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„Ich blicke optimistisch in die österreichische Zukunft“

„Ich blicke optimistisch in die österreichische Zukunft“

Wenn der Name Alexander Antonitsch fällt, so werden die meisten an Tennis denken. Doch was die Wenigsten wissen, der gebürtige Villacher ist seit Kindestagen ein Freund des Eishockeysports und hat dazu beigetragen, dass seit 2009 St. Pölten auf der österreichischen Hockey-Landkarte zu finden ist.

Der europäische Ableger der „Okanagan Hockey Academy“, hat seine Zelte in der niederösterreichischen Landeshauptstadt aufgeschlagen und ist mittlerweile einer fixer Standort für amerikanische Nachwuchs-Scouts. Antonitsch erzählt LAOLA1, warum St. Pölten eine Hockey-Stadt ist, wieso er Österreichs Zukunft nicht negativ sieht und worauf er stolz ist.

LAOLA1: Wie kam es dazu, dass die „Okanagan Hockey Academy“ in St. Pölten ein Internat eröffnet?

Alexander Antonitsch: Begonnen hat alles damit, dass sich vor Jahren drei eishockey-verrückte Väter zusammengeschlossen haben, um in Wien einen Verein zu gründen. Irgendwann kam dann zusätzlich das Thema Schule auf und über Kontakte haben wir „Okanagan“ kennengelernt.  In Folge dessen sind die Kanadier nach St. Pölten gekommen und haben begonnen, Eishockey-Camps zu veranstalten.  Als die Eishalle fertig  war, hat „Okanagan“ sein Interesse an ein Europa-Engagement bekundet. Da sie für die Calgary Flames, Vancouver Canucks und Edmonton Oilers Nachwuchs-Camps organisieren, ist die Reputation von der „Hockey Academy“ dementsprechend sehr gut. Der Okanagan-Präsident hat in weiterer Folge vor dem Land Niederösterreich das Konzept präsentiert und eigentlich war von Beginn weg eine Begeisterung vorhanden.

Alex Antonitsch ist ein vielbeschäftigter Mann

Mittlerweile hat es sich zusätzlich zu einem Wirtschaftsfaktor für die Stadt St. Pölten entwickelt. Es sind an die 90 Kinder aus 20 Nationen im Internat, wovon aber die Hälfte der Spieler Österreicher sind. Betreut werden die Kinder von zwölf Vollzeit-Angestellten. Die Eishalle ist immer voll ausgelastet und bis auf zwei Wochen im Jahr, auch immer geöffnet. Weiter veranstalten wir Frühjahr- und Sommercamps. Und wegen den Turnieren und den Gastmannschaften, ist St. Pölten eine richtige Eishockey-Stadt geworden.

LAOLA1: Was sind die Ziele der Akademie und der dazugehörigen Mannschaft Lower Austria Stars I und Lower Austria Stars II?

Antonitsch: Zu aller erst muss der Wirtschaftsfaktor Eishockey hervorgehoben werden. Da die Halle von 7 Uhr in der Früh bis 22 Uhr am Abend geöffnet ist und bespielt wird, bringt sie viel Geld ein. Es sind zusätzlich 14.000 Nächtigungen pro Jahr und somit lukriert die Akademie 1,5 Millionen Euro für die Stadt. Zum anderen, steht die Entwicklung der Kinder im Vordergrund. Aber nicht nur im Punkto Eishockey, sondern auch die schulische. Weiter müssen die Kinder in Sozialprojekten mitarbeiten. Darunter wird verstanden, dass unsere 7. und 8.-Klässler 70 Sozialstunden pro Jahr zu absolvieren haben. Das finde ich persönlich sensationell! Und natürlich bekommen die Kinder durch die Übersee-Kontakte die Möglichkeit in den USA und in Kanada bei Turnieren mitzuspielen. Beachtlich ist, unsere 17-Jährigen werden zum Teil in der Erste Bank Youth Star League (EBYSL) abgeschossen, aber die Gleichen sind bei einem Turnier in Amerika vor mehreren Hundert Scouts Dritter geworden und haben nur gegen den Nachwuchs der Boston Bruins mit 1:2 verloren.

St. Pölten hat einen Goalie aus San Jose

LAOLA1: An Mexiko denkt man eher nicht, wenn man von Eishockey spricht.

Antonitsch: Da er aber aus San Jose (Anm.: NHL-Verein San Jose Sharks in Kalifornien) kommt, lachen die Menschen dort wahrscheinlich eher darüber, dass in Österreich Eishockey gespielt  wird. (lacht)

LAOLA1: Abgesehen vom Ausbildungsprogramm, die Ergebnisse in der EBYSL lassen doch ein wenig zu Wünschen übrig.

