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Was in der Weihnacht "wirklich" geschah

Was in der Weihnacht

Blüht der katholischen Kirche nach dem Da Vinci Code der nächste Skandal? Mit Sicherheit nicht deswegen: Der LAOLA1-Redaktion wurde ein hoch brisantes Buch zugespielt - das längst verschollen geglaubte Evangelium des Heiligen Jürgen. Im Kapitel Satire, ab Vers 33 ist zu lesen, was in der Weihnacht tatsächlich geschah:

 

Es war der 24. Dezember, kurz nach acht Uhr abends. Eigentlich wollte ich zu Iveta ins Wohnzimmer rübergehen, doch sie hat gemeint, ich würde nur das Christkind vertreiben. Dass sie aber trotzdem drüben sein durfte, fand ich urunfair.

Stattdessen sollte ich in der Gaststube noch den Boden fegen. Eigentlich kam mir das aber eh gelegen, denn ich musste noch mein Geschenk für sie einpacken. Was das war? Eine Packung Tennis-Bälle. Nicht, dass sie nicht schon welche hätte, aber als wir uns im Sommer in Wimbledon kennenlernten, hat sie mir einmal zugeflüstert: „I like new balls.“

Als ich jedenfalls gerade die Schleife draufmachen wollte, wurde die Eingangstür aufgerissen. Herein trat ein kleiner Mann voll mit Schnee. Nach kurzem Innehalten ertönte eine tiefe Stimme.

„Draußen vom Walde komm ich her und ich muss dir sagen, hier drinnen hat’s um kein Grad mehr“, schüttelte sich das Männchen und sprang sofort von Heizkörper zu Heizkörper, um selbige voll aufzudrehen. Leo sei sein Name und mit Energie sowie mit langen, kalten Windtner kenne er sich bestens aus, das behauptete er zumindest.

Wenn der Kaiser ruft

„Wo bin ich hier überhaupt?“, hatte er im Schneesturm die Orientierung verloren. „In Betlevec“, retournierte ich. „Das ist mir ein böhmisches Dorf“, schüttelte Leo irritiert den Kopf. Damit hatte er vollkommen Recht.

Er meinte, er würde mein Gesicht kennen. Er glaubte sich zu erinnern, dass ich bis vor kurzem noch in Wien was am Laufen gehabt hätte. Ich stimmte ihm zu, erklärte ihm aber, dass ich dieses chlorreiche Kapitel hinter mir gelassen hätte und nun im Wirtshaus der Eltern meiner neuen Freundin aushelfe.

Was ihn hierher führte: „Ich bin mit meiner Gefährtin Willi gerade auf dem Weg nach Polen und in die Ukraine.“ Der große Kaiser Michel hätte dort eine große europäische Punktezählung ausgerufen. „Jeder, der etwas auf sich hält, ist dort vertreten“, meinte Leo.

Willi wäre aber hochschwanger und ihrem Esel, der sie dorthin bringen sollte, wäre die Puste ausgegangen. Ich ließ mir von ihm das Tier zeigen. Wir gingen hinaus, wo Willi mit dem Vierbeiner wartete. Die Dame war tatsächlich kugelrund, angefangen vom Bauch bis hin zu den Bäckchen im Gesicht.

Im dichten, dichten Wald

Der Esel war schon alt, trotzdem fand ich ihn mit seiner langen, silber glänzenden Mähne durchaus hübsch. „Eigentlich heißt er Didi“, raunzte Leo. Was bedeutet „eigentlich“?

Willi schaltete sich ein: „Eigentlich deshalb, weil er auf niemanden hört. Er geht stur seinen Weg. Das beste Beispiel war, als wir vor einigen Monaten durch einen schier undurchdringbaren Wald geritten sind. Anstatt es über die Seiten zu probieren, hat er es immer wieder durch die Mitte versucht.“

Wie sollte ein Tier das auch wissen, dachte ich mir still. Allmählich tat mir der Esel mit seinen großen, treuherzigen Augen ein wenig leid. Mit so viel Möchtegern-Klugheit auf dem Rücken hätte es wohl jeder schwer. Aus Mitleid warf ich Didi, der gerade aus einer Futterschüssel fraß, noch ein Karottenstück hin. Doch Didi schien alles, was über den Tellerrand hinausging, zu ignorieren.

