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Kommt einer der "Big Four" zu den Erste Bank Open?

Kommt einer der

Das Starterfeld der Erste Bank Open (17. bis 25. Oktober) ist bekannt.

David Ferrer, Vorjahresfinalist und Weltranglisten-Achter, führt das starke und ausgeglichene Feld an. Milos Raonic, Kevin Anderson, John Isner, Jo-Wilfried Tsonga, Ivo Karlovic und Gael Monfils sind neben Lokalmatador Dominic Thiem die klingendsten Namen.

Der ganz große Kracher blieb hingegen aus. Bisher. Denn die Veranstalter hoffen nach wie vor auf die kurzfristige Zusage eines absoluten Top-Stars.

Wie stehen die Chancen bei den „Big Four“ Novak Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal und Andy Murray? Wer hat schon abgesagt? LAOLA1 hat sich bei Turnierdirektor Herwig Straka nach dem Status quo erkundigt:

Novak Djokovic

Der Weltranglisten-Erste hat eine sensationelle Saison hinter sich. Sieben Turniere konnte der Serbe heuer bereits gewinnen, davon drei Grand Slams. Hätte er das Finale der French Open nicht überraschend gegen Stan Wawrinka verloren, wäre er der erst zweite Spieler der „Open Era“ geworden, dem der Grand Slam in einem Jahr gelingt. 2007 triumphierte der „Djoker“ in Wien und feierte seinen siebten Titel auf der ATP-Tour, den ersten bei einem 500er-Turnier. Inzwischen gehören die Erste Bank Open wieder dieser Kategorie an, so ist ein Antreten des Becker-Schützlings nicht auszuschließen. Das bestätigt auch Straka: „Ich habe bei den US Open Gespräche mit seinem Management geführt, abgesagt hat er noch nicht. Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass Interesse besteht.“ Wie stehen die Chancen auf ein Antreten des aktuell besten Tennisspielers der Welt? „Man muss abwarten, wie er in den nächsten Wochen spielt. Er hat zuletzt viel gespielt, es könnte sein, dass er sich eine Pause gönnt“, hält der Turnierdirektor den Ball flach.

 

Roger Federer

Obwohl Federer aktuell hinter Djokovic „nur“ die Nummer zwei der Welt ist, wäre sein Antreten das Nonplusultra. „Ich denke, er ist immer noch der beliebteste Spieler auf der Tour. Wir bemühen uns intensiv um ihn“, macht Straka keinen Hehl daraus, dass „FedEx“ sein sentimentaler Favorit ist. Auch aus Marketing-Sicht wäre Federer ideal. Er zieht die Massen an wie kein Anderer, die Karten würden sich wie warme Semmeln verkaufen lassen. „Mit Roger laufen die Gespräche. In New York habe ich sogar persönlich mit ihm gesprochen, er ist nicht abgeneigt. Er hat in den letzten Jahren immer wieder betont, dass er noch einmal in Wien spielen will“, gibt Straka Einblick in seine intensiven Bemühungen. „Eigentlich ist heuer die letzte Chance, da das Turnier eine Woche vor Basel stattfindet. Ab nächster Saison findet Basel gleichzeitig mit uns statt, da haben wir keine Chance. Roger muss in Basel spielen, das wäre, als würde Dominic Thiem in Basel statt in Wien spielen.“ Apropos Dominic Thiem: der Niederösterreicher würde sich über ein Kommen des Schweizers nicht ganz so sehr freuen. „Ich wünsche mir eigentlich keinen Topstar in Wien, weil ich will, dass das Feld nicht allzu stark besetzt ist“, lacht er. „Roger Federer tut aber jedem Turnier gut.“

 

Rafael Nadal

Die langjährige Nummer eins der Welt befindet sich in der Krise. In der Weltrangliste rutschte er auf die siebte Position ab. So gesehen müssen Fans des Spaniers hoffen, dass er noch etwas tiefer in die Krise schlittert. Je schlechter Nadal im Oktober im Ranking platziert ist, desto größer werden die Chancen auf ein Antreten. Wenn der 14-fache Grand-Slam-Sieger nämlich noch Punkte benötigt, um unter die ersten Acht und somit zu den ATP Finals zu gelangen, könnte er erstmals in Wien aufschlagen. „Bei Rafael ist die Situation etwas anders. Es könnte sein, dass er kurz vor dem Turnier noch Punkte braucht, um sich für die ATP Finals in London zu qualifizieren. Erst vor kurzem habe ich ein E-Mail von seinem Management erhalten, der Kontakt ist also vorhanden“, bestätigt Straka. Dabei setzt er auf eine gewiefte Taktik: „Wir müssen abwarten, wie sich die nächsten Wochen entwickeln. Wir halten die Gespräche am köcheln. Wenn wir merken, er scheidet irgendwo früh aus – zum Beispiel in Shanghai – intensivieren wir den Kontakt und machen den Deckel des Kochtopfs auf. So war es letztes Jahr bei Andy Murray auch.“

 

Andy Murray

Auch der Titelverteidiger aus Schottland lässt seinen Start offen. Nach seinem Triumph im Vorjahr betonte er immer wieder, erneut nach Wien kommen zu wollen. Sein Sieg im Vorjahr spricht zwar für ein erneutes Antreten, die Vorzeichen stehen aber schlechter als im Vorjahr. 2014 benötigte der 28-Jährige noch Punkte, um es zu den ATP Finals zu schaffen, dieses Jahr hat er bereits jetzt sein Ticket für London in der Tasche. Sollte Murray in Shanghai frühzeitig ausscheiden, könnte er früher nach Europa zurückkehren und sich für die Erste Bank Open entscheiden.

 

Wer hat schon abgesagt?

Lediglich zwei aktuelle Top-10-Spieler kommen definitiv nicht zu den Erste Bank Open. Der Japaner Kei Nishikori bleibt in Asien. „Er muss dort viel spielen und hat seine Verpflichtungen. Deshalb kommt er in dieser Zeit nicht nach Europa“, zeigt Straka Verständnis. Auch der Schweizer Stan Wawrinka wird nicht in der Stadthalle aufschlagen. Der Kroate Marin Cilic, nach den US Open auf Rang 14 abgerutscht, kommt definitiv nicht. „Sonst laufen die Gespräche mit allen Spielern.“

Was ist realistisch?

Noch ist es ein offenes Rennen. Die Chancen, dass ein „Kracher“ kommt, stehen 50:50. Bei Djokovic sind sie wohl am geringsten einzuschätzen, bei Federer, Nadal und Murray ist alles offen. „Man kann nicht erwarten, dass einer kommt. Keiner der absoluten Top-Stars hat die Tür zugemacht. Wir freuen uns, wenn es passiert, wie es in den letzten Jahren war. Wenn es nicht passiert, geht die Welt auch nicht unter. Wir haben ein starkes Teilnehmerfeld mit einem Lokalmatador in toller Form“, resümiert Straka. Da die Erste Bank Open erst spät die Zusage für die 500er-Lizenz bekamen, war es nicht möglich, von Jahresbeginn an auf Spieler zuzugehen. Ein entscheidender Nachteil, da die Top-Stars bereits früh in der Saison den Kalender durchplanen. Im nächsten Jahr wird Straka daher noch offensiver. „Wenn es heuer nicht gelingt, werden wir es im nächsten Jahr noch intensiver versuchen. Dann sind wir von Beginn an an den Top-Stars dran.“

 

Matthias Nemetz