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"Zuschauer werden sicher nicht enttäuscht sein"

2011 – es ist das Jahr der Heim-Turniere.

Den Anfang machte die Weltmeisterschaft im American Football im Juli, im September kommt es zur Volleyball-EM in Österreich und Tschechien.

Dazwischen liegt die Weltmeisterschaft im Faustball. Wie unterscheidet sich diese Veranstaltung von den beiden anderen?

Der Gastgeber geht als Titelverteidiger und Mitfavorit ins Turnier.

Freilich ist Faustball hierzulande eine Randsportart mit geringem Bekanntheitsgrad.

Die WM, die bereits zum dritten Mal nach 1968 (Linz) und 1990 (Vöcklabruck) in Österreich stattfindet, wird erstmals an fünf Spielorten ausgetragen.

Wien, Salzburg (Vorrunde), Linz, Kremsmünster (Zwischenrunde) und Pasching (Finalspiele) heißen die Städte mit den Spielstätten.

„Wir sind zuversichtlich, ein Highlight setzen zu können“, ist sich Karl Weiß, Präsident des heimischen Verbandes (ÖFBB), sicher.

LAOLA1 erwischte den Linzer auf dem Weg von seiner Heimatstadt nach Wien, als er gerade Materialien für die WM in die Bundeshauptstadt lieferte.

„Bei uns ist es so üblich, dass der Präsident viel arbeiten muss“, lacht Weiß und hebt auch hervor, dass hierbei viel auf Ehrenamtlichkeit basiert.

Im LAOLA1-Interview spricht der Verbandschef über die Ziele und die Herausforderungen dieser WM.

LAOLA1: Das Warten hat ein Ende: Ist die Anspannung schon zu spüren?

Karl Weiß: Ja, vor allem in jener Hinsicht, ob das Organisatorische und die Strukturen passen. Wir haben zwar schon Erfahrung in solchen Bereichen, aber nicht von dieser Größenordnung mit fünf Spielorten. Das hatten wir noch nie.

LAOLA1: Es ist die dritte WM in Österreich, wohl aber eine ganz andere Kategorie.

Weiß: Bei der ersten WM war ich gerade in meinen Anfängen des Spielens, da habe ich das gar nicht so richtig mitbekommen. Bei der zweiten war ich selber in Linz bei meinem Verein im Organisationskomitee dabei. Ich habe selber schon Europameisterschaften organisiert, aber alle nur an einem Ort. Eines kann man schon sagen: Es steigert sich von Event zu Event und man möchte sich immer besser präsentieren. Faustball ist in Österreich nicht so bekannt, als dass jeder gleich wissen würde, dass ein Turnier stattfindet und kommen würde. So geht es uns auch mit den Sponsoren. Wenn dann einer aber sieht, dass man so einen Event würdig präsentiert, dann steigen auch die Chancen, dass man auch beim nächsten Mal eine Zusammenarbeit erreichen kann.

LAOLA1: Ist die erfolgreiche Nachhaltigkeit das wichtigste Ziel dieser WM?

Weiß: Ganz klar, vor allem die Nachhaltigkeit im Bereich des Bekanntheitsgrades, aber es geht auch darum, Sponsoren der WM zu halten und zu schaffen, dass es wert ist, sich in dieser Sportart zu präsentieren.

LAOLA1: Es gibt während der WM auch eine Reihe an Side-Events: Ein Mittel, um Zuschauer für den Sport zu gewinnen oder ein notwendiges Geschäftsmodell?

Weiß: Wir müssen in einer Hinsicht schauen, dass wir für unsere Sportart auch etwas lukrieren können. Da geht eben viel über Gastronomie. Die machen wir selber und versuchen, Geld für die Ausrichter zu bekommen. Zweitens: Ich wage zu behaupten, beim Beachvolleyball–Grand-Slam in Klagenfurt ist Sport nicht immer die Hauptsache, sondern das, was sich rundherum abspielt. Wenn man da nicht am Puls der Zeit ist, hat man überhaupt keine Chance, dass man Menschen für Faustball gewinnt.

ÖFBB-Präsident Karl Weiß ist angespannt

LAOLA1: Im Juli hat mit der Heim-WM im American Football schon eine Randsportart gezeigt, wie es gehen kann. Ist dieses Turnier Vorbild für Faustball?

Weiß: Wir haben eher damals mit der Handball-EM zusammengearbeitet. Handball und Faustball waren früher einmal in einem Verband vereint. Da gibt es natürlich alte Bekanntschaften und nach wie vor ein Naheverhältnis der beiden Verbände. Wir hatten sehr guten Einblick in die Veranstaltungsstruktur, da konnten wir viel mitnehmen.

LAOLA1: Zum ersten Mal verlässt eine Faustball-WM in Österreich den oberösterreichischen Boden und spielt auch in Wien und Salzburg. Die Aufmerksamkeit soll wohl auch außerhalb der Hochburg gesteigert werden.

