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"Sie spielen zu sehen, ist ein Privileg für jeden Fan"

Martina Navratilova gratulierte noch auf dem Platz, Steffi Graf schickte Glückwünsche aus Las Vegas: Mit ihrem 19. Grand-Slam-Titel hat die neue Australian-Open-Königin Serena Williams nur noch die Größte der Tennis-Branche vor sich.

"Sie spielen zu sehen, ist ein Privileg für jeden Tennisfan. Gut gemacht, Serena", schrieb Graf am Sonntag auf Facebook.

Mit 22 Grand-Slam-Titeln führt die in Las Vegas lebende frühere Ausnahmespielerin noch immer die Allzeit-Wertung in der Historie des Profi-Tennis an - doch nach ihrem sechsten Titel in Melbourne fehlen Williams jetzt nur noch drei Triumphe bei den vier wichtigsten Turnieren, um mit der siebenfachen Wimbledonsiegerin gleichzuziehen.

Steffi Graf als Vorbild

"Was für eine Ehre, das von meinem Vorbild zu hören", erwiderte die Jüngere der beiden Williams-Schwestern auch prompt den Graf-Gruß.

Fast 16 Jahre nach ihrem ersten Major-Titel bei den US Open 1999 verewigte sich die Weltranglisten-Erste im Alter von 33 Jahren und 127 Tagen als älteste Turniersiegerin und ließ Navratilova und Chris Evert (jeweils 18) in der ewigen Grand-Slam-Wertung hinter sich.

"Ich würde liebend gerne die 22 erreichen. Die 19 waren schon schwer, und es hat 33 Jahre gedauert. Aber erst einmal muss ich 20 schaffen, und dann 21.

Es gibt mittlerweile so viele tolle junge Spielerinnen, das wird schwer", sagte Williams, als sie am Samstagabend um kurz vor Mitternacht zur Pressekonferenz erschien und für ihre Verhältnisse fast schon bieder-langweilig aussah in ihrer gepunkteten Trainingsjacke.

Bedauernswerte Sharapova

Bedauernswerte Sharapova
Hatte im Finale keine Chance

Mit einem 6:3,7:6(5)-Sieg gegen die bedauernswerte Maria Sharapova hatte Williams in ihrem 23. Grand-Slam-Endspiel nicht nur sportlich, sondern auch auf ihrer Ehrenrunde und mit der "wohl längsten Ansprache, die ich jemals gehalten habe", die Zuschauer in der Rod-Laver-Arena verzückt.

Ein verkleideter fremder Mann mit grüner Perücke und Tennisbällen im Dekollete durfte sich über die Tribünenumrandung beugen und ihr einen Kuss auf die Wange drücken.

Einem Fan rief sie "Ich liebe dich auch" zu, und in einem der zahlreichen Siegerinterviews erzählte Williams freimütig, dass sie sich in der 13-minütigen Regenpause in der Kabine übergeben habe.

Rechtzeitig zum obligatorischen Foto-Shooting vor dem Royal Exhibition Building in den Carlton Gardens hatte am Sonntag nicht nur der morgendliche Dauerregen aufgehört.

Müde Williams

Williams war zwar "sehr müde" und hatte "tote Beine", wie sie zu Protokoll gab, war aber ansonsten auch von ihrem Outfit her wieder in Grand-Slam-Laune.

Die Haare streng nach hinten gebunden, posierte sie in einem bauchfreien Top aus schwarzem Leder, weißem knielangem Rock und hochhackigen Sandalen mit dem silbernen Daphne Akhurst Memorial Cup für die Fotografen und erzählte mit reichlich Pathos: "Ich wollte immer mein Bestes geben und ich wollte die Beste sein, und ich wusste, dass ich es vielleicht immer ein bisschen mehr wollte als alle anderen. In meinem Herzen wollte ich es so sehr."

Sollte die dominanteste Figur im Damen-Tennis seit Graf gesund bleiben und ihr beängstigendes Niveau auch nur annähernd halten, dürfte der Graf-Rekord fallen.

Jedes Jahr ein Grand Slam

"Mein Ziel ist es, jedes Jahr einen Grand Slam zu gewinnen. Jetzt ist mir das gelungen, was mir viel Druck von den Schultern nimmt. Jetzt kann ich entspannt sein und noch besser spielen", sagte Williams - was fast wie eine Drohung klang.

Denn obwohl die Weltranglisten-Zweite Sharapova zumindest im zweiten Satz eine ebenbürtige Gegnerin war und Williams körperlich und mental "ans Limit trieb", wie es die Amerikanerin später formulierte, verlor die 27-jährige Russin auch das 16. Duell in Serie und betonte fast schon ehrfürchtig: "Ich gratuliere Serena dafür, Geschichte geschrieben zu haben. Es ist eine Ehre, gegen sie zu spielen."