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Zwei Nackenschläge und ein Migrations-Anstoß

Zwei Nackenschläge und ein Migrations-Anstoß

Es ist so eine Sache mit dem Karma.

Eine unachtsame Geste, eine Tat oder sogar ein Gedanke genügt oft und dieses spirituelle Etwas zahlt es einem gnadenlos heim.

Und vielleicht war es genau dieses verflixte Karma, das Österreichs Volleyball-Meister Hypo Tirol bei der Gruppen-Auslosung der diesjährigen Champions League im Rahmen der CEV-Gala zu sehr herausgefordert hatte.

Denn die Innsbrucker zogen mit Fenerbahce Istanbul (TUR), Lokomotiv Novosibirsk (RUS), Lube Banca Macerata (ITA) eines wahres Alptraumlos.

Zudem wurden bis Gäste der Veranstaltung Zeugen der Vorstellung des EM-Songs "Get it on" sowie der EM-Maskottchen.

Den Teufel an die Wand gemalt

Die Reaktionen beim Bekanntwerden der Gegner reichten von Funktionären, die fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlugen, bis hin zu lautem Gelächter, welches eindeutig in die Kategorie Galgenhumor fiel.

Nur einer blieb gefasst: Fred Laure.

„Als ich Hannes (Manager Kronthaler; Anm.) vor der Auslosung sagen hörte, dass er alles - nur nicht Novosibirsk und Macerata haben will, habe ich schon geahnt, dass es so kommen würde“, klärt der Libero der Tiroler auf, was das Karma so „verstimmt“ haben könnte.

Sportsman-Chef Krohne zieht Fenerbahce

Anstoß zum Auswandern

Aber ganz ehrlich: Wer spricht in Tirol schon von Karma? „Verschrien“ lautet das doch viel geflügeltere Wort.

Den Vorwurf, es verschrien zu haben, braucht sich Kronthaler aber nicht zur Gänze gefallen lassen, denn mit Fenerbahce wartet ein auf gewisse Weise sehr attraktiver Gegner auf die Seinen.

„Im Heimspiel gegen die Türken könnten wir in der Olympia World vor rund 8.000 Zuschauern spielen“, sinniert der Architekt des Innsbrucker Volleyball-Wunders bereits über die Möglichkeiten, die dieser – wenn auch sportlich große – Brocken bietet.

Wo liegt eigentlich Novosibirsk?

Dass Hypo Tirol nach Dynamo Moskau im Vorjahr (gewann die Gruppe) mit Macerata neuerlich das stärkste Team aus Topf vier gezogen hat, tat Kronthaler achselzuckend als „Pech“ ab.

Viel schwerer lag ihm und seinen Spielern Novosibirsk im Magen. Von explodierenden Reisekosten war alsbald die Rede. „Da müssen wir für das Auswärtsspiel ja fast eine Woche einplanen“, ächzte Kronthaler.

„Ich hoffe, da gibt es einen Direktflug von Innsbruck“, leistete auch Laure seinen galgenhumoristischen Beitrag. Die russische Stadt, die gemäß der Breitengrade beinahe schon auf Höhe der Mongolei liegt, ist über 4.800 km von Innsbruck entfernt.

Kühler Empfang

Hinzu droht Österreichs Meister ein Spieltermin im Winter. Temperaturen von unter minus 40 Grad Celsius sind dort keine Seltenheit. Für die Tiroler ist das nichts Neues, sind sie doch schon erprobt in Auswärtsspielen auf russischem Boden.

„Die tiefen Temperaturen sind kein Problem. Die Hallen waren bislang jedes Mal gut geheizt“, meint Laure.

Dennoch werde man sich zumindest sportlich ganz warm anziehen müssen.

Reinhold Pühringer