Weiß: Es ist ein unbedingtes Ziel. Die Strategie im Faustball-Verband geht auch in diese Richtung, dass die Landesverbände jede mögliche Unterstützung dafür bekommen. Es ist freilich immer schwieriger, etwas aufzubauen, wo man nicht so aus dem Vollen schöpfen kann wie in Oberösterreich. Das ist auch ein Mosaikstein, die Faustball-Bereiche in Wien und Salzburg wieder etwas mehr zu beleben. In Wien war der gegenwärtige Zustand nicht immer so, es war früher die Hochburg des Faustballs und zu Beginn wurden die Meisterschaften durchwegs immer in die Bundeshauptstadt geholt. Da ist dann einfach ein bisschen etwas verabsäumt worden, besonders im Schulbereich. Da hat Oberösterreich schwerpunktmäßig sehr viel investiert und das hat sich bezahlt gemacht. Die WM soll aber dazu beitragen, überall Leute in die Stadien zu bringen.

LAOLA1: Ist der Schulschwerpunkt der einzige Grund für das Faustball-Monopol in Oberösterreich?

Weiß: Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr Funktionär im oberösterreichischen Faustball-Verband und habe einfach miterlebt, wie die Schwerpunkte in Schulen gesetzt wurden, dann Lehrer herausgekommen sind, die wiederum den Sport in der Schule weiter betrieben haben. Es hat 1988 eine Studie gegeben, die besagte, dass 75 Prozent aller Sektionsleiter aus dem Lehrbereich gekommen sind. Da kann man sich natürlich vorstellen, dass da ein entsprechendes Fundament da ist.

LAOLA1: Am Interesse scheint es nicht zu mangeln: Das Viertelfinale etwa ist ausverkauft, für das Finale gibt es auch nur noch wenige Karten.

Weiß: Die Finanzen waren natürlich von Anfang an ein Thema. Wir hatten in unserer Budgetierung 200.000 Euro Eigenfinanzierung dabei. Es wurden 100.000 Euro für Einnahmen bilanziert, wobei uns dafür jeder belächelt hat. Am Anfang des Jahres waren wir aber schon nahe dieser Grenze, seit dem schlafe ich eigentlich recht gut.

LAOLA1: Am Finaltag werden in Pasching 6000-7000 Zuschauer erwartet. Wie ist diese Zuschauerzahl einzuordnen?

Weiß: In Oldenburg waren 2007 mehr beim WM-Finale dabei, aber in Deutschland waren die Voraussetzungen ganz andere. Wir haben gesagt, wenn wir 5000 Zuschauer nach Pasching lotsen können, dann haben wir sicher eine gute Atmosphäre. Jetzt sind wir wohl an beiden Tagen ausverkauft, das hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwarten dürfen. Unser Plan war anfangs eigentlich ins Linzer Stadion zu gehen, aber wegen des Umbaus ging das nicht.

LAOLA1: Österreich geht als Titelverteidiger und Favorit in das Turnier. In keinem anderen Mannschaftsbewerb kann das hierzulande eigentlich vor einem WM-Turnier behauptet werden. Wie stolz macht sie das?

Weiß: Vor vielen Jahren, als ich Vereinstrainer war, träumte ich, mit meiner Mannschaft Staatsmeister zu werden. Als Verbandspräsident haben wir vor vier Jahren den WM-Titel geholt, dem wir praktisch 40, 50 Jahre nachgelaufen sind. Das war grandios und man kann es sich nicht vorstellen, was das für ein Gefühl war. Es wird die allerschwierigste Mission, das noch einmal zu schaffen. Es wäre aber auch für mich noch einmal eine ganz tolle Sache, weil ich im Herbst meine Präsidentschaft niederlegen werde. Ich habe mittlerweile auch schon fünf Enkelkinder und irgendwer muss ihnen Faustball beibringen (lacht).

LAOLA1: Letzt Frage: Warum sollten sich Unentschlossene ein Spiel bei der Faustball-WM anschauen?

Weiß: Erstens aus Neugier, weil es durchaus sehenswert ist, einen Weltmeister aus dem eigenen Land präsentiert zu bekommen. Zweitens, weil ich denke, dass Faustball eine unglaublich attraktive Sportart sein kann, vor allem wenn die Weltklasse aufeinandertrifft. Akrobatik, Athletik – man wird staunen, was die Burschen an Bällen erreichen werden und wie sie überhaupt einen Ball behandeln. Wer den Schritt des Zuschauens geht, wird sicher nicht enttäuscht sein. Ich glaube, diese WM kann der zündende Event sein, um in Zukunft mehr Fans zu bekommen. Wir sind zuversichtlich, in organisatorischer Hinsicht ein Highlight setzen zu können und wenn unsere Burschen ihr Spiel spielen, dann können wir uns vielleicht über den zweiten WM-Titel freuen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler