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"Habe ein super Team um mich herum aufgebaut"

„Wenn’s laft, dann laft’s!“

Nach seinen zwei Turniersiegen auf Challenger-Ebene (Timisoara, Posen) ist Andreas Haider-Maurer nun auch auf der ATP-Tour erfolgreich unterwegs.

Am Dienstag zog er mit einem glatten Zwei-Satz-Sieg über den Tschechen Jiri Vesely ins Achtelfinale von Umag ein.

Dort bekommt es der 26-jährige Waldviertler, der sich in der aktuellen Weltrangliste wieder zurück unter die Top 100 schob, am Donnerstag mit dem an zwei gesetzten Andreas Seppi zu tun.

Haider-Maurer mit viel Selbstvertrauen

„Seppi spielt derzeit eine super Saison, aber ich habe sicherlich meine Chance“, geht die Nummer 96 des ATP-Rankings mit breiter Brust in die Partie.

Das Selbstvertrauen ist laut „AHM“ auch der größte Unterschied zu Saisonbeginn, als es nicht nach Wunsch lief.

Erst seit der Trennung von Coach Werner Eschauer und dem Engagement von Ex-Melzer-Coach Joakim Nyström im Mai geht es wieder bergauf.

Darüber spricht Haider-Maurer im LAOLA1-Interview genauso wie über eventuelle Parallelen zu Yvonne Meusburger und die spezielle Vorfreude auf Kitzbühel.

LAOLA1: Gratulation zu deiner Rückkehr in die Top 100 und zu deinem derzeitigen Erfolgslauf. Wie kam es zu diesem Leistungs-Aufschwung?

Andreas Haider-Maurer: Derzeit kann ich mich wirklich nicht beschweren. Ich habe eigentlich schon die ganze Zeit gut trainiert, mich aber beim Sieg in Timisoara über einige knappe Partien durchgekämpft. Dadurch ist das Selbstvertrauen zurückgekommen und ich habe immer besser gespielt. Das Selbstvertrauen ist jetzt sicherlich deutlich höher, als es noch vor ein paar Monaten war. Das ist wohl der größte Unterschied.

LAOLA1: Seit den French Open arbeitest du mit dem ehemaligen Melzer-Betreuer Joakim Nyström zusammen. Welchen Anteil hat er am derzeitigen Erfolgslauf?

Haider-Maurer: Er hat mir sicher viel geholfen, aber auch die Trainingseinheiten mit meinem Bruder Mario und Christian Kohl waren sehr wichtig für mich. Wobei Nyström weder in Rumänien noch in Polen mit war. In den Trainingswochen davor war er aber dabei. Das hat sicher einiges dazu beigetragen. Da habe ich mir einiges an Feinschliff holen können.

LAOLA1: Wie schaut die Zusammenarbeit mit Nyström im Detail aus?

Haider-Maurer: Wir haben circa 25 Wochen im Jahr ausgemacht, was eigentlich eh recht viel ist. Im vergangenen Monat hatte er einige Termine, wie das Senioren-Turnier in Wimbledon, wegen derer er nicht mit mir mitkommen konnte. Nächste Woche in Kitzbühel ist er erstmals seit Wimbledon wieder mit dabei.

LAOLA1: Zu Jahresanfang hast du noch unter Werner Eschauer trainiert. Warum hat es da nicht mehr geklappt?

Haider-Maurer: Es hat einfach überhaupt nicht mehr funktioniert. Ich habe bei den Turnieren meine Leistung nicht mehr gebracht und da muss man dann natürlich irgendeine Veränderung suchen. Nyström hatte zu diesem Zeitpunkt gerade die Zusammenarbeit mit dem US-Amerikaner Jack Sock beendet. In Miami sind wir einmal kurz ins Gespräch gekommen. Danach haben sich auch mein Manager Bernd Haberleitner und er zusammengesetzt und wenig später ist bereits alles fixiert worden.

LAOLA1: Habt ihr im Training auf etwas Besonderes wert gelegt?

Haider-Maurer: Ich versuche einfach, aggressiver zu spielen – sowohl im Training als auch im Match. Ich dominiere die Ballwechsel jetzt viel mehr, als es noch zu Jahresbeginn war.

Der ehemalige Melzer-Coach Joakim Nyström

LAOLA1: Inwiefern war der Erstrunden-Sieg in Umag wichtig, da es in der Vergangenheit oft beim Umstieg von Challenger- auf ATP-Tour-Ebene haperte?

Haider-Maurer: Der Sieg war sicher sehr wichtig. Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass ich heuer kaum auf der Tour gespielt habe. In erster Linie habe ich zu Jahresbeginn einfach kein gutes Tennis gespielt. Auch Ende des letzten Jahres hat es schon nicht gepasst. Ich war verunsichert und habe mich nicht gut gefühlt. Deshalb haben wir uns dann ja auch entschlossen, dass wir etwas am Team ändern.

LAOLA1: Du hast im September 220 Punkte zu verteidigen. Hat dir das in den letzten Wochen schon ein bisschen im Hinterkopf herumgespukt bzw. hat der Druck durch die zwei Turniersiege wieder etwas nachgelassen?

Haider-Maurer: Das sind natürlich ein Haufen Punkte – keine Frage. Durch die letzten Wochen ist der Druck jetzt wieder weg. Ich kann natürlich wieder um ein paar Plätze zurückfallen. Selbst wenn das passiert, kann ich aber immer noch weiter jene Turniere spielen, mit denen ich mich wieder zurück in die Top 100 kämpfen kann. Außerdem hat eh jeder Spieler bestimmte Monate, in denen er viele Punkte zu verteidigen hat. Mit diesem Druck muss man umgehen können. Ich habe ja auch den Anspruch, noch weiter nach vorne zu kommen.

LAOLA1: Vor allem nächste Woche in Kitzbühel ist die Chance groß, ordentlich zu punkten.

Haider-Maurer: Da ist sicherlich einiges möglich. Natürlich, aber jede Runde ist eine schwere Aufgabe. Mir taugt es momentan, dass ich endlich wieder das Spiel spiele, das ich mir vorstelle. Wenn ich das halten kann und weiter daran arbeite, dass es noch besser wird, kommt das andere eh von alleine.

LAOLA1: Körperlich hast du derzeit keine Probleme, oder?

Haider-Maurer: Nein, alles bestens. Ich muss nur bald einmal eine Woche Regeneration machen. Eigentlich wollte ich das in dieser Woche machen, da ich in Umag aber gerade noch reingerutscht bin, wollte ich nicht auf diese Möglichkeit verzichten. So oft hatte ich bislang ja nicht die Chance, bei einem ATP-Turnier zu spielen.

LAOLA1: Mit welchen Erwartungen fährst du nach Kitzbühel?

Haider-Maurer: Die Vorfreude ist natürlich groß. Meine Freundin ist Tirolerin und deshalb bin ich immer wieder gerne in Kitzbühel. Die Bedingungen sind aber immer sehr schwierig, weil es sehr schnell ist. Es hängt auch viel von der Auslosung ab. Ich will heuer auf jeden Fall die erste Runde überstehen. In den beiden vergangenen Jahren ist mir das ja leider nicht gelungen.

Das Gespräch führte Christian Frühwald

LAOLA1: In der vergangenen Woche hat Yvonne Meusburger mit 29 Jahren in Bad Gastein ihr erstes WTA-Turnier gewonnen. Auch wenn es Damen-Tennis ist: Geben solche Beispiele zusätzlichen Mut, dass noch einiges drin ist?

Haider-Maurer: Das kann man schwer vergleichen. Es ist mittlerweile im Tennis allgemein so, dass das Alter immer höher wird. Ich glaube, in den Top 100 ist das Durchschnittsalter schon bei 28, 29 Jahren. Früher war es noch möglich, dass man mit 20 Jahren vorne mitspielen und Turniere gewinnen konnte. Das gibt es heute nicht mehr.

LAOLA1: Woran liegt das deiner Meinung nach?

Haider-Maurer: Das liegt in erster Linie an den körperlichen Eigenschaften. Die Dichte ist einfach so enorm groß, dass man mit 19, 20 Jahren nicht mehr diese Konstanz und Kraft haben kann, um es unter die Top 100 zu schaffen. Dafür sind die älteren Spieler einfach zu fit und austrainiert. Es gibt natürlich immer wieder Ausnahme-Talente, aber selbst ein Grigor Dimitrov ist schon 22 Jahre alt. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders.

LAOLA1: Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist die Vorfreude auf die kommenden Jahre wahrscheinlich groß. Schließlich bist du jetzt im besten Tennis-Alter.

Haider-Maurer: Bei mir ist sicher viel drin. Ich muss nur schauen, dass ich weiter hart an mir arbeite. Ich habe mir jetzt ein super Team um mich herum aufgebaut. Ich glaube schon, dass es in Zukunft für mich gut ausschaut.