Bei Frauen soll Didi ganz gut ankommen
„Er ist halt nicht mehr so auf Zsak wie früher, vielleicht gebe ich ihn der Wohlfahrt“, meinte Leo constantiniert.

Lieber durch Ringe springen

Didi war nicht das erste Haustier, das die beiden hatten. Bis vor kurzem hatten sie sich einen Delfin namens Dinko gehalten.

Was aus ihm geworden ist? „Am Anfang des Jahres wollten wir bei einer Routine-Untersuchung ein Blutbild machen lassen, doch er wollte sich nicht stechen lassen“, schilderte Leo.

„Wahrscheinlich hatte er Angst vor Spritzen“, warf Willi ein. Leos Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er das nicht glaubte. „Ich war so sauer, dass ich ihn am liebsten zwei Jahre eingesperrt hätte, dann hat mich Willi aber überredet, dass ich ihn doch freilasse. Laut seinem GPS-Chip ist er gerade auf dem Weg Richtung London."

Schneeweiße Träume

Als sich die immer schwerer schnaufende Willi kurz auf die Toilette verabschiedete, wollte ich von Leo wissen, was zwischen den beiden nun Sache ist. „Unser Beziehungsstatus auf facebook lautet ‚Es ist kompliziert‘“, deutete Leo vielsagend an.

 Auf meine Frage, ob das Kind nun von ihm sei, war er sich nicht ganz sicher. „Ich hab einen dieser engelsgleichen ÖSV-Adler im Verdacht. Dieser Kofi ist ihr sogar einmal im Traum erschienen. Und wer ihn kennt, der weiß, dass er momentan doch alles besteigt, wo nicht zwei oder drei draufsteht.“

Etwas neben der Spur

Plötzlich hörten wir Willi laut aufschreien. Es war so weit: Das Kind kam. „Ich kann euch noch einen beheizten Rasenplatz samt Kabinen zum Nächtigen anbieten“, offerierte ich Leo, der sichtlich erstaunt war: „Damit hätte ich nicht gerechnet, weil so etwas bei uns zu Hause Mangelware ist.“

Als wir auf besagten Platz übersiedelten, vernahm ich ein Rauschen in der Ferne, das sich schnell näherte. Es waren die ÖSV-Adler, die mit ihrem PKW über die schneebedeckte Fahrbahn förmlich heranflogen. Ich lief ihnen entgegen: „Woher kommt ihr denn auf einmal?“

„Wir haben heute in einer österreichischen Tageszeitung gelesen, dass diese bereits vor zwei Wochen gewusst hat, dass hier heute ein ganz besonderes Kind geboren wird“, entgegnete mir Morgi durch das Fahrerfenster.

Ohne Navi hatten sie aber leichte Orientierungsprobleme. Ein Disco-Türsteher aus Ostia hätte ihnen aber den Weg erklärt. Morgi: „Der hat wirklich jedem gezeigt, wo es langgeht – und so haben wir fünf dann hergefunden.“

Also in unserer Vorstellung sieht die Willi ungefähr so aus

„Was heißt da fünf? Ihr sitzt da doch nur zu viert drinnen“, war ich etwas verwirrt. Morgi reckte daraufhin seinen Kopf aus dem Fenster. Nach einem Blick auf das Auto-Dach, fragte er mich noch, ob ich ihr neuer Koch werden möchte, doch ich lehnte ab. „Mit Kellnern bin ich momentan schon genug gefordert.“

Zuerst Unvernunft, dann Niederkunft

Kofi schickte sich an, mit seiner Gitarre der werdenden Mutter ein Lied darzubringen. Ich wollte ihm noch davon abraten, doch da hatte Leo bereits zu wüten begonnen. Nur so viel sei gesagt: Schlieri war diesmal nicht der einzige, der unfreiwillig in den Schnee musste.

„Ist vielleicht eh besser so, wir müssen sowieso noch beim Pointifex erscheinen“, meinte Morgi, als er mit den anderen in den Wagen hechtete und den Motor aufheulen ließ. Doch anstatt gleich loszudüsen, warteten sie noch bis die Ampel auf Grün sprang.

Währenddessen hörte ich erste Kindsschreie aus der Kabine. Als ich hineineilte, fiel mir sogleich Leo um den Hals. Er jubelte: „Es ist ein Schweizer, ein Schweizer! Marcel soll sein Name sein und er soll uns, also Willi und mich, in eine bessere Zukunft führen.“

Mit reichen Gaben

Wer nun glaubt, dass nun endlich stille Nacht herrschte, der irrte. Von draußen waren erneut Motorengeräusche und alsbald das Scheppern von Auto-Türen zu hören. Kommen die ÖSV-Heinis etwa zurück?

Nein, drei illustre Gestalten betraten die Kabine und stellten sich demütig vor: „Unsere Namen lauten Aleks, David und Marko und wir sind die drei ÖFB-Prinzen, die fußballerisch morgen das Land übernehmen. Als wir Gerüchte hörten, dass uns heute hier der Heiland geboren wird, haben wir uns von weither auf die Reise gemacht, um ihm unsere Gaben dar niederzulegen.“

Aleks impfte dem kleinen Marcel einen Dialekt ein, der ihn für einen Mann in seiner Position einzigartig macht. David schenkte dem Kleinen zwei Musik-CDs, eine von seiner Schwester und eine von Justin Bieber. Und von Marko bekam Marcel drei Filme für Erwachsene. „Jö, 3 Pornos“, staunte der Beschenkte. „Diesen kann ich besonders empfehlen“, deutete Marko auf die Hülle mit der Aufschrift „Saftladen“.

Marko war sichtlich erleichtert, dass dem Jüngling seine Gaben gefielen. „Na, wer hat jetzt hier die Champions League gewonnen?“, fragte er rhetorisch in die Runde. Währenddessen wischte er einen alten Lutscher von der Kabinen-Bank runter, um sich auf ihr niederzulassen.

LAOLA1 wünscht allen Frohe Weihnachten und einen Santa in Hochform!

„Mich wundert, dass ihr euch bei dem Schneesturm nicht verirrt habt“, sagte ich zu David. „Ein Disco-Türsteher hatte uns geraten, einfach dem Morgenstern zu folgen. Am Wegesrand haben wir dann plötzlich Marko aufgelesen. Ihm war bei der Raststätte sein Auto gestohlen worden.“ Marko grinste abwertend: „Wurscht, das hatte ich mir ja eh nur ausgeliehen.“

Unerfreuliches Gezwitscher

„König Schneckerl hat soeben getwittert, dass er alle Säuglinge in diesem Landkreis töten lassen will“, haute Aleks in die beinahe schon friedliche Stimmung dazwischen. Warum das auf einmal?

„Er hat in seinem Horoskop für das Jahr 2025 gelesen, dass ihn der kleine Marcel als Analytiker ablöst“, fuhr der Prinz aus Basel fort. Leo stockte der Atem: „Wenn Schneckerl den Jungen in die Hände bekommt – na dann gute Nacht!“

Beim Anblick der schockierten Gesichter spürte ich, dass es Zeit war zu handeln. „Ich weiß, was zu tun ist“, quoll es aus mir förmlich heraus. „Ich werde King Roger darüber informieren und er wird uns helfen“, sagte ich wohlwissend, dass ich Roger seit April in der Tasche habe – zumindest was seine Telefonnummer in meinem Handy anbelangt.

Federerleichtes Haar

Da mein Speicher aber scheinbar nur temporär funktionierte, benutzte ich meine ganz persönliche Kurzwahl für ihn: 64-64. Sofort hatte ich Roger am Ohr, der mir versprach, Schneckerl mit einem haarglättenden Shampoo milde zu stimmen.

Leo und Willi weinten vor Freude, Marcel quietschte in der Krippe fidel vor sich hin – kurzum: Ich habe das Fest gerettet. Das Elternpaar gelobte, statt nach Polen/Ukraine zu reisen, doch lieber fernzusehen und dafür alle Mittel in einen Brasilien-Trip zu investierien. Auch in ihrer Beziehung standen sie vor einem Neuanfang.

Alle waren glücklich. Nicht ganz.

Ich hatte im Stress völlig auf Iveta vergessen. Was soll’s, sagte ich mir. Sie hatte zwar gemeint, sie wolle mit mir heute noch ins „Tie-Break“ gehen, doch unter uns gesagt: Mit Krawatten habe ich sowieso nichts am Hut. Außerdem besagt eine alte Redensart, dass es Frauen ohnehin wie Sand in Paris gibt.

Ein Frohes Fest!

Euer Jürgsi

 

 

Reinhold Pühringer


Das LAOLA1-Team wünscht euch ein frohes Fest und erholsame Feiertage!