Antonitsch: Das letzte Mal hat die zweite Mannschaft von unseren EBYSL-Vereinen 25:1 gegen den Nachwuchs von Olimpija Ljubljana verloren. Wir hatten aber sieben Spieler kurzfristig  aus dem Kader gestrichen, weil diese 15 Minuten zu spät zum Schulunterricht kamen. Die schulische Ausbildung ist bei uns sehr wichtig und die Kinder müssen diszipliniert auftreten. Dass sie es hockey-technisch können, haben sie in Boston bewiesen. Was aber schon auch gesagt gehört, alle Spieler unserer EBYSL-Teams maturieren erst und sind dadurch 17, 18 Jahre alt und somit einige Jahre jünger als der Durchschnitt bei den anderen Vereinen. Und wenn bedenkt wird, dass wir einerseits in der Liga abgeschossen werden, aber mit Gleichaltrigen in den USA und in Kanada mithalten können, blicke ich optimistisch in die österreichische Eishockey-Zukunft.

LAOLA1: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Warum engagiert sich die Tennis-Legende Alex Antonitsch im Eishockey?

Antonitsch: Seit Kindheitstagen war die Eishockey-Begeisterung da. Und generell gibt es keinen Villacher oder Kärntner, der kein Eishockey-Freund ist. Dazu hatte ich viele VSV-Spieler als Freunde. Seit mein Sohn zum Eishockeyspielen begonnen hat, hat mich auch die Organisation gereizt. Vor allem hat mich die Kombination zwischen Sport und Schule interessiert. Ehrlich gesagt, ich bin schon ein bisschen stolz, was wir in vier Jahren auf die Beine gestellt haben. Wir haben bewiesen, dass in Österreich etwas möglich ist. Daher hoffe ich, dass andere Städte, Vereine und Eishallen mitziehen und auch von früh bis spät ausgelastet sind. Denn erst ab dann kann die Forderung nach neuen Hallen kommen. Zuerst muss das vorhandene Potenzial gänzlich ausgeschöpft werden, bevor zusätzliches gefordert wird.

 

Das Interview führte Alexander Planasch

<<<TV-Tipp: LAOLA1.tv zeigt am Freitag, 11.1.2013, 19:15 Uhr VSV - RB Salzburg LIVE>>>

Das heißt, das Ziel ist die Kinder für die Vereinigten Staaten und für die Junior Hockey League fit zu machen und zusätzlich heimische Spieler auszubilden. Mittlerweile stellen wir bereits einige Spieler für Österreich-Auswahlen. Die Zusammenarbeit mit dem ÖEHV und Alpo Suhonen (Anm.: ÖEHV-Sportdirektor) ist sehr eng und mit Jason O’Leary haben wir zudem den österreichischen U20-Nationalteamtrainer als Akademie-Leiter. Für die Zukunft schauen wir uns bereits nach einem weiteren Österreich-Standort um. Denn letztes Jahr hatten wir das erste Mal eine Warteliste und eine Damen-Eishockey-Akademie wollen wir auch gründen.

LAOLA1: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen EBEL-Vereinen, bzw. gibt es eine Zusammenarbeit?

Antonitsch: Anfangs wurden wir von allen beäugt, da wir Geld kosten und dies einigen missfiel. Weiter wird uns immer unterstellt, dass wir nur mit Ausländern spielen und dies den anderen Vereinen nicht fair gegenüber sei. Doch erwähnt soll schon noch werden, während die anderen Mannschaften nach den Playoffs zum Teil mit dem Training aufhören, spielen wir mit unseren Teams unter anderem bei Turnieren in Moskau, Riga und Prag mit. Dadurch werden wir inzwischen zu sehr vielen Gastturnieren eingeladen. Aber letztendlich wird die Zusammenarbeit mit den anderen EBEL-Vereinen von Jahr zu Jahr besser.

LAOLA1: Die Idee der Akademie ist somit die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, aber ein Profi-Betrieb wird nicht anvisiert?

Antonitsch: Nein. Wir wollen den Pool an Eishockey-Spielern erweitern und den Kindern Chancen geben. Einige werden nach der Ausbildung ihren Weg in den USA versuchen, wieder andere sind für EBEL-Vereine von Interesse und wieder andere werden zu studieren beginnen. Und was nicht vergessen werden darf: Für das Thema Integration sind wir ein Parade-Betrieb. Wir haben in unserem Kader wahrscheinlich den schnellsten Spanier auf Kufen und zudem einen mexikanischen Goalie aus San Jose.