Wenn ich in der Eishalle war, wurde ich von Leuten gefragt, ob ich nun einen Job finde. Die Leute stehen zwar auf deiner Seite und sind super nett, nur wenn du jedem den Status quo erklären musst, ist das sehr mühsam. Deshalb wollte ich die Liga kaum verfolgen. Natürlich habe ich von Villachs Situation mitbekommen, da ich dort viele Freunde habe. Dennoch hat für mich die Saison erst am Freitag begonnen, ich bin daher frisch.

LAOLA1: Das VSV-Werkl läuft nach neun Spieltagen noch nicht rund. Warum ist dem so?

Peintner: Gegen Linz waren wir 40 bis 45 Minuten die bessere Mannschaft. Am Schluss merkt man, das Selbstbewusstsein fehlt. Die Linzer nehmen sich vor dem Tor mehr Zeit, das fehlt uns noch. Trotzdem ist es schwer, die Situation so anzunehmen, wie sie dargestellt wird. Es herrscht keine Krisen-Stimmung in der Mannschaft. Die Leute sind positiv, das Training ist super, es ist Energie dahinter, Ehrgeizig und Stimmung passen absolut. Solche Phasen erlebte ich schon des Öfteren. Man muss dann noch näher zusammenrücken, das passiert beim VSV. Wir haben die richtigen Charaktere, es zeigt niemand mit dem Finger auf den anderen. Die Fans dürfen keine Wunderdinge erwarten. Aber wenn wir hart arbeiten und als Einheit auftreten, werden wir in kleinen Schritten aus der Krise kommen.

LAOLA1: Welche Rolle erwartet Trainer Mike Stewart künftig von dir?

Peintner: Harte Arbeit! Ich bin ein positiver Typ und versuche meine Mitspieler zu pushen, indem ich viel mit ihnen rede. Ein Einzelner kann die Mannschaft nicht herausreißen, ich sowieso nicht. Ich spiele zwar in der ersten Linie, habe aber erst meine zweite Partie, da darf man nicht zu viel erwarten. Ich muss mir im Klaren sein, dass ich nicht komme und alles zerreiße. Das geht nach fünf Monaten ohne Spiel nicht. Durch ehrliche und harte Arbeit muss ich zu meiner Form finden.

LAOLA1: Am Sonntag geht es gegen die Graz99ers. Stellt das Duell mit deinem ehemaligen Arbeitgeber eine besondere Motivation dar?

Peintner: Über dieses Spiel mache ich mir wenig Gedanken. Es kommt so viel zusammen, da muss ich mich auf das Wesentlich konzentrieren. Auf dem Eis wird sicher noch nicht alles eitel Wonne sein. Ich muss einfache Aktionen machen und kämpfen, die anderen Dinge kommen von selbst. Will man es zu gut oder zu viele Sachen machen, klappt meistens wenig. Ich will alles geben. Wenn die Mannschaft das gleiche macht, werden wir gut da stehen.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis